Der Entscheid der Kantonsregierung schlägt hohe Wellen

  27.08.2024 Burgdorf, Aktuell, Bildung / Schule, Politik

Nachdem vergangenen Donnerstag bekannt wurde, dass der Regierungsrat auf die geplanten Neubauten im Rahmen des Bauprojekts «Bildungs­campus Burgdorf» verzichten will, reagierten sowohl die bürgerlichen wie auch die Rot-Grün-Mitte (RGM) Parteien der Stadt Burgdorf. Beide Seiten sind sich einig, dass der Entscheid für den Bildungsstandort Burgdorf ein herber Rückschlag bedeutet.

SP, Grüne und EVP Burgdorf: Versprechen wird nicht eingehalten
Die RGM-Parteien sprechen in ihrer Medienmitteilung von einem Versprechen, dass nicht eingehalten wird. Die getroffene Abmachung werde aufgrund der geplanten Steuererleichterungen seitens des Kantons nun geopfert. Anstatt den Bildungscampus Burgdorf wie versprochen zu realisieren, solle die Zähringerstadt nun die massiven Kostenüberschreitungen beim Campus Biel und Campus Bern ausbaden. «So geht das nicht, denn Bildungsprojekte sind in Burgdorf ebenso wichtig wie in Biel und Bern», halten die drei Parteien fest. Weiter verweisen sie auf den Beschluss des Grossen Rats im Jahr 2016, der nach nach langem Hin und Her entschieden habe, dass an die Stelle der wegziehenden Berner Fachhochschule BFH die Technische Fachschule (TF) Bern, umgangsprachlich «Lädere» genannt, das Gsteig-Areal belegen soll. «Zusammen mit dem sich bereits im Aufbau befindenden TecLab ein absolut sinnvoller Entscheid, mit dem Synergien optimal genutzt und eine bildungspolitische Vernetzung erzielt werden kann», heisst es
weiter.
Die Finanzplanung des Kantons mache deutlich, dass die Kantonsregierung guten Bildungsmöglichkeiten offensichtlich weniger Wert beimesse als Steuererleichterungen von bis zu einer halben Milliarde Franken bis ins Jahr 2030. «In einem Kanton, der sich gerne als Bildungs- und Forschungsstandort sieht, ist das nicht zukunftsorientiert. Mit der ungleichen Aufteilung des Investitionsstopps auf Burgdorf und damit auf die gesamte Region wird auch die innerkantonale Solidarität belastet.» Dies sei schädlich, unfair und einer modernen politischen Kultur, wie sie im Kanton Bern üblicherweise gepflegt werde, nicht würdig.
SP, Grüne und EVP heben die Unterstützung des Kantons durch die Stadt Burgdorf beispielsweise bei der Unterbringung von Asylsuchenden oder bei der Realisierung der BLS-Werkstätten hervor. Daher sei der Entscheid, den Bildungscampus zu streichen, keineswegs nachvollziehbar. Man erwarte vom Kanton faire Vorschläge und setze sich mit allen Mitteln für die Umsetzung des regional- wie auch bildungspolitisch austarierten Projekts «BFH in Bern und Biel, TF in Burgdorf» ein.

FDP, SVP und die Mitte Burgdorf: Schulraumplanung in Burgdorf neu denken
Auch die Gemeinderatskandidierenden der bürgerlichen Parteien von Burgdorf, Elias Maier (Stadtrat, FDP), Barbara Lüthi-Kohler (Stadträtin, SVP) und Francesco Rappa (Gemeinderat, Die Mitte), zeigen sich besorgt über die «erneute Benachteiligung» der Stadt Burgdorf. Sie fordern von Kanton und  Stadt, rasch neue Lösungen für den Bildungsstandort Burgdorf und die künftigen Schüler/innen vorzulegen. «Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Es ist an der Zeit, die Schulraumplanung in Burgdorf neu zu denken und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um den Bildungsstandort Burgdorf nachhaltig zu stärken», lassen sich die drei Bürgerlichen zitieren. Dabei gelte es künftig, den Schulraumbedarf in der Emmestadt nicht weiter mit Provisorien und Containerlösungen behelfsmässig zu überbrücken, sondern tragfähige Lösungen zu erarbeiten und diese mit nachhaltigen und notwendigen Bauschritten zu finanzieren.
Die bürgerlichen Parteien Burgdorfs sind sich einig, dass die neue Ausgangslage auch neue Chancen beinhalte. Sie verweisen darauf, dass der Kanton offenbar plane, dass das Gymnasium in die heutigen Räume der BFH umziehe. Dadurch würde das derzeitige Hauptgebäude des Gymnasiums, welches sich im Besitz der Stadt Burgdorf befindet, frei werden. «Dieses böte eine ideale Möglichkeit, schnell und effektiv Schulraum zu schaffen», wird in der Medienmitteilung erläutert. «Nach einer umfassenden Sanierung und behindertengerechten Umbauten könnte hier ein zentrales Oberstufenzentrum im Herzen der Stadt entstehen.» Damit könnte man nicht nur den benötig­ten Schulraum schaffen, sondern in den Schulhäusern Gsteighof und Pestalozzi auch Raum für Unterstufen, Kindergärten und Tagessschulen bieten. «Zusammen mit dem bereits geplanten Projekt in der Schlossmatt könnte so eine nachhaltige Lösung für die Burgdorfer Schülerinnen und Schüler entstehen.»
Um diese Vision zu verwirklichen, seien nun rasche Planungs- und Umsetzungsarbeiten nötig. Damit dies gelingt, fordern FDP, SVP und Die Mitte die konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten. So könne eine Lösung gefunden und letztlich realisiert werden, die den hohen Ansprüchen der Bildungslandschaft gerecht werden könne.

Joel Sollberger


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