Die Käseproduktion wird eingestellt
19.03.2025 Affoltern i.E., Region, WirtschaftVergangene Woche wurde bekannt, dass die Emmentaler Schaukäserei AG ihre Käseproduktion, welche Gäste zweimal pro Tag miterleben können, per Ende Juni dieses Jahres einstellt. Eine Mischung aus verschiedenen Herausforderungen für die Produktion hätten Verwaltungsrat und Geschäftsführung zu diesem Schritt bewogen. «Der Entscheid schmerzt uns und war für den Verwaltungsrat wie auch für uns von der Geschäftsführung lange Zeit unvorstellbar», gibt Frank Jantschik, Geschäftsführer der Schaukäserei, auf Anfrage zu. «Doch aus unternehmerischer Sicht war der Schritt schliesslich unumgänglich», präzisiert er.
Drei Hauptgründe für die Einstellung der Käseproduktion
Die verschiedenen Herausforderungen, die Frank Jantschik konkret nennt, sind die notwendige Sanierung der Produktionsanlage, die Rentabilität der Käseproduktion sowie weniger Landwirte, die silofreie Milch produzieren. Die Schaukäserei ist seit mehreren Jahren verschuldet, aktuell beträgt das Fremdkapital der Emmentaler Schaukäserei trotz Rückgang in den vergangenen Jahren noch rund fünf Millionen Franken. «Trotz eines Schuldenabbaus in den vergangenen Jahren von rund 1,5 Millionen Franken beurteilten wir mit Blick auf die sinkende Rentabilität sowie die Ungewissheit der künftigen Milchversorgung durch unsere Milchlieferanten die Sanierungskosten der Produktionsanlage in Höhe von rund einer Million Franken als zu risikoreich», erläutert der Geschäftsführer. Die Einstellung der Produktion hat zur Folge, dass bis zu zwölf Angestellte ihren Job verlieren könnten. Aktuell wird mit den Mitarbeitenden ein Konsultationsverfahren durchgeführt. Die Schaukäserei bemüht sich für die Betroffenen um Anschlusslösungen in den wachsenden Bereichen der Gastronomie oder des Käsefachgeschäfts.
Ein erfolgreiches Jahr und eine andere Form der Schaukäserei
Trotz des schwierigen Entscheids betreffend der Käseherstellung in der Schaukäserei befindet sich diese in Aufbruchstimmung. Die «Schouchäsi» darf auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurückschauen. Finanziell wird das Unternehmen an der Generalversammlung vom 12. Juni 2025 ein positives Resultat vorlegen können. Die beliebte Attraktion des «Emmentaler Königswegs» verzeichnete im vergangenen Jahr mit 32 000 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Rekord. Aufgrund dieser positiven Entwicklung wollen der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der Emmentaler Schaukäserei AG in den nächsten zehn Jahren rund drei Millionen Franken in die Modernisierung der Gastronomie sowie des Käsefachgeschäfts investieren. «Mit der Käseproduktion verlieren wir zweifelsfrei etwas. Dennoch bleiben wir auch in Zukunft das Schaufenster für den Emmentaler AOP», hält Frank Jantschik fest. Nach wie vor gebe es genügend hervorragende Emmentaler-Produzenten, deren Käse auch künftig im beliebten Fachgeschäft angeboten werde. «Dadurch können wir die grosse Vielfalt des Emmentaler AOP unseren Gästen künftig noch besser vermitteln.» Auch die Möglichkeit, im Stöckli aus dem Jahr 1741 zu käsen, bleibt bestehen. Die künftig stillgelegte Produktionsanlage soll zudem für die Gäste begehbar werden, was bisher aufgrund der Hygienevorschriften unvorstellbar gewesen wäre. «Somit kann die Kunst der Käseproduktion den Interessierten noch detaillierter und näher als bisher vermittelt werden», so Frank Jantschik. Die Schaukäserei wird somit – wenn auch ohne Produktion – zur schweizweit ersten komplett begeh- und erlebbaren Käserei. «Dies federt den Schmerz über die Produktionseinstellung etwas ab.» Dieser Bereich fällt somit nicht ersatzlos weg. Entsprechend hat Frank Jantschik, wie er auf Nachfrage festhält, keine Angst davor, dass mit der Käseproduktion das Herzstück der Schaukäserei wegfällt. «Unsere Hauptaufgabe als Schaukäserei ist es seit der Eröffnung im Jahr 1989, den Menschen den Emmentaler AOP näherzubringen. Dies wird uns auch künftig gelingen», hält er überzeugt fest. Somit bleibt die Schaukäserei in Affoltern im Emmental – wenn auch in anderer Form als bisher – das Schaufenster des Emmentaler AOP.
Joel Sollberger