«Mit meiner Kandidatur möchte ich dem Volk eine Wahl bieten»

  30.10.2024 Burgdorf, Aktuell, Gesellschaft, Politik

«D’REGION»: Seit wann interessieren Sie sich für Politik und welche politischen Erfahrungswerte bringen Sie mit?
Jonas Lauwiner: Ich verfolge das politische Geschehen seit Längerem aufmerksam. Vielfach ärgere ich mich über die Politiker/innen und deren Vorgehen, Eigeninteressen ins Zentrum zu stellen oder sich nur für ihre Klientel einzusetzen. Über politische Erfahrungen verfüge ich bisher nicht – abgesehen von der Nutzung des Wahl- und Stimmrechts. Ich bin aber vielseitig interessiert und überzeugt, dass ich mich – im Falle meiner Wahl zum Stadtpräsidenten – rasch in die Materie und die Geschäfte einarbeiten könnte. Jeder bisherige Stapi musste einmal bei null anfangen und ist auf die Unterstützung durch Mitarbeitende angewiesen. Ich bringe jedoch wertvolles wirtschaftliches Know-how mit und weiss, wie man mit Geld umgeht. Ich bin ausgebildeter Automatiker, absolvierte die BVS Business-School in Bern und bin Landbesitzer. Weiter habe ich die Pilotenschule besucht und die entsprechende Lizenz für einmotorige Propellerflugzeuge erworben.

«D’REGION»: Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, als Stadtpräsident zu kandidieren?
Jonas Lauwiner: Ich habe meinen Wohnsitz eigens nach Burgdorf verlegt, um mich politisch einbringen zu können. In Burgdorf besitze ich mein grösstes Stück Land mit einer Fläche von 5842 Quadratmetern. Die lokale und regionale Politik tangiert mich also direkt. Mich stört, dass wir in Burgdorf und generell im Kanton Bern viel zu hohe Steuern bezahlen müssen und dass zu wenig sparsam mit den öffentlichen Geldern umgegangen wird. Da ist beispielsweise der Kanton Zug mit seiner Tiefsteuerstrategie viel attraktiver. Mit meiner Kandidatur möchte ich dem Volk eine Wahl bieten, da Stefan Berger sonst still im Amt bestätigt würde. Ich möchte für die Stadt Burgdorf gute Arbeit leisten – es geht mir nicht um Einfluss und Geld.
Als Stadtpräsident würde ich sogleich auf die Hälfte meines Gehalts verzichten, um den Burgdorferinnen und Burgdorfern beziehungsweise der Stadt etwas zurückzugeben. Auf vier Jahre hochgerechnet kommt dadurch bereits ein ansehnlicher Betrag zusammen. Mich stört zudem, dass bei vielen Projekten die teuerste und luxuriöseste Lösung favorisiert wird, welche keineswegs automatisch die beste Option darstellt. Hier sollte mehr Vernunft walten. Das möchte ich ändern. Geld soll nur ausgegeben werden, wenn die grosse Mehrheit davon profitiert. Dafür sind mutige Entscheide notwendig, die ich zu treffen gewillt wäre. Selbstverständlich könnte ich nicht alles nach eigenem Gutdünken verändern, da ich in das Gemeinderatsgremium und das politische System eingebunden wäre. Nicht jedes Projekt, das sich jemand wünscht, muss von der Stadt realisiert werden. Personen und Vereine sollten vermehrt selber aktiv werden, sich zusammenschliessen und etwas auf die Beine stellen.

«D’REGION»: Über welche Charaktereigenschaften sollte ein Stadtpräsident Ihrer Meinung nach verfügen?
Jonas Lauwiner: Als Stadtpräsident muss man spüren, was die Mehrheit der Bevölkerung will und was dieser dient. Man sollte nicht die Ziele einer Partei – sei es der SP, der SVP oder der FDP – vertreten, sondern auf die Anliegen der ganzen Bevölkerung eingehen.

«D’REGION»: Ein politisches Dauerthema ist die finanzielle Lage der Stadt Burgdorf. Die Schulden belaufen sich auf über 100 Millionen Franken. Mit welchen Massnahmen lässt sich die Problematik in den Griff kriegen?
Jonas Lauwiner: Man muss verantwortungsvoller mit den öffentlichen Gel­dern umgehen. Dafür sind schmerzhafte Entscheide notwendig. Sparen ist das A und O. Parallel dazu muss versucht werden, Abläufe effizienter zu gestalten.

«D’REGION»: Burgdorf versteht sich traditionell als Bildungsstadt. Die Herausforderungen im Bereich Bildung sind gegenwärtig allerdings gross. Die Bereitstellung des notwendigen Schulraums erfordert gewaltige Investitionen. Mit dem näher rückenden Wegzug der bisher in Burgdorf angebotenen Studiengänge der Fachhochschule verliert der Bildungsstandort zudem an Attraktivität. Weiter will der Regierungsrat aus Spargründen auf die Realisierung des Bildungscampus Burgdorf mit Technischer Fachschule und erweitertem Gymnasium verzichten. Wie wollen Sie die Zukunft der Bildungsstadt Burgdorf sicherstellen?
Jonas Lauwiner: Ein gutes Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche bis zur Lehre ist mir ein wichtiges Anliegen. Um Mädchen und Knaben auf ein ansprechendes Niveau zu bringen, sind gute Lehrpersonen und eine zweckmässige Infrastruktur entscheidend. Letztere muss zwingend bereitgestellt werden – dafür sind auch Inves­titionen notwendig. Architektonische Luxuslösungen mit Kunstwerken an den Wänden sind allerdings unnötig und nicht ausschlaggebend für den Lernerfolg. Hier wird oft übertrieben. Ein Pult ist letztlich ein Pult – es ist kaum sinnvoll, immer das teuerste Mobiliar einzukaufen.
Ich glaube kaum, dass die Ansiedlung der Technischen Fachschule eine grosse Bereicherung für die Standortattraktivität von Burgdorf bedeuten würde – weder in finanzieller Hinsicht noch bezüglich der Reputation.

«D’REGION»: Burgdorf hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt und strebt bis 2030 für die Stadtverwaltung und bis 2050 für das gesamte Stadtgebiet das Netto-Null-Ziel an. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Jonas Lauwiner: Ich bin dagegen. Burgdorf ist bereits heute sehr ökologisch unterwegs. Man sollte nichts erzwingen und nicht zu viele Vorschriften für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen einführen. Es ist nicht die Aufgabe von Burgdorf, die Welt zu retten. Zudem werden im technologischen Bereich immer wieder gewaltige Fortschritte erzielt, von der auch die Umwelt profitiert. Sobald diese ausgereift sind, setzen sie sich – falls von den Bürgerinnen und Bürgern akzeptiert – auf dem Mark auch durch. Mehr Kopfzerbrechen als die Umwelt bereiten mir gegenwärtig die hohen Strompreise.

«D’REGION»: Welche Projekte haben für Sie – im Falle Ihrer Wahl – in den kommenden Jahren oberste Priorität?
Jonas Lauwiner: Wie erwähnt sollten die Stromkosten gesenkt werden. Davon profitieren Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Unternehmen. Wie sich das bewerkstelligen lässt, muss geprüft werden. Hier wäre die Localnet AG, die sich im Besitz der Stadt befindet, in der Pflicht.
Weiter setze ich mich für einen flüssigen Verkehr ein. Temporeduktions-Massnahmen stehe ich skeptisch gegenüber. Das Auto soll weiterhin seine Daseinsberechtigung haben – nicht nur das Fahrrad.
Generell möchte ich – sofern es in meiner Kompetenz liegt – zahlreiche Reformen initiieren und die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger verbessern. Viele Entscheide werden natürlich auf kantonaler Ebene gefällt – aber irgendwo muss man ja beginnen, um Veränderungen anzustossen.

«D’REGION»: Was bedeutet Lebensqualität für Sie?   
Jonas Lauwiner: Unter Lebensqualität verstehe ich Freiheit, Sicherheit, einen flüssigen Verkehr, tiefe Energiekosten, günstigen Wohnraum und Sauberkeit. Freiheit heisst, über das monatliche Einkommen frei zu verfügen und nur wenig Steuern zu bezahlen.

«D’REGION»: Stehen Sie auch mit anderen Parteien in Kontakt?
Jonas Lauwiner: Ich bin ein Einzelkämpfer und stehe abseits vom hiesigen Parteienklüngel. Ich vertrete eine klare Meinung und neige weniger zu Kompromissen als die etablierten Politiker/innen.

«D’REGION»: Sie haben sich eigens in Burgdorf angemeldet, um sich politisch einzubringen. Bleiben Sie weiterhin Bürger von Burgdorf, falls Ihre Kandidatur – sei es als Stadtpräsident, Gemeinderat oder Stadtrat – zu keinem Erfolg führt?
Jonas Lauwiner: Das sehen wir dann. Wenn mich die Burgdorferinnen und Burgdorfer nicht wählen, ist das der Wille der Einwohnerinnen und Einwohner und ich akzeptiere das gerne.


Interview: Markus Hofer


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote