Aus dem Leben einer Flugbegleiterin

  01.10.2024 Region, Gesellschaft

Für Renate Zapata, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Ranflüh, war schon als kleines Mädchen klar, welchen Job sie einmal ausüben würde: Von Kindesbeinen wusste sie, dass sie als Flugbegleiterin «fliegen und die Welt sehen» möchte, wie sie schmunzelnd erzählt. Mit ihrem im August dieses Jahres erschienenen Buch «Bezahlte Ferien leicht gemacht – Traumberuf Flight Attendant» lässt sie mit unterhaltsamen Kurzgeschichten ihre zahlreichen und unvergesslichen Erlebnisse als Flugbegleiterin Revue passieren.

Eine Tragödie zum Start
Damit sich Renate Zapata ihren Berufswunsch und Mädchentraum erfüllen konnte, musste sie zuerst eine Lehre abschliessen. Sie absolvierte deshalb die Ausbildung zur Hotel-Rezeptionis­tin, «den zweitbesten Beruf», wie sie lächelnd festhält. Es zeigt das Gastgeber-Herz, über welches die heute 49-Jährige verfügt. «Ich mag seit eh und je den Austausch und den Kontakt mit Menschen», hält sie fest. «Die Faszination und Leidenschaft für das Fliegen war jedoch zu gross. Deshalb entschied ich mich nach dem Abschluss der Lehre, mich bei der damaligen Swissair zu bewerben», erinnert sie sich. Von ihrer Bewerbung erzählte sie kaum jemandem in ihrem Umfeld. Auch, weil sich zu diesem Zeitpunkt im September 1998 der tragische Absturz einer Swissair-Maschine im kanadischen Halifax ereignet hatte. «Diese Tragödie beschäftigte mich natürlich und ich denke, dass mein Umfeld mich damals aufgrund dieses Vorfalls von meinem Vorhaben, mich für den Job als Flugbegleiterin zu bewerben, hätte abhalten wollen. Gleichwohl wollte ich unbedingt in die Aviatik-Branche», erzählt die heute in Kloten wohnhafte Flugbegeisterte. Als Flugbegleiterin müsse man sich letztlich immer einem gewissen Berufsrisiko bewusst sein. Trotz dem mulmigen Gefühl wegen des damaligen Flugzeugabsturzes sandte Renate Zapata ihre Bewerbung ein. Ein Entscheid, den sie bis heute zu keiner Zeit bereut hat.

Hohe Belastbarkeit und hohe Teamfähigkeit
Die Bewerbung von Renate Zapata stiess auf Interesse. Sie wurde von der Swissair zu verschiedenen Vorstellungsgesprächen und Untersuchungen eingeladen. «Dabei wurde unter anderem geprüft, ob ich teamfähig und belastbar bin. Schliesslich ist beim Job als Flugbegleiterin kein Tag wie der andere. Man arbeitet in immer wechselnden Crew-Zusammensetzungen und empfängt jeden Tag neue Passagiere.» Auch die Gesundheit von Renate Zapata wurde im Hinblick auf die körperlichen Belastungen – etwa stetig variierende Zeitzonen und damit verbundener Jetlag – gründlich «auf Herz und Nieren» überprüft. Mit positivem Resultat – Renate Zapata erhielt schliesslich ihren Traumjob.

Unvergessliche Erlebnisse und Anekdoten
Angesprochen darauf, was die Tätigkeit als Flugbegleiterin ausmache, gerät Renate Zapata ins Schwärmen: «Nebst dem Gastgeber-Herz, das ausgelebt werden kann, ist der Job von einer unglaublichen Abwechslung geprägt. Es wird nie langweilig und man erhält Einblick in viele Länder und Kulturen.»
Renate Zapata, die in ihrer Kindheit nie geflogen ist, erlebte als Flight Attendant ihre ersten Reisen in verschiedenste Weltmetropolen und Destinationen, verteilt auf dem ganzen Globus. «All die ersten Male – ob nach Nord- und Südamerika, Afrika oder Asien – sind einfach unvergesslich», schwärmt sie weiter. Gerade die Langstreckenflüge nach New York City, Los Angeles oder Rio de Janeiro seien dabei absolute Highlights gewesen. «Diese pulsierenden Grossstädte mit all den verschiedenen Leuten und Kulturen vergisst man nie mehr. Auch der Kulturschock – im positiven Sinn – als ich zum ersten Mal in China war, bleibt mir in bester Erinnerung», so Renate Zapata.
Ebenso in bester Erinnerung bleiben ihr die zahlreichen Anekdoten und Erlebnisse mit Passagieren. Da ist zum einen der verwöhnte indische Junge in der Buisness Class, der nicht um seine Bestellung gebeten, sondern diese kommandiert hat. «Ich kam mir vor wie eine Bedienstete. ‹Give me tea!› oder ‹I want Coke!› lauteten seine Anweisungen. Den Abfall schmiss er einfach auf den Boden. Das liess ich mir nicht gefallen. Ich wartete beim Abfalleinsammeln mit der Tüte so lange neben ihm, bis er seinen Abfall selbst hineinschmiss. Bestellungen nahm ich nur noch entgegen, wenn er ein ‹please›, anfügte. Meine bösen Blicke sorgten schliesslich dafür, dass er das tat. Ich freute mich ab diesem kleinen Erfolg», meint sie mit einem Augenzwinkern.
Zum andern waren auch betrunkene Passagiere keine Seltenheit. Die langjährige Flugbegleiterin machte ihre Erfahrungen mit pöbelnden Personen, ob alkoholisiert oder nicht. Bei einem Flug nach Hongkong ging ein Passagier immer wieder, trotz mehrfacher Verwarnungen, in der Flugzeugtoilette rauchen. «Wir als Crew mussten ihn schliesslich mit Kabelbindern fixieren. Bei der Landung wartete dann die Polizei und der Mann landete auf einer Flugverbotsliste», erinnert sie sich. «In diesem Job braucht es eine gewisse Toleranz und eben auch Belastbarkeit. Viele Menschen sind aufgrund der eher engen Platzverhältnisse und des Lärms schnell reizbar und die Zündschnur ist entsprechend kurz. Als Flight Attendant muss man sich in solchen Situationen in einem höflichen, aber bestimmten Ton durchsetzen können.» Die absolute Mehrheit der Gäste sei jedoch sehr freundlich und dankbar. «Es sind immer die etwas negativeren Erlebnisse, die sich tiefer ins Gedächtnis prägen. Die meisten Leute waren aber stets sehr angenehm. Der Umgang mit ihnen machte die Tätigkeit für mich schliesslich auch zu einem grossen Teil aus», hält sie fest.

Mehr als nur Essen verteilen und Getränke ausschenken
Dieser Umgang mit den Leuten stellt laut Renate Zapata denn auch eine der grös­sten Herausforderungen im Beruf als Flugbegleiterin dar. Darunter befinden sich aber nicht nur zuvor beschriebene Fälle wie unhöfliche Jugendliche, betrunkene Passagiere oder sture Raucher. «Oberste Priorität hat die Sicherheit», stellt die 49-Jährige klar. Während ihrer Zeit als Flight Attendant erlebte sie auch diverse medizinische Notfälle, die ein schnelles Handeln von ihrem Team und ihr erforderten. Der Beruf der Flugbegleiterin ist viel mehr als «nur» weit über den Wolken Essen zu verteilen und Getränke auszuschenken. Die Ausbildung bezeichnet Renate Zapata als sehr breit und enorm vielseitig. Man lerne viel über die Aviatik, über den Umgang mit Menschen, aber auch über Flugzeugmotoren oder Sicherheitsaspekte. Zudem sei der Beruf sehr zeitintensiv und erfordere eine hohe Flexibilität. «Bei Flügen in Europa kann es sein, dass man drei bis vier Flüge pro Tag absolviert.» Zürich – Madrid – Rom – Zürich könnte so ein Tag beispielsweise aussehen. Anders sei es bei Langstreckenflügen, wo man natürlich jeweils mehr Zeit an der Zieldestination verbracht habe und so Land und Kultur entdecken konnte. «Heutzutage bleibt einem immer noch Zeit, jedoch sind die Aufenthalte schon etwas straffer als früher», weiss Renate Zapata.
Den Flight-Attendant-Job empfiehlt sie allen, die die Welt entdecken wollen, Flexibilität und Abwechslung schätzen und über eine Portion Abenteuerlust verfügen.

Noch immer mit der Branche verbunden
Vor rund 22 Jahren, als sie mit ihrem Sohn schwanger war, begleitete Renate Zapata ihren letzten Flug. «Ich wollte nicht Mutter sein und gleichzeitig über den halben Globus reisen», sagt sie. Die Leidenschaft für die Aviatikbranche ist ihr aber geblieben. Als ihr Sohn älter und selbstständiger wurde, nahm sie vor zehn Jahren wieder einen Job am Flughafen Zürich Kloten an. «Mein Sohn weiss um meine Leidenschaft und ermutigte mich damals, dieser unbedingt wieder nachzugehen.» Zu Beginn ihres Wiedereinstiegs war sie beim Check-In und bei den Gates tätig. Vor zwei Jahren wurde sie zur Duty-Managerin befördert. «So bin ich für das ganze Tagesgeschäft, von Gepäck, Check-in, Boarding bis zum Kerosinverbrauch der Flugzeuge bei einem bestimmten Gate verantwortlich», erläutert sie. «Damit bin ich noch immer mit der Aviatik verbunden und kann die Branche nun aus einem anderen, nicht weniger spannenden Blickwinkel betrachten.» Der Beruf von Renate Zapata spielt sich folglich am Boden und nicht hoch oben in der Luft ab. Eine Rückkehr als Flugbegleiterin sei für sie kein Thema gewesen. «Es war jedoch umso schöner, all die Erlebnisse beim Verfassen des Buches Revue passieren zu lassen.» Ausschlaggebend für ihr Schreiben waren Bekannte und Freunde, die sie ermutigten, ihre Eindrücke und Erfahrungen festzuhalten. So ist im August 2024 ein Buch erschienen, mit welchem Renate Zapata die Leserschaft nochmals auf eine Reise mitnimmt und begleitet. Eine Reise in die Welt ihres Traum­berufs.

Joel Sollberger

Das Buch «Bezahlte Ferien leicht gemacht – Traumberuf Flight Attendant» kann per Mail an r.zapata75@outlook.com erworben werden.
 


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote