«Ä Meitschitroum, wo i Erfüllig isch gange ...»

  20.08.2024 Burgdorf, Aktuell, Schwingen, Kultur, Rüedisbach

Die Rüedisbacherin Aline Haslebacher war an den drei Schwingfesten in Burgdorf als Ehrendame im Einsatz und erfüllte sich damit einen lang gehegten Mädchentraum. Sie erzählt, wie sie zu ihrem Amt kam, lässt ihre Erlebnisse am Triple-Schwingfest nochmals Revue passieren und berichtet von ihrem Einsatz als Ehrendame.

Die Idee, mich als Ehrendame zu bewerben, hatte ich schon länger im Kopf. Als ich dann hörte, dass in Burgdorf innert kürzester Zeit drei Schwingfeste stattfinden werden, wusste ich, dass dies meine Chance sein könnte, meinen «Meitschitroum» zu verwirklichen.
Im Frühling 2023 erhielt ich dann die Kontaktdaten der für die Ehrendamen verantwortlichen Person. Es galt, ein Bewerbungsformular auszufüllen. Ob ich eine Tracht besitze, welche Farbe meine Trachtenschürze habe und was mich am Schwingsport fasziniere waren Fragen, die ich beantworten musste. «Der Kampf Mann gegen Mann, die Fairness und die Bodenständigkeit der Schwinger sowie die Stimmung in der Arena», lauteten meine Anworten darauf.
Im August 2023 durfte ich Ehrendame an der Munitaufe für die Schwingfeste 2024 in Burgdorf sein. An dieser sagte ich allen, die mich ansprachen, dass ich sehr gerne auch am Triple in Burgdorf als Ehrendame meine Tracht tragen würde. Anfang Oktober 2023 wurde mir schliesslich mitgeteilt, dass ich mich zu den zwölf auserwählten Ehrendamen zählen dürfe. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten nur meine Familie und mein Freund von meiner Bewerbung.
Am Abend des 31. Juli 2024 hatte das Warten ein Ende. Zusammen mit meiner Mutter spannte ich eine Schnur im Auto, um das Trachtenhemd aufzuhängen. Als endlich der lang­ersehnte 1. August kam, fuhr ich um 03.40 Uhr von zu Hause los, um pünktlich um 04.00 Uhr in Burgdorf zu sein. Einzig das Trachtenhemd hing hinten im Auto, der Rest der Tracht war bereits in Burgdorf. Ich hatte Bauchschmerzen vor Aufregung. Das Coiffeur-Team von M7 Hindelbank machte uns unsere schönen Frisuren. Um 06.15 Uhr stand ich mithilfe von Jrene und Judith fertig eingekleidet in der Turnhalle. Wir, die wir von den drei Ehrendamengruppen als Erste fertig waren, durften die Einteilungslisten verkaufen gehen. Gut gelaunte und erwartungsvolle Festbesucherinnen und -besucher kauften uns die Listen ab. Als die meisten Festbesuchenden ihren Platz in der Arena gefunden hatten, durften auch wir Ehrendamen in die Arena. Am Oberaargauischen Schwingfest mussten wir aufpassen, dass wir nicht verregnet werden, denn Regen schadet dem Samt der Tracht. So gingen wir immer nach hinten in die Ehrendamengarderobe, die neben der Schwingergarderobe war. Als wir das Krönen übten, kam gerade Fabian Staudenmann den Gang entlang und zeigte uns, wie wir den Kranz auseinanderziehen müssen, damit er gut auf den Kopf passt.
Der Höhepunkt des ersten ereignisreichen Tages kam, als ich neben dem Festsieger Fabian Staudenmann zum Schwarzenburger Marsch in das grosse Festzelt einmarschieren
durfte. Die Stimmung im Festzelt war ausgelassen, alle klatschten und jubelten. Meine Freundinnen riefen mir zu. Die Fans, unter ihnen mein Freund Alexander, standen vor Freude über die guten Resultate auf den Bänken. Es war ein unglaublich tolles Gefühl.
Am Tag nach dem Fest war ich damit beschäftigt, Fotos anzuschauen und die Eindrücke zu verarbeiten. Am Samstag durfte ich mein zweites schön gebügeltes Trachtenhemd ins Auto einladen und um 05.10 Uhr nach Burgdorf ans Emmentalische Schwingfest fahren. Am zweiten Festtag brauchten wir Ehrendamen keine Angst vor Regentropfen zu haben. Auch der Festakt konnte in der Arena durchgeführt werden. Sogar den Schlussgang konnten wir live miterleben. Michael Moser, der genauso jung ist wie ich, gewann das «Emmentalische». «Am Ämmitalische aus Ämmitaler der erscht Kranzfestsieg, ungloublech», lauteten seine Worte im Interview nach dem Schlussgang.
Nach der Krönung gingen wir in die Arena, um die Bilder mit den Lebendpreisen zu machen. Dort schaute die vierjährige Marta  ge­spannt zu. Sie möchte in ein paar Jahren auch Ehrendame werden ... Ich überreichte ihr meinen Blumenstrauss, die Freude in ihren Augen war ­zuckersüss. Der Schwingsport hat wieder ein beeindrucktes Mädchen mehr für sich gewonnen.
Der Höhepunkt des Triples in Burgdorf war das Bernisch-Kantonale Schwingfest am Sonntag,
11. August 2024. Um 05.00 Uhr war Besammlung in Burgdorf. Vom Fenster unseres Coiffeurzimmers aus sahen wir die Schwinger eintreffen. Alle sehr fokussiert, jedoch stets freundlich. Einige sagten «Sälü», andere waren konzentrierter und nahmen uns weniger wahr.
Ich war in der Gruppe Ehrendamen, die zuletzt eingekleidet wurden. Wir halfen noch kurz beim Verkauf der Einteilungslisten, ehe sich unsere Gruppe die hochstehenden Spitzenpaarungen in der Arena anschauen durfte. Gegen Mittag durften zwei Ehrendamen an der Verabschiedung von Kilian Wenger teilnehmen, wir anderen hielten uns hinten im Schatten auf. Während des Festaktes lief uns – wie allen in der Arena – der Schweiss nur so herunter. Ich dachte mir in diesem Moment, wie schön es ist, dass ich dieses Amt der Ehrendame ausüben darf. Denn es gibt viele andere Mädchen, die das genauso gern tun würden.
Gegen Abend kristallisierte sich heraus, dass die beiden Schluss­ganggegner Samuel Giger und Fabian Staudenmann heissen würden. Bei einem «Gestellten» wäre Matthias Aeschbacher Festsieger geworden.
Wir Ehrendamen legten anschlies­send fest, in welcher Reihenfolge wir für die Rangverkündigung einstehen wollen; der äusserste Platz war nicht der begehrteste. Mir war jeder Platz lieb, so ergab es sich, dass ich mich nach aussen setzte. Der äusserste Platz stellte sich als mein grosses Glück heraus, denn aufgrund dieser Platzwahl durfte ich den Festsieger Fabian Staudenmann krönen, was mich natürlich sehr freute und ehrte. Als ich den Kranz auf dem Schoss hatte und Fabian durch das grosse Festzelt nach vorne lief, war ich schon sehr aufgeregt. Auch am letzten Tag war die Stimmung im Festzelt fröhlich und ausgelassen.
Anschliessend begaben wir uns in die Arena und machten schöne Fotos mit dem Festsieger und dem Siegermuni. Wir Ehrendamen bedankten uns in der Garderobe bei Jrene, Sibylle und Mirjam für ihren Einsatz und es wurde noch einmal sehr emotional. Sorgfältig nahmen wir den Schmuck von der Tracht und räumten alles schön auf. An diesem letzten Abend nahmen wir die ganze Tracht mit nach Hause.
Danke, Burgdorf, für diese unglaub­lich eindrücklichen und unvergesslichen drei Tage. Ich durfte mir einen Mädchentraum erfüllen!

Aline Haslebacher
 


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