Eine sich wiederholende Faszination

  24.07.2024 Utzenstorf, Gesellschaft

Die Natur ist auf unterschiedlichste Art und Weise faszinierend. Beispielsweise bei der Entstehung von Schmetterlingen. Aus einem Ei, meist nicht grösser als ein Stecknadelkopf, schlüpft eine Raupe. Nach einigen Wochen fressen und mehrmaligem Abwerfen und Verzehren der Haut verpuppt sich diese und wird schliesslich zu einem umherfliegenden, farbenprächtigen Schmetterling. Dieses kleine Naturspektakel fasziniert Jolanda Ernst aus Utzens­torf und war der Grund, weshalb sie vor über 20 Jahren mit der Aufzucht von Schwalbenschwänzen begann. «In einem Zeitungsbericht las ich von einer Frau, die Schwalbenschwänze aufzog. Schon von Kindesbeinen an war ich von der Natur fasziniert und nach einem Besuch bei der Frau und einem Einblick in ihre Leidenschaft wusste ich, dass das auch für mich als Naturfreundin etwas sein könnte», erzählt die 71-Jährige. «Der Prozess, wie aus einer Raupe ein wunderschöner Schmetterling wird, begeistert und fasziniert mich», schwärmt sie.
Mit der Aufzucht von Schwalbenschwänzen kann Jolanda Ernst zudem zwei weitere Hobbys ideal kombinieren. Jolanda Ernst fotografiert gerne und verbringt viel Zeit draussen in ihrem Garten. Für die Schwalbenschwänze pflanzt sie jeweils extra Fenchel. «Eigentlich spricht man bei den Raupen der Schwalbenschwänze aufgrund ihrer Vorliebe für Karotten umgangssprachlich von ‹Rüebliraupen›, doch bei denen in meinem Garten trifft eher der Begriff ‹Fenchelraupen› zu», erzählt sie lachend.
Sobald Jolanda Ernst in ihrem Garten einen Schwalbenschwanz umherfliegen sieht, macht sie sich auf die Suche nach den winzigen Eiern, um diese vor Schädlingen und Räubern wie Spinnen oder Insekten zu schützen. Sind die Eier gefunden, setzt sie diese auf die Pflanzen in ihrer Wohnung. Schlüpfen die Raupen, fressen diese während rund vier Wochen. Bei einer gewissen Grösse steht für die Raupen ein Umzug an und Jolanda Ernst bringt sie in einem der drei Aerarien (Netzbehälter für Schmetterlingsraupen) in ihrem Garten unter. «Anschliessend verpuppen sich die Raupen, ehe ein wunderschöner Schmetterling schlüpft», weiss die Expertin. Die geschlüpften Schwalbenschwänze werden anschliessend freigelassen. Aktuell befinden sich rund 44 Raupen in der Obhut der Utzens­torferin. «Ein Highlight war definitiv, als ich vor einigen Jahren 120 bis 130 Schwalbenschwänze aufzog.»
Mit ihrer grossen Freude an Schmetterlingen ist Jolanda Ernst nicht allein. In ihrem Wohnquartier konnte sie eine Nachbarin für ihre Leidenschaft gewinnen, mit welcher sie sich nun fleissig austauscht. Beim Treffen mit Jolanda Ernst kommt zudem ein Nachbar vorbei und bringt frische Fenchelsträucher. «Man weiss um meine Leidenschaft», meint Jolanda Ernst lächelnd. Die Schwalbenschwänze seien zwar eher selten, doch dadurch, dass immer mehr Leute diese als Hobby aufzögen, gebe es auch immer mehr, führt sie aus. Sie schätze den Austausch mit Gleichgesinnten, sei es mit ihrer Nachbarin oder in den sozialen Netzwerken. Der Tipp der Expertin für Neuanfänger/innen: «Am besten schafft man sich ein Aerarium an, dank dem die Eier und Raupen vor Schädlingen und Feinden geschützt sind. Aus eigener Erfahrung kann ich zudem empfehlen, das Aerarium mit den Puppen beim Einwintern keinesfalls nach drinnen zu nehmen, da die Schmetterlinge sonst entgegen dem Zyklus schlüpfen», meint sie schmunzelnd.
Die geschlüpften Falter fliegen in der Regel in maximal drei Generationen. Die ersten schlüpften bei Jolanda Ernst im Mai dieses Jahres. Neue Eier konnte die Naturfreundin aufgrund des schlechten Wetters in den vergangenen zwei Monaten keine einsammeln.
Die Lebensdauer eines Schmetterlings beträgt etwa drei bis vier Wochen. In dieser Zeit legt er nach der Paarung fleissig Eier. Diese gilt es dann wieder einzusammeln. «Es ist eine sich wiederholende Faszination», so das treffende Fazit von Jolanda Ernst.

Joel Sollberger


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