Stadtratssitzung im März – Biodiversität, Fernwärme und ein öffentlicher Park

  26.03.2025 Burgdorf, Aktuell, Politik

Ein weiterer Schritt zur Fernwärme­versorgung der Stadt Burgdorf
Der Ausbau der Fernwärmeversorgung in Burgdorf verlangt eine entsprechende Infrastruktur. Um den Raum für die Leitungen zu sichern, plant die Stadt Burgdorf, zusammen mit der Localnet AG ein kombiniertes Verfahren durchzuführen. Damit kann mit der Überbauungsordnung (UeO) der Raum für die Leitungen gesichert und gleichzeitig die Baubewilligung  erteilt werden. Letztere wäre damit zeitlich unbeschränkt gültig. Leitbehörde für dieses Verfahren ist das Amt für Umwelt und Energie (AUE) des Kantons Bern. Da die ganze Stadt von der Fernwärme betroffen ist, muss ein ordentliches Planungsverfahren durchgeführt werden.
Alle Sprecher/innen der Fraktionen stehen hinter der Fernwärme. Ueli von Känel (GLP) ersuchte den Gemeinderat (GR), die Bevölkerung regelmässig über die Fortschritte zu informieren und Simon Reusser (Grüne) bat darum, nach dem Aufbrechen des Bodens nur noch dort zu versiegeln, wo es nötig sei. Die Planung von Heizzentralen müsse frühzeitig erfolgen, ergänzte Manfred Schaffer (SP). Der Stadtrat (SR) stimmte dem Antrag einstimmig zu.

Biodiversität trotz baulicher Verdichtung
Die Grünen beauftragten den GR, bei baulicher Verdichtung von überbauten Parzellen oder bei verdichteter Bauweise von neuen Arealen einen ökologischen Ausgleich zu gewährleisten. Dazu gehören unversiegelte Flächen und biodiversitätsfördernde Begrünungen. Gleichzeitig sind solche Massnahmen auch für die Klimaanpassung und die Verhinderung von Hitzeinseln vorteilhaft. Damit soll die Lebensqualität für Menschen und Umwelt erhalten oder verbessert werden.
Der GR erklärte, dass die Stadt Burgdorf nach dem Grundsatz der «qualitätsvollen Siedlungsentwicklung nach innen» agiere. Dabei würden auch die Ansprüche und Bedürfnisse der Bereiche Flora und Fauna berücksichtigt. Die oberste Planungsebene sei das Stadtentwicklungskonzept (STEK), welches in den kommenden Jahren erarbeitet werde. Es regelt den Umgang mit Grünräumen im Siedlungsgebiet detailliert. Der GR beantragte den Auftrag zur Annahme.
Urs Wüthrich (EDU) stellte für seine Fraktion mit der SVP zusammen den Antrag, diesem Auftrag zuzustimmen und ihn gleichzeitig abzuschreiben. Das STEK berücksichtige Flora und Fauna. Zudem wies er auf die Gefahr der Überregulierung hin, was Jonas Lauwiner (König Jonas Lauwiner im Dienst für die Burgdorfer) unterstützte. Auch Shana Kuster (FDP) will nicht zu viele Vorschriften und Einschränkungen hinnehmen. Seitens der SP betonte Tanja Blume, dass die Biodiversität trotz der Stadtentwicklung wichtig bleiben müsse. Ian Thompson (GLP) forderte, dass das STEK auch für vorhandene Bauten gelten sollte. Christian Hedinger (Grüne) beklagte die Planung des neuen Aebi-Areals, wo kein Platz für Kinder sei.
Der Auftrag wurde mit 34 Ja- und 3 Nein-Stimmen klar angenommen, die Abschreibung des Auftrages mit 19 Nein- und 16 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt.

Öffnung des «Villa Schnell» Parks
Bei Entscheidungen zur «Villa Schnell» und zum dazugehörenden Park geht es eher langsam voran. Ein Auftrag der Grünen betreffend der Liegenschaft an der Steinhofstrasse 1 ist Ende März 2025 fällig. Seit Mai 2024 ist die Stadt mit dem Kanton in Kontakt. Nach mehreren Gesprächen steht fest, dass der nördliche Bereich des Parks ab Frühling 2025 der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll. Für die Gestaltung einer Testphase von einem Jahr soll der Quartierverein einbezogen werden. Dies geschieht jedoch erst nach der Nutzungsvereinbarung zwischen Kanton und Stadt.
Aus den Erkenntnissen der Testphase soll die Zielsetzung für eine nachfolgende und längerfristige Nutzung des Parks erfolgen und ein allfälliger Einbezug der «Villa Schnell» und der Nebengebäude geklärt werden.
Raff Fluri (SP) sieht in der teilweisen Öffnung des Parks einen Fortschritt bei den Verhandlungen mit dem Kanton. Er freut sich auf die Belebung des Parks. Jonas Lauwiner fürchtet, dass die Stadt damit zusätzlich finanziell belastet werde und lehnt die Verlängerung der Erfüllungsfrist ab. Auch die SVP könne der Verlängerung nicht zustimmen, wenn nicht klar sei, dass es bei den Verhandlungen mit dem Kanton um einen Nutzungsvertrag gehe, so Barbara Lüthi-Kohler. Einen eventuellen Kauf der Liegenschaft durch die Stadt könne die SVP aus finanziellen Gründen nicht befürworten.
Mit diesen Informationen stimmte der SR einer Verlängerung der Erfüllungsfrist um zwei Jahre mit 27  Ja und 10 Nein zu.

Interpellation Grünliberale Partei Burgdorf betreffend adaptive (intelligente) Strassenbeleuchtung
Die Grünliberale Partei bat den GR um Informationen zu adaptiven Beleuchtungssystemen. Die Umstellung der Strassenbeleuchtung auf LED führe zu einer Effizienzsteigerung und Reduzierung des Stromverbrauchs. Durch Bewegungsmelder oder das Dimmen in verkehrsarmen Zeiten können weitere Einsparungen gemacht werden.
Der GR erklärte, dass die Umstellung auf LED zu Stromeinsparungen von 70 Prozent  geführt habe. Eine dynamische Beleuchtung ergäbe zusätzliches Einsparpotenzial von rund 15 bis 20 Prozent. Ein Abschnitt eines öffentlichen Fussweges werde bereits dynamisch beleuchtet. Aus der Bevölkerung seien diesbezüglich jedoch keine Rückmeldungen gekommen.
Der GR hat die Baudirektion mit der zweiten Etappe der Erarbeitung des Sanierungskonzeptes «öffentliche Beleuchtung» beauftragt. Diese beinhaltet die Beleuchtung der Strassen und der übrigen öffentlichen Bereiche. Die Thematik der dynamischen Beleuchtungen wird dabei berücksichtigt und in einem Bericht erläutert.
Claudia von Känel (GLP) zeigte sich befriedigt mit der Antwort.

Abwesenheit aufgrund von Menstruationsbeschwerden
Mit einer Interpellation richteten die Grünen Burgdorf diverse Fragen betreffend Abwesenheit aufgrund von Menstruationsbeschwerden an den GR. Sie wollten damit ein Thema enttabuisieren, das oft nicht ernst genommen werde.
Der GR erläuterte den Umgang mit dieser Thematik: Menstruationsbeschwerden würden ernst genommen und hätten nach seinem Wissen noch nie zu Konflikten geführt. Er habe keine Kenntnisse von Abwesenheiten aufgrund von Menstruationsbeschwerden, doch bestehe grundsätzlich eine grosse Akzeptanz gegenüber Absenzen durch Beschwerden irgendwelcher Art. 2025 / 2026 führt die Stadtverwaltung ein Gesundheitsmanagement ein, bei dem das Thema Menstruationsbeschwerden behandelt werden könnte.
Vicky Müller (Grüne) äusserte sich enttäuscht über die Antwort. Es werde zwar erklärt, dass die Problematik ernst genommen werde, doch bis anhin seien Menstruationsbeschwerden nicht thematisiert worden. Deshalb fehle auch das Wissen darüber. Sie lasse das Thema nicht fallen.

Angebote für Jugendliche im Jugendtreff Waldeggweg
Mit einer Interpellation betreffend Angebote für Jugendliche im Jugendtreff Waldeggweg gelangte Die Mitte an den GR. Sie hat von Jugendlichen erfahren, dass das Angebot der Stadt klein sei.
Der GR erklärte, dass jede Öffnungszeit des Jugendtreffs personalintensiv sei. Durch die grosse Beliebtheit des Jugendtreffs Waldeggweg werde jeder Anlass von rund 30 Jugendlichen besucht. Darum entschied man sich für eine Trennung nach Altersgruppen. Eine Erweiterung der Treffzeiten wäre theoretisch um bis zu elf zusätzliche Zeitfenster pro Woche möglich, was 3,12 Vollzeitstellen entspräche. Neben den fehlenden personellen Ressourcen sind auch nachbarschaftliche und rechtliche Auflagen zu berücksichtigen. Hingegen besteht die Möglichkeit, den Raum für private Feiern zu mieten.
Der GR bekräftigte, dass er laufend prüfe, wie bestehende Angebote weiterentwickelt werden könnten. Er wies auf das «El Beledia» und die Kulturhalle Sägegasse hin, weitere Treffpunkte ohne Konsumationszwang. Die Herausforderung bestehe darin, Lösungen zu finden, die neben Autonomiewünschen auch die Verantwortung berücksichtigen. Interessierte Jugendliche können mit der Jugendbeauftragten Kontakt aufnehmen und gemeinsam umsetzbare Lösungen entwickeln. Das Büro der Jugendarbeit befindet sich an der Kronenhalde 3.
Carmen Baumeler (Die Mitte) äusserte sich befriedigt von dieser Antwort und regte an, bei der Schulraum- und Tagesschulplanung Jugendräume einzubeziehen.

Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen
Ein Auftrag der Grünen, SP und EVP betreffend öffentlichem Beschaffungswesen wurde im März 2023 an den GR überwiesen und im Juni 2024 aufrechterhalten. Da dieser am 27. März 2025 fällig ist, entschied der SR mit 30 Ja-Stimmen, den Auftrag um zwei Jahre zu verlängern.  
Die nächste Stadtratssitzung findet am 12. Mai 2025 um 19.00 Uhr statt.

Helen Käser

Informationen aus dem Gemeinderat
Gemeinderätin Beatrice Kuster Müller informierte, dass die Begleitgruppe «Schulraumentwicklung», bestehend aus Stadträten/-innen der Fraktionen, am 4. März 2025 über die Grundlagen, die getätigten Abklärungen und umgesetzten Massnahmen informiert wurde. In der Funktion als Politiker/innen werden diese vorwiegend für die zeitliche Planung und die Finanzierung beratend zur Seite stehen.
Stadtpräsident Stefan Berger informierte über eine spezielle Kunstausstellung im Museum Franz Gertsch. Bis Ende August 2025 zeigt das Museum unter dem Titel «Vielfältiges Emmental» Kunst aus den Gemeinden der Regionalkonferenz. Neben Kunstwerken von Emmentaler Künstlern/-innen sind Bilder mit Bezug zum Emmental zu bestaunen.
Gemeinderat Michael Ritter hat die vom Gemeinderat verabschiedete Sozialraum­analyse aufgeschaltet. Der Fokus liegt auf Kindern und Jugendlichen. Im Vordergrund steht das Thema Spielplätze, vor allem die Erneuerung bestehender und die Schaffung neuer Spielplätze und deren Erschliessung.

 


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