Das Rüegsauer Seniorenessen feierte seinen 50. Geburtstag
06.02.2025 Rüegsau, Foto, GesellschaftWas im Jahr 1974 von einer kleinen Arbeitsgruppe in die Wege geleitet wurde, ist seit 50 Jahren ein fester Bestandteil des Rüegsauer Ü65-Gemeindelebens. Das erste Essen fand nach einer erstaunlich kurzen Vorbereitung am 16. Januar 1975 statt. Von den Organisierenden wurde damals mit ungefähr 40 Interessierten gerechnet, doch zur Überraschung aller meldeten sich mit 130 dreimal mehr Personen als gedacht für diesen ersten Anlass an. Beinahe auf den Tag genau 50 Jahre später, am 23. Januar 2025, konnte nun mit 170 Seniorinnen, Senioren und Gästen das 50-Jahr-Jubiläum des längst traditionellen und erfolgreichen Rüegsauer Seniorenessens gefeiert werden. Oder anders gesagt: Das Esseb ist aus dem Rüegsauer Veranstaltungskalender kaum mehr wegzudenken.
Erfolgreiche Geschichte dank viel ehrenamtlicher Arbeit
Peter Brechbühl, ehemaliger Fürsorgesekretär der Gemeinde Rüegsau, hielt am Jubiläumsanlass Rückschau auf die 50-jährige Erfolgsgeschichte des Seniorenessens. Wegen den vielen Anmeldungen zum ersten Anlass musste als Lokal die Aula der Primarschule gewählt werden. Geschirr und Besteck wurden von den Gasthöfen Sonne, Rüegsauschachen, und Bären, Rüegsau, ausgeliehen und die Tische stammten von der damaligen Firma Geiser, Emmenau. Das Essen lieferte die heute nicht mehr bestehende Regensdorfer Firma Scana in grossen Plastikbeuteln. Die Beutel wurden in heissem Wasser gewärmt und der Inhalt anschliessend auf Platten serviert. Die Teilnehmenden des ersten Seniorenessens bezahlten pro Mahlzeit 5 Franken, die Lieferfirma stellte 4.50 Franken in Rechnung.
In den darauffolgenden Monaten Februar und März 1975 wurden die Mahlzeiten weiter von der Firma Scana geliefert. Im April 1975 kochten dann die Mädchen des Fünfwochenkurses unter der Anleitung von Verena Wahlen das Essen; sie servierten Pastetli. Danach wurde das Essen bis zum Jahr 2003 vom ehemaligen Gasthof Hirschen bezogen. Seit der Schliessung des Gasthofs wird – in der Hoffnung, dass das noch lange so bleibt – das Essen von der Familie Rickli vom Bären in Rüegsau geliefert.
Auch Infrastrukturmässig gab es in den 50 Jahren Fortschritte. Bereits ein halbes Jahr nach dem ersten Essen wurden Tische angeschafft, wodurch der mühsame Transport von und zur Emmenau entfiel. Im Gang neben der Schulküche wurde ein Schrank zum Lagern des eigenen Geschirrs erstellt. Seit dem Jahr 1991 muss das Geschirr nicht mehr mühsam über die Treppen hinunter oder hinauf geschleppt werden, liess doch die Gemeinde Rüegsau einen Warenlift einbauen. Alles Massnahmen, welche die freiwillige Arbeit ganz gewaltig erleichtern.
Was jedoch in all den Jahren blieb, war das mühselige Abwaschen des Geschirrs von Hand. Doch nun hat auch das ein Ende, überbrachte doch der ebenfalls am Jubiläumsessen anwesende Gemeindepräsident Andreas Hängärtner die frohe Kunde, dass die Gemeinde in den nächsten Wochen eine Grossküchen-Abwaschmaschine einbauen lassen wird. Der Gemeindepräsident zeigte sich beeindruckt von der grossen Teilnehmerzahl an der Jubiläumsfeier: «50 Jahre Seniorenessen ist eine beeindruckende Zahl, denn hinter ihr steckt eine riesengrosse ehrenamtliche Arbeit. An diesen Anlässen wird jedoch nicht nur gut gegessen, sondern auch intensiv diskutiert. Erinnerungen werden geteilt und Anekdoten aus vergangenen Zeiten erzählt. Das Essen bietet nicht nur eine leckere Mahlzeit zu einem günstigen Preis, sondern auch einen Ort der Gemeinsamkeit.» Weil das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert wurde und der Preis pro Mahlzeit statt der üblichen 16 Franken wie beim ersten Seniorenessen nur 5 Franken pro Menü betrug, übernahm der Gemeinderat die Differenz zulasten der Gemeindekasse. Applaus!
Interessante Rahmenprogramme
Nebst dem kulinarischen Teil, immerhin wurden in den 50 Jahren an die 55 000 Menüs serviert, gab und gibt es immer auch einen kulturellen Teil, der die Seniorenessen zu einem der wohl erfolgreichsten Anlässe in der Gemeinde Rüegsau macht. So ist das am Jubiläumsanlass ebenfalls teilnehmende Rüegsbach-Chörli mit seinen Darbietungen schon fast Stammgast. Videos oder digitale Darbietungen sowie Gruppen aller Art sorgen jeweils für Abwechslung. Aber auch Seniorinnen und Senioren oder Schulen aus der Gemeinde helfen mit, den Nachmittag zu gestalten. «Das war wieder einmal ein schöner und gemütlicher Anlass», so der allgemeine Tenor der Teilnehmenden, als sie sich am späteren Nachmittag auf den Heimweg begaben.
Ernst Marti