Einer der Besten seines Fachs
25.04.2025 Sport, Höchstetten, Vereine«D’REGION»: Bevor wir auf die aktuelle Saison eingehen: Wie war dein Winter nach dem Titelgewinn des Schlägerkönigs am Eidgenössischen Hornusserfest 2024 in Höchstetten?
Stefan Studer: Ich trage immer noch sehr viel Freude in mir. Das Erlebnis, das «Eidgenössische» bei uns zu Hause zu gewinnen, ist einfach unbeschreiblich. Es geht dabei nicht nur um den persönlichen Titel, sondern vor allem um das, was wir als Mannschaft, als Gesellschaft und als Dorf gemeinsam erreicht haben. Manchmal kommt mir das alles immer noch surreal vor und ich frage mich, wie es überhaupt möglich war und wie perfekt dabei alles abgelaufen ist. Man könnte die Geschichte nicht besser schreiben. Dieses Fest werde ich mein Leben lang in bester Erinnerung behalten.
«D’REGION»: Hat sich für dich etwas geändert seit dem Titel?
Stefan Studer: Eigentlich nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich die Sache immer noch mit der gleichen Einstellung angehe wie vorher. Was sich jedoch verändert hat, ist eine gewisse Lockerheit, die ich jetzt in mir spüre. Mir ist auch bewusst geworden, welchen Druck ich mir in der Vergangenheit selbst auferlegt habe.
«D’REGION»: Wenn wir kurz zurückblicken: Den Sieg in der Einzelwertung der NLA hast du im letzten Spiel der vergangenen Saison knapp verfehlt. Wer vor Ort war, hat gemerkt, dass die Enttäuschung gross war. Beim Königstich, wie auch in der Meisterschaft, war der letzte Abschlag nicht ideal. Hast du dafür eine Erklärung?
Stefan Studer: Ich gehe immer mit dem Ziel an den Start, mein Bestes zu geben und jeden Schlag optimal zu treffen. Direkt nach dem Spiel war die Enttäuschung gross, weil ich wusste, dass ich die Meisterschaft hätte gewinnen können, wenn alles nach Plan gelaufen wäre.
Im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist. Es hat mir gezeigt, dass ich noch einmal intensiver daran arbeiten muss, und genau das habe ich dann auch mit meiner Mentaltrainerin getan.
Wir haben gemeinsam festgestellt, dass ich zu verbissen war. Aus diesem Grund haben wir im Mentaltraining sogenannte Anker gesetzt, damit ich in solchen Situationen künftig besser reagieren kann.
Diese Erkenntnisse waren entscheidend für den Erfolg beim «Eidgenössischen». So konnte ich bis zum letzten Schlag im Königstich alle Streiche perfekt treffen.
«D’REGION»: Was hältst du vom Königstich?
Stefan Studer: Ich finde den Königstich für unseren Sport genial und sehr attraktiv für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Für denjenigen, der die 1. Stärkeklasse gewinnt, ist es allerdings eine schwierige Ausgangslage.
«D’REGION»: Du konntest für dich persönlich deine grossen Ziele erreichen. Hinzu kam der Festsieg mit Höchstetten A – und das ausgerechnet am Heimfest. War das besonders speziell?
Stefan Studer: Für mich persönlich war es eine absolut geniale Entschädigung nach all den zum Teil bitteren Niederlagen in der Vergangenheit. Es ist einfach eine wunderschöne Geschichte, dass all das ausgerechnet zu Hause erreicht werden konnte. Was unser Team in den letzten Jahren geleistet hat, macht mich unglaublich stolz.
«D’REGION»: Zur aktuellen Saison: In der ersten Runde haben Bern-Beundenfeld A und Wäseli A Höchstetten A als Titelverteidiger überschlagen. Wie schätzt du die Stärke eures Teams ein?
Stefan Studer: Wir wissen, was wir können und auf welche Aspekte wir uns konzentrieren müssen. Wir haben einen sehr starken Kader. Wir haben noch etwas Luft nach oben und das ist auch gut so. Nun wollen wir uns von Spiel zu Spiel weiter steigern und sind dabei auf einem guten Weg.
«D’REGION»: Was sagst du dazu, dass der Schwingerkönig Christian Stucki wieder aktiv hornusst und bereits in der ersten Runde geglänzt hat? Du selbst hast ja schliesslich auch eine Vergangenheit als Schwinger ...
Stefan Studer: Ich freue mich sehr, dass er nun wieder beim Hornussen anzutreffen ist. Er war früher schon ein Hornusser und ich habe es verstanden, dass es während seiner erfolgreichen Schwingerkarriere zeitlich nicht möglich war, sich dem Hornussen zu widmen. Für mich ist er eine echte Bereicherung für unseren Sport. Es ist schön, einen solchen Sportler in unseren Reihen zu haben.
Ich war beim zweiten Umgang vor Ort, wir haben uns begrüsst. Die Gratulation muss ich wohl noch nachholen.
«D’REGION»: Was sind die Ziele für diese Saison?
Stefan Studer: Mit der Mannschaft wollen wir keine Nummer kassieren und den Schweizermeistertitel verteidigen. Wir streben zudem an, die Feste zu gewinnen, was jedoch nur mit einer fehlerfreien Riesarbeit möglich ist.
Persönlich wäre es schön, wenn ich es wieder einmal schaffen könnte, Schweizermeister zu werden. Der interne Konkurrenzkampf ist jedoch sehr hoch, was es sicher nicht einfach macht.
«D’REGION»: Ist die starke Konkurrenz im Team der Grund für die Erfolge der letzten Jahre?
Stefan Studer: Aus meiner Sicht macht es dich stärker, wenn du in einem starken Team mit vielen Spitzenschlägern spielen kannst. Wenn du bereits im Training die Möglichkeit hast, dich mit ihnen zu messen, wirst du besser und lässt nicht nach. Wichtig ist jedoch auch, dass du deinen Teamkollegen den Erfolg gönnen kannst. An erster Stelle steht das Team. Es ist das Besondere an unserem Sport, dass man als Teil des Teams Erfolge feiern kann, aber auch als Einzelperson eigene Erfolge erzielt.
«D’REGION»: Gibt es noch etwas, das du beim Hornussen erreichen willst?
Stefan Studer: Für mich ist mit dem Titel des Schlägerkönigs ein Kindheits-
traum in Erfüllung gegangen. Damit einher geht eine grosse persönliche Genugtuung. Als Kind war ich oft mit meinen Grosseltern, die in Zuchwil wohnten, spazieren und habe dabei das Training unter anderem von den Gebrüdern Binggeli und Jürg Eggimann beobachtet. Damals habe ich mir das Ziel gesetzt: Ich möchte auch einmal so gut werden wie sie. Sie haben mich in jungen Jahren sehr geprägt.
«D’REGION»: Was tut ihr als Team dafür, dass ihr weiterhin an der Spitze bleiben könnt?
Stefan Studer: Es ist nicht einfach, das hohe Niveau zu halten. Der Nachwuchs hat heutzutage oft auch andere Interessen, die neben dem Hornussen wichtig sind. Für mich gab es in diesem Alter nur Hornussen und ich habe alles für diesen Sport gegeben. Wir diskutieren intensiv darüber und suchen kontinuierlich nach Wegen, um auch in Zukunft an der Spitze zu bleiben. Das ist ein Prozess, der nie endet und über Jahre hinweg durch eine durchdachte Vereinsstrategie geführt werden muss.
Bruno Ryser