Vernissage des Jahrbuchs «Archäologie Bern 2022»
07.07.2022 Aktuell, Lützelflüh, Kultur, GesellschaftSpannend gestaltet wurde diese durch die Referenten Adriano Boschetti, Kantonsarchäologe, sowie Fanny Puthod und Michel Franz, die den Fund von römischen Münzen im Luterbachtal wissenschaftlich bearbeitet haben. Ihr Beitrag «Geld für die Götter» basiert auf dem Fund von 71 römischen Münzen durch Marcel Schmutz. 2017 entdeckte der Metalldetektorgänger in
der Flur Grosshus bei Luterbach 46 römische Münzen und der Fund erweiterte sich auf 71 Stück. Marcel Schmutz übergab diese dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern.
Neue Perspektiven
«Die Funde aus der Flur Grosshus im Luterbachtal sind interessant, vergrössern sie doch die Anzahl der bis dahin bekannten römischen Funde im Emmental. Sie eröffnen so neue Perspektiven für die Erforschung der römischen Besiedelung dieser Region», erklärte Michel Franz zur Lage der Fundstelle. Marcel Schmutz entdeckte die ersten 46 Münzen auf einer Fläche von drei Quadratmetern und auch die 25 später geborgenen Münzen stammen aus dem gleichen Perimeter. Die meisten lagen in geringer Tiefe und waren nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt. Trotz intensiver Suche wurde Marcel Schmutz im Luterbachtal nicht erneut fündig. «Die Entdeckung der Münzen nahe des zentralen Steinbruchs und der Umstand, dass sie nur wenige Zentimeter tief in der Erde verborgen waren, lassen vermuten, dass sie beim Steinabbau umgelagert wurden», so die Erkenntnisse von Michel Franz. Er vermutet, dass die 71 Münzen konzentriert auf engem Raum lagen.
Numismatische Analyse
Mit einer umfassenden numismatischen Analyse faszinierte Fanny Puthod das Publikum. 3 der Münzen stammen aus der Römischen Republik, 67 aus der Römischen Kaiserzeit. «Die einzige moderne Münze wurde von Leopold (1830 – 1852), dem Grossherzog von Baden, herausgegeben», sagte sie einführend. Die Besonderheiten der Münzen aus der Zeit von Augustus, Tiberius, Caligula, Nero oder Vespasian liessen das Publikum staunen. Mit 12 Münzen ist die Regierungszeit Trajans und mit 11 Münzen jene von Domitian
belegt.
Fanny Puthod interpretierte den Münzfund als Ansammlung von Münzmotiven oder Münzgaben. Sie könnten im Rahmen eines Gelübdes, als Bitte, als Dank oder als Geschenk
den Göttern dargeboten worden sein. Ihr symbolischer Gehalt überstand auch Währungsreformen, weshalb sie als Gabe an die Götter verwendet wurden.
Sylvia Mosimann