Eine besondere Ausstellung im Werkstattladen
20.08.2024 Utzenstorf, GesellschaftIm hinteren Teil des Bueche-Werkstattladens beim Bahnhof können zur Zeit Kunstwerke bewundert (und gekauft) werden, die bis jetzt dort nicht zu finden waren: Unter anderem sind da Bilder, 3-D-Karten, Handy-Ständer, filigran dekorierte Untersetzer und gehäkelte Tiere zu sehen. Diese wunderschönen Werkstücke wurden zwar nicht im Atelier oder in der Werkstatt des Wohnheims angefertigt, sind aber doch mit der «Bueche» eng verbunden: Es sind nämlich alles Werke von Bewohnenden oder externen Mitarbeitenden des Wohnheims Bueche – Werke, die diese in der Freizeit angefertigt haben. Wie Johanna Müller vom Bueche-Team erklärt, hätten viele «Bueche-Leute» eine künstlerische und kreative Ader: «Um unseren Bewohnenden und externen Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, auch ihre eigenen Sachen auszustellen, haben wir uns entschlossen, diese Ecke einzurichten.»
Zwei der Ausstellenden sind Sabine Buri und Thomas Gindrat. Beide sind handwerklich vielseitig begabt und arbeiten unter anderem mit Wolle, Papier, Ton, Metall und etlichen weiteren Materialien. Als sie vom Projekt im Werkstattladen erfuhren, freuten sie sich sehr – und entschieden sich, mitzumachen und einen kleinen Einblick in ihre Hobbys zu geben. Sabine Buri stellt nun allerliebste Häkeltiere aus, die sie ganz ohne Anleitung aus dem Kopf heraus herstellt, Thomas zeigt Gindrat wunderschöne 3-D-Karten.
«Bueche-Werkstatt ist ein nahrhafter Boden zum Ausleben der Kreativität»
Wie Sabine Buri berichtet, seien das Atelier und die Werkstatt der «Bueche» ein Ort, wo bereits vorhandene Kreativität wachsen und gedeihen könne: «Frau Duppenthaler und Frau Müller geben uns Spielraum für die eigene Kreativität und unterstützen uns, indem sie Vorschläge bringen, wie wir unsere Ideen und Vorstellungen umsetzen könnten. Das ist extrem anregend.» Thomas Gindrat ergänzt: «Auch Herr Ammann, der für die Werkstatt verantwortlich ist, sagt immer wieder, dass wir uns getrauen sollen, neue Sachen auszuprobieren – er meint, das mache die Werke individuell.»
Anerkennung und Wertschätzung sind wichtig
Sie handarbeite sehr gerne, erzählt Sabine Buri, die auch regelmässig im Strickkreis Kirchberg mitmacht: «Stricken und Häkeln ist meditativ und tut einfach gut. Ich habe aber natürlich schon den Ehrgeiz, dass meine Häkelarbeiten schön aussehen – und es kann durchaus auch sein, dass ich mal eine Arbeit auflöse und wieder von vorne beginne, wenn sie mir nicht gefällt – Qualität steht für mich klar über Quantität.» Sie freue sich immer, wenn sie wieder ein Tierchen fertiggestellt habe: «Aber es macht gleich doppelt Freude, wenn andere sich ebenfalls über meine Werke freuen.» Gerade wenn man nicht mehr im ersten Arbeitsmarkt arbeite, tue es unglaublich gut, Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren: «Hier in der ‹Bueche› haben wir genau so ein Umfeld, wo achtsam und wertschätzend miteinander umgegangen wird – und wo ich als Person mit Ressourcen wahrgenommen werde. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Möglichkeit, neue Materialien und Techniken kennenzulernen
Durch die (vorgegebenen) Arbeiten im Atelier und in der Werkstatt gebe es die Möglichkeit, neue Materialien und Techniken kennenzulernen, erklärt Thomas Gindrat: «So können Ideen, die ich bereits irgendwo im Hinterkopf habe, langsam wachsen und sich entwickeln, bis ich eine genaue Vorstellung habe, was ich gerne machen möchte – und dann kann ich loslegen.» Natürlich müsse er trotzdem immer noch vieles ausprobieren – ganz wie Herr Ammann das immer sage. «So habe ich zum Beispiel gemerkt, dass ich bei den Karten für die obere Schicht nicht nur eine Schicht Kleber benötige, sondern immer zwei, damit es gut aussieht.» Oder er habe bei einer Karte viele kleine Blümchen in 3-D gemacht: «Das war aber so extrem aufwendig, dass ich nach einer Karte fand, das sei die erste und letzte solche Karte gewesen …» Jetzt habe er aber die richtige Grösse für 3-D-Formen gefunden, fügt Thomas Gindrat lachend hinzu: «Wenn es mir langweilig wird mit diesen Karten, werde ich einfach wieder etwas Neues ausprobieren.»
Die privaten Werke der Bewohnenden und externen Mitarbeitenden der «Bueche» werden bis Ende September im Werkstattladen ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Was jedoch schon jetzt klar ist: Die ausgestellten Kunstwerke sind beliebt. Denn bereits in den ersten Tagen sind etliche von ihnen über den Ladentisch gegangen …
Andrea Flückiger