Favorit Staudenmann verteidigt den Titel erfolgreich
06.08.2024 Fotoalben, Aktuell, Burgdorf, Region, SportAm vergangenen Donnerstag traten 180 Schwinger auf der Schützenmatte in Burgdorf zum Oberaargauischen Schwingfest an. Dieses fand unter besonderen Vorzeichen statt: Zum einen passte es bestens zum 1. August, dem schweizerischen Nationalfeiertag, an dem Brauchtum und Tradition eine wichtige Rolle spielen. Zum andern feiert der Oberaargauische Schwingerverband in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Mit 9500 verkauften Tickets konnte ein neuer Publikumsrekord verzeichnet werden: Noch nie wohnten so viele Zuschauerinnen und Zuschauer einem Oberaargauischen Schwinget bei. Dieses bildete den sportlichen Auftakt des sogenannten Burgdorfer «Triple» und profitierte sicherlich von der Durchführung der drei Schwingfeste am selben Standort mit der gleichen Infrastruktur.
Heftige Regenschauer
Das aus nah und fern angereiste Publikum in der Arena genoss das atemberaubende Panorama mit Blick auf das Schloss und die mächtigen Sandsteinfelsen der Gysnauflühe. Einen idealeren Standort als die an der Emme gelegene Schützenmatte hätten die Organisatoren der Schwingfeste Burgdorf wahrlich nicht auswählen können.
Mit Beginn der Kämpfe pünktlich um 8.00 Uhr morgens fokussierte sich der Blick der Schwingergemeinschaft natürlich auf die fünf Sägemehlringe und die darin stattfindenden Duelle. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten ein perfekt organisiertes Fest mit Schwingsport vom Feinsten voller Spannung, Dramatik und Emotionen. Die Athleten zeigten vollen Einsatz und schenkten sich nichts. Den grössten Wehmutstropfen stellte das unbeständige und wechselhafte Wetter dar. Die Temperaturen schwankten von kühl bis heiss. Bereits am Morgen zogen leider erste Regenschauer über Burgdorf, bevor sich die Sonne wieder mit viel Kraft zeigte. Am Nachmittag regnete es während des fünften Ganges in Strömen. Die erprobten Schwingfest-Besuchenden konnten sich zum Glück in ihre Pelerinen hüllen. Der guten Stimmung taten die Wolkenbrüche keinen grossen Abbruch.
Titelverteidiger Fabian Staudenmann schwingt oben aus
Bereits im Vorfeld des Oberaargauischen wurde Fabian Staudenmann als heisser Anwärter auf den Sieg gehandelt. Der 24-jährige Guggisberger präsentierte sich in dieser Saison in äusserst starker Form, setzte er sich doch Mitte Juli am Rigi-Schwinget im Schlussgang gegen Adrian Walther durch. In Burgdorf gab sich der Mittelländer keine Blösse und kämpfte sich von Sieg zu Sieg. Im ersten Gang bezwang er in einem sehenswerten Duell den Thurgauer Eidgenossen und Gastschwinger Domenic Schneider vom Schwingklub Ottenberg. Anschliessend legte er den Oberländer Luca Vögeli sowie den Eggiwiler Chris-tian Hadorn platt auf den Rücken. Zur Mittagszeit führte er die Rangliste an. Neben ihm wiesen nach den ersten drei Gängen nur noch Matthias Aeschbacher, Rüegsauschachen, und Severin Staub, Melchnau, eine Bilanz von drei Siegen auf.
Mit Spannung wurde das Duell zwischen Staudenmann und dem 19-jährigen Jungstar und Publikumsliebling Michael Moser aus Biglen erwartet. Letzterer griff gemäss dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung mutig an, wurde allerdings von Staudenmann gekontert und lag nach lediglich 16 Sekunden platt auf dem Rücken. Im fünften Gang bodigte Staudenmann den 1,90 Meter Hünen Philipp Roth aus Biberist. Mit einem komfortablen Vorsprung von 1,25 Punkten griff er im Schlussgang mit Gastschwinger Lukas Döbeli vom Schwingklub Freiamt, Kanton Aargau, zusammen. Dieser hatte unter anderem den Emmentaler Hoffnungsträger Matthias Aeschbacher bezwungen und lag nach dem fünften Gang zusammen mit Janis Iseli vom Schwingklub Kirchberg und Curdin Orlik auf Rang 2. Staudenmann legte Döbeli nach rund zwei Minuten mit einem Kurz/Kreuzgriff ins Sägemehl und legte mit Bodenarbeit nach, sodass er das Jubiläumsschwinget unangefochten gewann. Es sei ein tolles Fest in einer coolen Arena gewesen, zog Staudenmann Bilanz. Sonnenschein und warme Temperaturen seien ihm jedoch, wie sicherlich auch dem Publikum, lieber als strömender Regen. Nun freut sich Staudenmann auf das Bernisch-Kantonale.
Überzeugende Leistung von Lokalmatador Matthias Aeschbacher
Matthias Aeschbacher, Schwingklub Sumiswald, beendete das Schwingfest auf Rang 2a, punktgleich mit Severin Staub, Melchnau. Er bezwang im ersten Gang in letzter Sekunde Severin Schwander, dann Nicolas Zimmermann, Lukas Tschumi und Josias Wittwer, ehe er im fünften Gang bei strömendem Regen blitzartig vom späteren Schlussgang-Teilnehmer Lukas Döbeli überrumpelt wurde. Im sechsten Gang bodigte Aeschbacher Stephan von Büren.
Neukranzer
Wie jedes Schwingfest war auch das Oberaargauische reich an Höhepunkten und spektakulären Leistungen. So beeindruckte der 21-jährige Janis Iseli aus Münchringen mit seinem Kampfgeist. Er gewann seinen ersten Kranz. Weitere Neu-Kranzer sind David Maurer, Heimenschwand, Schwingklub Siehen, und Michael Heim aus dem Berner Oberland.
Severin Staub, 21 Jahre alt, sorgte ebenfalls für eine Überraschung: Er zog an vielen Eidgenossen und Favoriten vorbei und beendete das Fest auf dem hervorragenden Rang 2b. Eine Freude war es auch, Stephan von Büren, Zauggenried, vom Schwingklub Kirchberg zuzusehen, der unter anderem den Eidgenossen Konrad Steffen mit einem spektakulären Schlungg bezwang.
Acht Kränze gingen in den Oberaargau, einer in den Aargau, sieben ins Emmental, neun ins Oberland, drei ins Mittelland, zwei ins Seeland und einer in den Thurgau.
Markus Hofer
Bilder: Schwingfeste Burgdorf