Die Oberstufe Pestalozzi zu Besuch beim Burgdorfer Stadtrat

  29.10.2024 Burgdorf, Aktuell, Bildung / Schule, Politik

Normalerweise finden die Burgdorfer Stadtratssitzungen jeweils an einem Montag statt. Eine Ausnahme bildete der vergangene Donnerstag, als die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Pestalozzi im Gemeinde­saal am Kirchbühl dort Platz nahmen, wo sonst die Stadträtinnen und Stadträte sitzen. Unter der Leitung von Stadtratspräsidentin Anette Vogt (SP) und bei Anwesenheit von Mitgliedern des Stadt- und Gemeinderats wurden mit den Oberstufenklassen Stadtratssitzungen simuliert. Dadurch erhielten die Jugendlichen einen Einblick in die Tätigkeiten des Stadtrats sowie in die demokratischen Prozesse der Emmestadt.

Fiktive Jugendanträge wurden realitätsgetreu verhandelt
Die Schülerinnen und Schüler setzten sich im Vorfeld mit verschiedenen Themen auseinander und erarbeiteten unterschiedliche Jugendanträge, die Eingang in die Traktandenliste fanden und anschliessend diskutiert wurden. Bevor fleissig debattiert und argumentiert wurde, erläuterte Anette Vogt die Abläufe einer Stadtratssitzung. Per Appell wurde – wie in echt – die Anzahl anwesender Jugendlicher, die in die Rolle von Stadträtinnen und Stadträten schlüpften, eruiert. «Mit 22 anwesenden Personen ist die Versammlung beschlussfähig», liess Anette Vogt verlauten. Damit dies auch in der Praxis der Fall ist, benötigt es jeweils eine einfache Mehrheit an Anwesenden der gesamthaft 40 Stadt­ratsmitglieder.
Die Jugendlichen konnten schon von Beginn an mit ihrem politischen Fachwissen glänzen. Ohne Mühe zählten die Schülerinnen und Schüler auf Nachfrage von Anette Vogt die im Stadtrat Burgdorf vertretenen Parteien auf. Danach kam einer der erarbeiteten Jugendanträge zur Sprache. Die Jugendlichen der Klasse 8b stellten den fiktiven Antrag «Lernlektionen», durch welchen zwei Lektionen des Fachs IVW (Individuelle Vertiefung und Weiterbildung) anders genutzt werden sollen. «Anstatt des Fachs IVW sollen die zwei Lektionen, unter der Aufsicht und mit der Betreuung von Lehrpersonen, uns Schülerinnen und Schülern individuell zu Verfügung stehen. Dadurch können wir die Zeit, je nach Bedürfnis, für das Lernen nutzen», erläuterte eine Schülerin. Daraufhin wurde der Antrag fleissig diskutiert. «Dadurch stehen wir weniger unter Stress, da wir in unserer Freizeit weniger Zeit ins Lernen investieren müssen», argumentierte einer der Schüler. Die Jugendlichen stellten sich den interessierten Fragen der anwesenden Stadtratsmitglieder Marc Bracher (SVP), Hermann Dür (SVP), Peter Hauser (SP), David Hirschi (EVP), Franca Maurer (Grüne), Manfred Schaffer (SP), Stadtratsvizepräsident Philipp Schärf (GLP), Beryll Veraguth (EVP) sowie Gemeinderat Theophil Bucher (Grüne) und betonten weiter fleissig die Vorteile ihres Antrags. «Lernen soll in der Schule erfolgen», fasste Stadtratspräsidentin Anette Vogt zusammen. Die Debatte zeigte die Mechanismen der politischen, demokratischen Prozesse eindrücklich auf. Schliesslich wurde den Schülerinnen und Schülern ein Abänderungsantrag gestellt. Dieser sah vor, den Vorschlag der Jugendlichen in Form eines Pilotprojekts vorläufig für ein Jahr zu testen. Danach ging es an die Abstimmung. Ziemlich deutlich entschieden sich die Jugendlichen, über ihren ursprünglichen Antrag und nicht über den Abänderungsantrag abstimmen zu wollen. Dieser wurde von den Schülerinnen und Schülern schliesslich deutlich mit 18 Ja- gegen 4 Nein-Stimmen angenommen. «Somit würde das Geschäft in echt dem Gemeinderat zur Ausführung übergeben», erklärte Anette Vogt.

Auch in der Realität erfolgreiche Jugendanträge
«Die Stadt Burgdorf will mit dem Jugend­antrag den Jugendlichen die Chance geben, sich in die Entscheidungsprozesse der Stadt einbringen zu können», sagte Anette Vogt weiter. Dass diese Jugendanträge in der Zähringerstadt von Erfolg gekrönt sind, verdeutlicht eine Auflistung erfolgreicher Projekte. Mit der Kulturhalle Sägegasse im Jahr 2014, der Rollsportanlage im Jahr 2019 sowie den legalen Wänden für Graffiti im Jahr 2021 sind drei Jugendanträge erfolgreich umgesetzt worden. «Wer weiss, vielleicht schreibt ihr ja den vierten erfolgreichen Jugendantrag», so Anette Vogt zum Abschluss.

Joel Sollberger


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote