«Das Schwingfest-Triple bietet zahlreiche Vorteile»

  23.07.2024 Burgdorf, Aktuell, Gesellschaft, Region, Sport

Die Organisation von drei grossen Kranzschwingfesten am selben Ort im selben Jahr ist ein absolutes Novum. Burgdorf wird deshalb mit der Durchführung des Oberaargauischen, Emmentalischen und als krönendem Abschluss des Bernisch-Kantonalen Schwingfests im August innert zehn Tagen auf der Schützenmatte in die Annalen der Schwingergeschichte eingehen. «Der Schwingklub Burgdorf, der aufgrund seiner geografischen Lage sowohl dem Oberaargauischen als auch dem Emmentalischen Schwingerverband angehört, ist verpflichtet, in einem bestimmten Turnus die beiden Gauverbandsfeste sowie das ‹Bernisch-Kantonale› zu organisieren», erläutert OK-Präsident Francesco M. Rappa die Hintergründe des Schwingfest-Triples in der Zähringerstadt. «Die Organisation dieser Anlässe ist jeweils mit einem gewaltigen Aufwand für den Klub verbunden, der gegenwärtig aus 8 Aktivschwingern, 11 Jungschwingern, 12 Ehrenmitgliedern, 21 Freimitgliedern und 388 Passivmitgliedern besteht – und wäre ohne die Unterstützung weiterer Vereine schlicht unmöglich. Aus den Überlegungen, wie sich die Feste am besten stemmen und die Organisationsprozesse optimieren lassen, entstand die Idee, die drei Schwingfeste unmittelbar nacheinander in derselben Arena auszutragen.»
Ein entsprechendes Konzept wurde ausgearbeitet und den Schwingerverbänden präsentiert. Diese zeigten sich begeistert von der Idee und gaben dem innovativen und ambitiösen Vorhaben grünes Licht.

Positive Erfahrungen mit dem Schwingfest-Double im Jahr 2005
Erfahrungswerte bei der Kombination zweier Feste sammelte man in der Zähringerstadt bereits im Jahre 2005: Damals fanden über die Pfingsttage auf der Schützenmatte innerhalb von drei Tagen das «Oberaargauische» und das «Emmentalische» statt, organisiert vom Schwingklub Burgdorf in Zusammenarbeit mit der Hornussergesellschaft Burgdorf und dem Ämmi­taler-Chörli. Rund 3500 Zuschauerinnen und Zuschauer wohnten den beiden Gaufesten bei. Francesco M. Rappa führt aus: «Der Doppel-Anlass erwies sich als grosser Erfolg. Im Rahmen der beiden Feste entstand übrigens beim geselligen Beisammensein die Idee, Burgdorf als Austragungsort für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest im Jahre 2013 zu positionieren. Der Rest ist bekanntlich Geschichte.» Rappa leitete damals das Kandidaturkomitee und gehörte anschliessend dem OK-Präsidium an.

Ökonomische und ökologische Vorteile
Die Vorteile des Schwingfest-Triple liegen auf der Hand. Während in der Regel Tribünen, Festzelte und Schwingplatz in aufwendiger Arbeit nach teils jahrelangen Vorbereitungen aufgebaut und nur für einen Tag oder ein Festwochenende genutzt werden, wird in Burgdorf ein nachhaltigerer Weg eingeschlagen. Die Infrastruktur, welche den grössten Ausgabenpos­ten bei der Organisation eines jeden Schwingfestes darstellt, muss nur einmal gestellt werden, wird aber für alle drei Schwingfeste genutzt. Auch die Abbauarbeiten erfolgen somit nur einmal. Ressourcen werden also geschont, die Kosten optimiert und die Umwelt möglichst wenig belastet. In praktisch allen Bereichen profitiert das OK von Synergieeffekten und kann mit grösserer Effizienz ans Werk gehen. «Der ökonomische und ökologische Nutzen ist gross», lautet das Fazit von Francesco M. Rappa. «Zudem resultiert ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die beiden Gaufeste werden aufgewertet und erfreuen sich in Burgdorf einer weitaus grösseren Anzahl an Zuschauerinnen und Zuschauern als in früheren Jahren.»

Herausforderungen
Natürlich gilt es bei der parallelen Organisation von drei Schwingfesten auch zahlreiche Knacknüsse zu bewältigen. Es müssen zeitgleich Sponsoren und Gaben für drei Feste gesucht werden – was umso schwieriger ist, da die Anlässe alle am selben Ort stattfinden und die Anzahl der potenziellen Geld- und Gabengeber in Burgdorf und Umgebung beschränkt ist. Die grösste Herausforderung stellte gemäss Francesco M. Rappa aber die Suche nach Helferinnen und Helfern dar. Das Organisationskomitee hat insgesamt über 30 000 Helferstunden budgetiert. Mehr als 30 lokale und regionale Vereine engagieren sich tatkräftig bei der Durchführung der drei Feste. Ihr Einsatz – sei es beim Aufbau der Arena, bei der Verpflegung der Besuchenden oder bei weiteren Tätigkeiten – bildet die Voraussetzung für den Erfolg des Anlasses.
Diverse Schwingklubs, Organisatoren von Schwingfesten und Gauverbände blicken gegenwärtig gespannt auf die Zähringerstadt. Vieles deutet darauf hin, dass das Schwingfest-Triple Schule machen und andernorts in angepasster Form kopiert werden wird.

Beste Werbung für die Region
Die Stadt Burgdorf und die Umgebung werden durch die drei Schwingfeste ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, wie Francesco
M. Rappa ausführt: «Während es Anfang August, gegen Ende der Sommerferien, hier normalerweise eher ruhig zugeht, wird die Zähringerstadt während der Schwingfeste 2024 voller Leben sein. Dafür sorgt das attraktive Rahmenprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen. Insgesamt erwarten wir – je nach Wettersituation – 50 000 bis 70 000 Besucherinnen und Besucher über alle Festtage. Das ‹Bernisch-Kantonale› wird vom Schweizer Fernsehen und von TeleBärn live übertragen, die beiden Gaufeste von TeleBärn. Die Aufnahmen aus Burgdorf mit dem attraktiven sportlichen Geschehen auf der Schützenmatte sowie die ausführliche Presseberichterstattung sind natürlich beste Werbung für die
Region. Viele Schwingerfreundinnen und -freunde werden es sich kaum nehmen lassen, die Zähringerstadt etwas näher zu erkunden. Zudem kombinieren manche Festbesuchende den sportlichen Event mit einem Kurztrip ins Emmental. Davon profitieren Gastrobetriebe und touristische Anbieter ebenso wie weitere Wirtschaftszweige.»

Nun steht noch der Schlussspurt an
Die Arbeit als OK-Präsident erlebt Francesco M. Rappa als äusserst intensiv. «Da ich bis im Juni 2024 zugleich als Grossratspräsident amtierte, war mein Zeitbudget in den letzten Monaten besonders knapp bemessen. Nun steht noch der Schlussspurt an.» Ein grosses Kränzchen windet Francesco M. Rappa allen OK-Mitgliedern, die für die Durchführung der Schwingfeste allesamt an einem Strick gezogen haben. «Ein besonderer Dank gilt natürlich Geschäftsführer Patrick Sommer, der ein riesiges Engagement an den Tag legte und mich bei allen operativen Aufgaben entlastete.»
Auch nach den Schwingfesten 2024 wird Francesco M. Rappa dem Schwing­sport weiterhin verbunden bleiben – sei es als Festbesucher oder vielleicht dereinst wieder als Organisator. Die Schwingerhosen anziehen und sich im Sägemehl in spektakuläre Duelle stürzen, darauf wird der Unternehmer und Gemeinderat aber auch in Zukunft verzichten. «In der vierten Klasse absolvierte ich im Schwingkeller in Burgdorf ein Training unter der Leitung des heutigen OK-Vizepräsidenten Niklaus Gasser – damals war ich zu klein und zu leicht, um erfolgreich gegen meine Kontrahenten zu bestehen. Heute bin ich immer noch zu klein, um im Sägemehl eine gute Figur abzugeben – aber wohl auch zu schwer», erklärt Francesco M. Rappa lachend.

Markus Hofer


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote