Die Krönung – das Kleinkunst-Festival
19.03.2025 Burgdorf, Kultur, AktuellAn der «Krönung» wählte das Publikum im Casino Theater die Könige der Kleinkunst. An zwei Abenden stellten sich insgesamt sechzehn nationale und internationale Neuentdeckungen zur Wahl. Es waren Künstler/innengruppen, Solistinnen und Solisten aus allen Sparten der Kleinkunst. Dabei ging kein Bühnenstar ohne Titel nach Hause.
Krönung von Olaf Bossi
Durch den ersten Abend führten Patti Basler und Philipp Kuhn, ein eingefleischtes Duo. Mit spontanem Wortwitz, Politsatire und musikalischen Einlagen setzten sie dem Abend buchstäblich die Krone auf. Für die acht Bühnenauftritte, die für beste Stimmung im Publikum sorgten, wurde jedem Kleinkunststar in der Late-Night-Show ein Titel verliehen.
Zum Ritter geschlagen wurde die Kabarettistin und Slam-Poetin Jovana Nikic. Authentisch und witzig thematisierte sie ein Leben zwischen dem urchigen Matterdörfli und Bern-Bümpliz. Gräfin Monika Romer brachte von ihrer Radtour diverse Radschläge mit. Dies gelang ihr mit humoristischen Texten und Liedern. Die Ansagen und ironischen Liedtexte von Prinzessin Marie Diot und ihrem Prinzen Fabian sorgten für grosse Heiterkeit. Als Scharfrichterin und Feministin der ersten Stunde stellte sich Betty Dieterle auf sympathische Art hinter die Frauen. Die Sex-
depps unterhielten mit mehrstimmigen, harmonischen und schrägen Liedern. Sie erhielten dafür den Titel «Herzöge». Die Hofnärrin Stefanie Alder überzeugte als Influencerin und Neosingle.
Der deutsche Kabarettist Olaf Bossi verschaffte sich durch seine Authentizität, seine Wortgewandtheit und seine feinen Pointen besten Zugang zum Publikum. Sein Thema, das Ausmisten, fand breiten Zuspruch. Die Krone des ersten Abends ging deshalb verdientermassen an Olaf Bossi.
Krönung des Burgdorfers Mischa Wyss
Den Samstagabend moderierte Müslüm. Er ist eine Kunstfigur, ein schräger, wortgewandter Kerl, dessen Äusserungen zum Nachdenken anregen. Sein kabarettistisches Können ist überzeugend, seine Ansagen sind wertschätzend. Auch am zweiten Abend der «Krönung» zeigten acht Kunstschaffende bunte Facetten der Kleinkunst.
Im neuen Hofstaat des Königs erhielt Isabel Meili den Titel «Hofnärrin» für ihren authentischen Auftritt mit Texten über Familienanlässe und Gewichtsprobleme, sowie einem Song über ein Tabuthema. Schnellsprecher Philipp Weber nahm die Digitalisierung auf die Schippe und wurde damit zum Scharfrichter. Als Barde bezeichnet man einen Dichter und Sänger, an der «Krönung» war es die Vocal-Group dudap, die diese Auszeichnung für ihre mehrstimmigen Lieder mit anspruchsvollen Harmonien erlangte. Gräfin Fine Degen entpuppte sich als versierte Spoken-Word-Poetin. Martina Hügi holte die Frauen mit Texten und Gesang aus dem mentalen Laufgitter und erreichte damit den Status als Burgfräulein. In regem Kontakt mit dem Publikum bewegte sich der Komiker Christof Wolfisberg zwischen Traum und Wirklichkeit und wurde damit zum Herzog befördert. Das Publikum wählte Matthias Ningel zum Prinzen. Dieser lehrte die Gäste das «Beatboxen» und überraschte mit musikalischen Einlagen und politischen Erklärungen.
In der Late-Night-Show krönte Müslüm den Burgdorfer Mischa Wyss zum König der Kleinkunst. Mit seinem Sprachgespür und seinen scharfsinnigen Texten sorgte der «Mani-Matter des 21. Jahrhunderts» mit Gitarre und Gesang für beste Unterhaltung. Seine tiefgründigen Chansons mit feinen Pointen überraschten und regten zum Nachdenken an.
19. «Krönung» 2026
Nicole D. Käser und Tobias Kälin stehen bereits in den Startlöchern, denn am 13. / 14. März 2026 findet die nächste «Krönung» statt. Mit diesem Anlass übergeben sie jährlich sechzehn Kunstschaffenden die Bühne für je zwanzig Minuten. Mit dieser Plattform ermöglichen sie ihnen, sich bekannt zu machen. Auf das Publikum warten auch an der nächsten «Krönung» schräger Wortwitz, musikalische Leckerbissen, schauspielerisches Können und bissige, brisante und skurrile Themen, welche zum Nachdenken anregen und die Lachmuskeln beanspruchen.
Helen Käser