Wenn das Hobby professionalisiert wird

  29.01.2025 Hettiswil, Sport

Sie stehen praktisch in jeder Bar und jedem Pub und erfreuen sich, wenn vorhanden, jeweils grosser Beliebtheit: Die Rede ist von Tischfussballtischen, umgangsprachlich «Töggelichaschte» genannt. Wer schon einmal mit den auf beiden Seiten an Stangen verteilten Figuren versucht hat, den Ball im gegnerischen Tor zu versenken, weiss um den hohen Spassfaktor des «Töggele». So erging es auch Stefan Knutti, wohnhaft in Hettiswil. Nur gehört er nicht zu den Laien-Spielenden wie die meisten, sondern hat sein Hobby professionalisiert. Stefan Knutti gewann im Jahr 2021 im Herren-Doppel den Vizeschweizermeistertitel und vertrat die Schweiz ein Jahr später an der Tischfussball-Weltmeisterschaft.
Ihm erging es mit dem «Töggelen» wie so vielen: «In meiner Schulzeit hatte ein Freund einen Tisch zu Hause, wo wir oft spielten.» Danach verlor Stefan Knutti den Bezug etwas, ehe er vor rund zehn Jahren bei Pub-Besuchen wieder aufs «Töggele» aufmerksam wurde. «Es zog mir Schritt für Schritt den Ärmel rein», so der 30-Jährige. «Ähnlich wie andere wurden wir im Pub jeweils von den Lokal-Matadoren herausgefordert und verloren daraufhin deutlich», erinnert sich der in Hettiswil wohnhafte Berner Oberländer lachend. Knapp zehn Jahre später gehört Stefan Knutti als Nationalspieler, WM-Teilnehmer und Vizeschweizermeister selbst zu den Lokal-Matadoren. «Ab und zu spielen wir natürlich auch noch im Pub und fordern jemanden heraus. Doch gegen Anfänger zu spielen, macht natürlich schon etwas weniger Spass als gegen Profis», meint er schmunzelnd.
Doch wie trainiert man das «Töggele» überhaupt? «Etwas vom Wichtigsten ist das Ballgefühl. Dieses eignet man sich durch fleissiges Spielen an», weiss der Experte. Genau das tat auch Stefan Knutti. Je mehr Zeit er in den Tischfussball investierte, desto besser wurden seine Fähigkeiten. Das Passen des Balles zwischen den Stangen gelinge bei fleissigem Üben immer besser. Der Hettiswiler vergleicht Tischfussball gerne mit dem Dartssport. «In beiden Fällen entscheiden letztlich das Mentale und der Fokus über Erfolg oder Misserfolg.»
Im Jahr 2014 trat Stefan Knutti dem TFC (Tischfussballclub) Simmental bei. Seither trainiert er in der Regel mindestens einmal wöchentlich für ein paar Stunden. «Zudem habe ich mir privat einen Tischfussballtisch angeschafft, wodurch ich zeitlich flexibel üben kann.»

Verschiedene Disziplinen auf verschiedenen Unterlagen
Mit dem namensgebenden Fussball hat Tischfussball abgesehen von den elf Figuren pro Mannschaft nicht viele Gemeinsamkeiten. Dennoch habe er sich beim erstmaligen Auflaufen für die Nationalmannschaft wie ein Fussballer gefühlt, der sich einen lang gehegten Traum erfüllen konnte. «Vor dem Wettkampf wurde auch die Nationalhymne gespielt. Das ist schon ein sehr tolles Gefühl», blickt Stefan Knutti auf sein Debüt zurück.
An Wettkämpfen wird in den Disziplinen «Einzel», «Doppel» und «Mixed» gespielt. Ein 20-seitiges Regelbuch steckt die Regeln ab. «Anders als oftmals im Pub sind an den Wettkämpfen Tore mit der 5er-Stange erlaubt», erklärt Stefan Knutti. Doch auch bei gleichbleibenden Regeln gibt es oftmals Unterschiede bei den Tischen und Bällen, denn nicht jeder Tisch ist gleich. Hier zieht Stefan Knutti Parallelen zu einer anderen berühmten Sportart: «Ich vergleiche die verschiedenen Untergründe ein bisschen mit dem Tennis, wo auf Sand oder Rasen gespielt wird.»
Sportlich hat Stefan Knutti seine Ziele mit dem Vizeschweizermeistertitel und der WM-Teilnahme erreicht. Auch wenn er sein Hobby professionell ausführt und einmal im Monat an einem grösseren Turnier teilnimmt, steht für ihn der Spassfaktor im Vordergrund. Gerade der gesellige Teil mache das «Töggele» aus. «Es macht mir einfach sehr grossen Spass. Gerade die Hand-Augen-Koordination fasziniert mich.»
Für Laien, die ihr Können am «Töggelichaschte» verbessern wollen, hat der Profi abschliessend auch einen Tipp: «Mit der Goalie-Figur sollte bei der Abwehr nicht zu sehr auf die gegnerischen Stürmer reagiert werden. Die Hand sollte ruhig sein und die Figur sollte in einem gewissen Rhythmus bewegt werden.»

Joel Sollberger

 


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