Beatrice Kuster Müller, Gemeinderätin Ressort Finanzen, und Christoph Muralt, Leiter Finanzdirektion, stellten vergangene Woche an einer Medienkonferenz und später an der Stadtratssitzung die Jahresrechnung 2023 der Stadt Burgdorf vor. Die Präsentation erfolgte rund ein halbes Jahr nach Abschluss des Geschäftsjahrs, weil sie vorgängig vom Gemeinderat genehmigt, von der Revisionsstelle überprüft und von der Geschäftsprüfungskommission kontrolliert werden musste.

Gewinn im Gesamthaushalt, negative Zahlen im operativen Ergebnis
Die Jahresrechnung 2023 der Stadt Burgdorf schliesst mit einem Ertrags­überschuss von 6,6 Millionen Franken ab. Verantwortlich dafür sind vor allem budgetierte und nicht realisierte Investitionen. Der Ausschöpfungsgrad betrug 81 Prozent. Ohne die nicht budgetierten Investitionen aus der Zuführung des Parkhauses und der Überführung des Kontokorrent des Regionalen Eissportzentrums Emme AG in ein Darlehen beträgt der Ausschöpfungsgrad lediglich 41 Prozent. Komplexe Projekte können oft nicht wie geplant umgesetzt werden, weil Bewilligungen nicht im erwarteten Zeitraum erfolgen. Um dies zu verhindern, schlägt Kuster  Müller vor, nur bereits bewilligte Projekte zu budgetieren.
Der Gewinn im Allgemeinen Haushalt betrug 7,1 Millionen Franken. Der Gemeinderat schlug Rücklagen in die Spezialfinanzierungen (SF) Unterhalt Liegenschaften von einer Million Franken, Schulanlagen und Verwaltungsgebäude von 5,4 Millionen Franken und Schwankungsreserven von 0,4 Millionen Franken vor.
Die jährlichen Ausgaben übersteigen die Einnahmen im gleichen Zeitraum um rund 0,58 Millionen Franken, budgetiert waren knapp 0,21 Millionen Franken. Im operativen Ergebnis stünden immer negative Zahlen, so Kuster Müller. Eine diesbezügliche Verbesserung werde angestrebt. Trotzdem bezeichnete sie die Stadtfinanzen als gesund. Die Ausgaben seien ausgewogen für eine Stadt mit vielen Verpflichtungen wie Sport, Kultur, Bildung, Verwaltung und vielem mehr.

Abweichungen zum Budget
Der Finanzertrag war um 6,2 Millionen Franken, die Steuereinnahmen um 0,1 Millionen Franken und Entgelte um 2,0 Millionen Franken höher als budgetiert, der Transferaufwand um 0,9 Millionen Franken tiefer. Abschreibungen und der Finanz-, Sach- und Betriebsaufwand waren höher als budgetiert, die Personalkosten stiegen um 0,7 Millionen Franken.
Auch die Schulden stiegen im vergangenen Geschäftsjahr. Bei den langfristigen Darlehen ist ein Anstieg von 88 auf 90 Millionen Franken und bei kurzfristigen Darlehen von 13 auf 18 Millionen Franken zu beobachten. Im Jahr 2023 konnte die Stadt von einer günstigen Zinsentwicklung profitieren. In zukünftigen Budgets muss vermutlich mit höheren Fremdkapitalzinsen gerechnet werden.
Das Eigenkapital, bestehend aus Spezialfinanzierungen, Rücklagen, Vorfinanzierungen, finanzpolitischen Reserven, Neubewertungsreserven und dem Bilanzüberschuss, beträgt 98,3 Millionen Franken und ist gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Millionen Franken gesunken.

Meinungen der GPK und des Stadtrats
Der Präsident der GPK, Yves Greisler, befand den Geschäftsbericht 2023 als korrekt und rühmte die Übersichtlichkeit, den Informationsgehalt und die Darstellung. Alle Fraktionsvertretenden bedankten sich bei denen, die mitgeholfen hatten, diesen zu gestalten. Kritik gab es seitens der FDP. Jürg Kämpf äusserte sich kritisch gegenüber der Jahresrechnung 2023. Die höheren Steuereinnahmen seien einfach versandet. Zudem kritisierte er den schlechten Selbstfinanzierungsgrad. Ein ausgeglichenes Resultat werde lediglich durch Buchgewinne erzielt. Die FDP schaue mit sorgenvollem Blick auf die Schuldenentwicklung. Adrian Merz (Grüne) bemerkte dazu, dass die Stadt Burgdorf in den vergangenen 10 Jahren 10 Millionen Franken Schulden abgebaut habe und Gabriela Bannwart (SP) fand, Investitionen in die Bildung und Verwaltung seien gerechtfertigt.
Alle Anträge, die den Geschäftsbericht 2023 der Einwohnergemeinde Burgdorf betreffen, wurden einstimmig genehmigt. 

Helen Käser