Am vergangenen Dienstag, 2. Juli 2024, fällten die Gemeindevertretungen an der Generalversammlung der Anzeiger Burgdorf AG im Gasthof Löwen in Oberburg einen historischen Entscheid. Die Anwesenden folgten dem Antrag des Verwaltungsrats und votierten einstimmig für die Einstellung der Printversion des Anzeigers Burgdorf per 1. Januar 2025. Damit neigt sich die traditionsreiche Geschichte des hiesigen regionalen Anzeigers, dessen erste Ausgabe im März 1876 erschien, schon bald ihrem Ende zu. Ab dem kommenden Jahr werden die Anzeiger-Gemeinden Burgdorf, Hasle b. B., Heimiswil, Krauchthal, Lützelflüh, Oberburg, Rüegsau, Rumendingen und Wynigen sowie die ihnen angeschlossenen Körperschaften ihre amtlichen Bekanntmachungen neu rechtsverbindlich auf dem Online-Portal «ePublikation für Gemeinden und Städte» veröffentlichen. Dieses ist Teil des Amtsblattportals und wird vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) betrieben. Nationaler Träger der Plattform ist der Schweizerische Gemeindeverband. Zusätzlich erhalten die Gemeinden ab dem 1. Januar 2025 die Option, freiwillig Gemeindemitteilungen als Service public, zur Information der Bevölkerung, in gedruckter Form in der Zeitung «D’REGION» zu publizieren.

Schwindende Seitenzahlen und fortschreitende Digitalisierung
«Der Anzeiger Burgdorf sieht sich – wie viele Anzeiger im Kanton – seit Jahren mit rückläufigen Inserate-Einnahmen und schwindenden Seitenzahlen konfrontiert», kommentiert Markus Grimm, Verwaltungsratspräsident der Anzeiger Burgdorf AG, den Entscheid. «Parallel dazu schreitet die Digitalisierung mit grosser Geschwindigkeit voran. Seit der Grosse Rat den Gemeinden ab dem Jahr 2023 die Möglichkeit einräumte, ihre amtlichen Publikationen neu auf einem elektronischen Portal zu veröffentlichen, vollzogen bereits über 15 Gemeinden den Wechsel auf ePublikation. Das Online-Tool bringt verschiedene Vorteile mit sich: So können die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise Mitteilungen von bestimmten Gemeinden abonnieren und erhalten jeweils eine Mail, sobald eine neue Meldung publiziert wird.»

Eine Option: Mitteilungen ergänzend in der Zeitung «D’REGION» publizieren
Der Verwaltungsrat der Anzeiger Burgdorf AG und die Trägergemeinden sind sich allerdings auch der Problematik des Digitalisierungsprozesses bewusst. Nicht die gesamte Bevölkerung ist online unterwegs. Zudem bestehen gewisse demokratiepolitische Bedenken. Die Umstellung vom gedruckten Anzeiger auf eine elektronische Publikationsplattform führt im sensiblen Bereich der kommunalen Informationspolitik zu einem Paradigmenwechsel, das heisst von der Bringschuld der Gemeinden zur Holschuld der Bürgerinnen und Bürger. Aus diesem Grund besteht ab Januar 2025 auch die Möglichkeit, Mitteilungen für die Bevölkerung weiterhin in gedruckter Form zu publizieren: statt im Anzeiger neu in der Zeitung «D’REGION» – eine Option, die von den Gemeinden ausdrücklich begrüsst wird. Der Millimetertarif für die Publikationen entspricht jenem des Anzeigers Burgdorf. Das massgebende, rechtsverbindliche Publikationsorgan wird allerdings die Plattform ePublikation sein. Auch der Kirchenzettel, bisher ein integraler Bestandteil des Anzeigers, könnte ab 2025 in der «D’REGION» erscheinen, sofern bei den Kirchgemeinden ein diesbezügliches Interesse besteht.

Ein tragfähiges Modell für die Zukunft
«Ein ausgewogener Mix aus digitalen amtlichen Publikationen und ergänzenden wichtigen Mitteilungen in Printform in der Zeitung ‹D’REGION› stellt sicher, dass die Bevölkerung weiterhin adäquat informiert wird», hält Markus Grimm fest. «Der Verwaltungsrat ist überzeugt, ein tragfähiges Modell für die Zukunft erarbeitet zu haben, das sich bewähren wird und auch für Gemeinden ausserhalb der Anzeiger Burgdorf AG attraktiv sein könnte. Der Wegfall des Anzeigers schmerzt natürlich. Wir hoffen allerdings, dass die hiesige Zeitungslandschaft durch die Publikationen der Gemeinden in der ‹D’REGION› langfristig gestärkt wird.»

Markus Hofer