Die US-Zölle beschäftigen hiesige Unternehmen
16.04.2025 Aktuell, Wirtschaft, Aktuell, Region, BurgdorfEs war ein Paukenschlag sondergleichen, als der US-amerikanische Präsident Donald Trump vor rund zwei Wochen die massiven Zollerhöhungen auf in die USA eingeführte Güter und Produkte bekanntgab. Zollabgaben in der Höhe von 31 Prozent forderte die US-Regierung zunächst für Schweizer Exportfirmen aus beinahe sämtlichen Branchen. Vor einer Woche – die neuen Zölle waren da gerade mal seit einigen wenigen Stunden in Kraft – kündigte Trump bereits wieder an, die zuvor festgelegten Zölle für vorläufig 90 Tage auszusetzen. Für Schweizer Unternehmen gelte während dieser Zeit ein universeller Zollsatz in der Höhe von 10 Prozent. Die Trump-Regierung sorgt mit ihrer Fest- und Aussetzung der Zölle für mächtigen Wirbel in der Wirtschaftswelt. Die Zeitung «D’REGION» hat sich bei
regional ansässigen Exportunternehmen umgehört und ihnen angesichts der drohenden US-Zollerhöhungen den Puls gefühlt.
Nicht alle sind direkt betroffen
«Wir sind von den US-Zöllen nicht direkt betroffen», hält Thomas Kutt, Head of Investor Relations der Ypsomed AG, auf Anfrage fest. Zum einen sind die vom in Burgdorf ansässigen Unternehmen hergestellten und bekannten Insulinpumpen auf dem US-Markt gar nicht erhältlich, zum anderen profitiert die Ypsomed AG mit Blick auf das zweite Geschäftsfeld der Injektionssysteme von sehr guten Lieferbedingungen: «Unsere Verträge halten fest, dass unsere Kundinnen und Kunden die Ware bei uns vor Ort abholen müssen. Sie sind es dann, welche die Produkte schliesslich in die USA exportieren und somit dem fälligen Zollsatz unterliegen. Dadurch sind wir als Unternehmen nur indirekt durch unsere Kundinnen und Kunden von den US-Zöllen betroffen», so Thomas Kutt weiter. Wie schon Ypsomed-CEO Simon Michel in einem Interview gegenüber der «SonntagsZeitung» sagte, glaubt auch Thomas Kutt, dass die Ypsomed AG daher «mit einem blauen Auge davonkommen wird». Dennoch seien die Entscheide der Trump-Regierung von einer Unberechenbarkeit und einer Unsicherheit geprägt. «Wir sind achtsam und verfolgen die Entwicklungen genau. Zudem verfügen wir über ein erfahrenes Krisenmanagement-Team, welches schon früher Lösungen für verschiedene Herausforderungen gefunden hat», zeigt sich Kutt weiter zuversichtlich. Zudem glaube er persönlich – der Unberechenbarkeit zum Trotz – daran, dass der US-Präsident die hohen Zölle auch künftig nicht für Produkte aus der Pharmabranche aussprechen wird. «Unsere Produkte helfen chronisch kranken Menschen. Davon hängen letztendlich Menschenleben ab. Dadurch ist unser Geschäftsmodell stabil und unabhängiger von makroökonomischen Entwicklungen.»
Ähnlich wie bei der Ypsomed AG sieht es bei der ebenfalls in Burgdorf beheimateten Asic Robotics AG aus. Das Hightech-Unternehmen, das auf die Bereiche Sondermaschinenbau und industrielle Robotik spezialisiert ist, sei ebenfalls höchstens indirekt von den US-Zöllen betroffen, wie CEO Micha Kühne festhält. «Die Hauptmärkte der von uns hergestellten Maschinen liegen derzeit in Europa», so Kühne weiter. Wie bei der Ypsomed AG seien es auch bei der Asic Robotics AG somit grösstenteils die Kundinnen und Kunden, welche die Produkte in die USA exportieren und dadurch von den Zöllen betroffen sind. Die Unsicherheit aufgrund der angedrohten US-Zölle führe aber laut Micha Kühne dazu, dass das Unternehmen auch in absehbarer Zeit eher keine vertrieblichen Aktivitäten in den USA starten werde. «Wir erwarten, dass der Preis- und Wettbewerbsdruck in der Branche insgesamt zunehmen wird», hält Kühne weiter fest. Die Asic Robotics AG sei jedoch kontinuierlich daran, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu halten. Dies werde in Zukunft noch wichtiger werden. «Wir haben insgesamt einen sehr treuen und stabilen Kundenstamm, den wir intensiv betreuen und pflegen. Das gibt uns eine gewisse Sicherheit, was auch unsere Mitarbeitenden wissen. Ausserdem bieten volatile Märkte neben Gefahren immer auch Chancen. Wir versuchen, optimistisch zu bleiben und die Chancen, die sich uns bieten, wahrzunehmen.»
Gefahr der eingeschränkten Wettbewerbsfähigkeit
Direkt betroffen von den angekündigten US-Zöllen ist die exportorientierte Sanitized AG, deren Hauptsitz ebenfalls in der Zähringerstadt liegt. Das auf Hygienefunktion und Materialschutz spezialisierte Unternehmen bietet seine Produkte auch in den Vereinigten Staaten an. «Die angekündigten Zölle würden unsere Produkte auf dem US-Markt verteuern und unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber lokalen Herstellern beeinträchtigen», sagt Iris Müller, Head of Communication and Branding. Auch wenn die Massnahmen seit vergangenem Mittwoch für 90 Tage ausgesetzt seien, bleibe eine grundsätzliche Unsicherheit, gerade für ein exportorientiertes Unternehmen wie die Sanitized AG, bestehen, meint sie weiter. Welche Möglichkeiten und Massnahmen bieten sich denn der Sanitized AG mit Blick auf die angekündigten Zölle? «Aktuell verfolgen wir die Lage aufmerksam. Die Aussetzung für 90 Tage verschafft uns etwas Zeit, um fundierte Massnahmen zu prüfen.» Dank der flexiblen und globalen Struktur sei die Firma laut Iris Müller in der Lage, rasch auf neue Rahmenbedingungen wie die angekündigten US-Zölle reagieren zu können. Optionen seien dabei auch neue Lieferketten sowie regionale Anpassungen. «Wir prüfen derzeit zolloptimierte
Liefermodelle sowie lokale Produktionsoptionen», hält Iris Müller fest. Für eine negative Stimmung sorgen die Zölle sowie die Unberechenbarkeit bei der Sanitized AG nicht: «Wir nutzen die Situation, um effizienter zu werden und neue Chancen zu erschliessen. Die Stimmung im Unternehmen ist lösungsorientiert. Wir stellen uns dem Wettbewerb und den Herausforderungen.»
Joel Sollberger