Elektro-Kehrichtfahrzeug, Solaranlage, Fussballfeld und vorgeburtlicher Mutterschaftsurlaub

  26.03.2024 Aktuell, Foto, Burgdorf, Politik

Kreditabrechnung Fussballfelder Neumatt
Im Mai 2016 bewilligte der Stadtrat (SR) die Sanierung der Fussballfelder Neumatt. Ein Jahr später wurden in einer ersten Bauetappe beim Hauptfeld ein Kunststoffrasen mit Bewässerung und die Infrastruktur für den Spielbetrieb in Angriff genommen. Die Sanierung des Naturrasenplatzes Ost inklusive Beleuchtung erfolgte in einer zweiten Bauetappe im Jahr 2018. Mit dem Einbau eines Rollrasens entspricht der Platz Ost nun den heutigen Anforderungen der Spielfeldgrössen und den Sportplatz-Baunormen. Infrastruktur- und Umgebungsanpassungen wurden in den vergangenen zwei Jahren optimiert. Dazu gehörten eine sanfte Sanierung am Tribünengebäude sowie die Rasen- und Baumpflege beim Platz Ost.
Die Kosten der Ausführungen fielen um 382 202 Franken tiefer aus als budgetiert und betrugen rund 1,77 Millionen Franken. Der SR genehmigte die Kreditabrechnung einstimmig.

Ersatzbeschaffung Kehrichtwagen 2024
GR (Gemeinderat) Francesco Rappa erklärte, dass in der Stadt Burgdorf drei Kehrichtfahrzeuge im Einsatz seien, wobei das älteste Fahrzeug in der Regel im Werkhof steht, wo es den angelieferten Siedlungsabfall aufnimmt und abführt. Im Notfall dient es als Ersatzfahrzeug. Das zu ersetzende Fahrzeug, ein Mercedes-Benz Evonic 2633, ist 15-jährig. Da aktuell kostspielige Reparaturen und Revisionen anfallen, wird dieses Fahrzeug ausgemustert.
Die Stadt hat im Dezember 2020 einen Elektro-Kehrichtwagen in Betrieb genommen. Die Erfahrungen damit sind durchwegs positiv – keine Abgase, kein Lärm und eine Einsparung von rund 80 Tonnen CO2 während der geleisteten Betriebszeit. Auch die Unterhaltkosten für das Chassis und die Treibstoffkosten sind auf die Hälfte gesunken. Ein Elektro-Kehrichtwagen entspricht zudem den Vorgaben der KlimaVision. Die Baudirektion hat eine entsprechende öffentliche Ausschreibung formuliert. Das Produkt der Firma Mercedes-Benz hat diese gewonnen.
In der mittelfristigen Investitionsplanung sind für 2024 600 000 Franken für die Ersatzanschaffung eines Kehrichtwagens vorgesehen. Der beantragte Kredit beträgt 705 000 Franken. Begründet werden diese Mehrkosten mit den steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie.
Philipp Schärf (GLP) stellte einen Änderungsantrag. Ihn störte, dass der Verkauf des ausgemusterten Fahrzeugs lediglich 5500 Franken abwerfe. Schärf wünschte, dass die Stadt den Verkauf selbst regle und somit einen grösseren Erlös erziele. Nach Anhörung der anderen Fraktionen zog er den Antrag zurück. Auch Schärf steht hinter einem Elektro-Kehrichtfahrzeug, was das Abstimmungsresultat bewies. Der Investitionskredit wurde einstimmig bewilligt.

Vorgeburtlicher Mutterschaftsurlaub für Stadtangestellte
Im Januar 2023 stimmte der SR einer Motion der SP-Fraktion betreffend die Einführung eines vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaubs zu, erinnerte Stefan Berger den SR. Damit will die Stadt ihre Attraktivität als Arbeitgeberin stärken. Zudem spricht diese Regelung  für eine Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmerinnen, schafft Planungssicherheit und vermindert das Risiko für unvorhergesehene und plötzliche Absenzen. Finanziell hat dieser Mutterschaftsurlaub kaum Auswirkungen auf die Stadtfinanzen.
Für Jürg Kämpf (FDP) genügen die bestehenden Regelungen, da sie für werdende Mütter keinen finanziellen Nachteil bringen würden. Die Ungleichstellung von Frau und Mann würde im Arbeitsmarkt mit einer Sonderregelung noch mehr Gewicht erhalten. Der Stadt gehe es lediglich um die Profilierung als Arbeitgeberin, um einen prestigeträchtigen Städte-Wettbewerb. Die FDP-Fraktion lehnte darum den Vorstoss ab. Für die EDU/SVP sprach Urs Wüthrich. Seine Fraktion akzeptiere den Mehrheitsentscheid und werde grossmehrheitlich zustimmen. Carmen Baumeler-Stoll (Die Mitte) erklärte zum vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaub: «Auch wenn Männer glauben, dass Schwangerschaft keine Krankheit ist – wer sich schlecht fühlt, Wasser in den Beinen hat und Wasser mit Kind in der Bewegung ausgleichen muss, hat ein Recht auf ein bisschen Erholung vor der Geburt.»
Die Änderung des Personalreglements wurde mit 32 Ja gegen 5 Nein genehmigt.

Wird eine Solaranlage auf dem Logis­tikzentrum der Armee in Burgdorf realisiert?
Für das Logistikzentrum der Armee in Burgdorf wurde im Jahr 2018 ein Generalplaner-Wettbewerb durchgeführt. Besondere Aufmerksamkeit galt der Gebäudehöhe sowie der Gestaltung der Dachflächen. Das Siegerprojekt hat mit einer intensiv begrünten und artenreichen Dachfläche im Sinne der Biodiversität überzeugt. So entsteht ein Grüngürtel zwischen Wald und Emme und die Aussicht vom Schloss und von der Rothöhe wird nicht verschandelt.
Die Mitte-Fraktion reichte im September 2021 einen Auftrag betreffend «Realisierung einer Solaranlage auf dem Logistikzentrum der Armee in Burgdorf» ein. Im Rahmen der Umsetzung hilft die Stadt nun der armasuisse, die Möglichkeit der Installation weiterer Solaranlagen auf den Dächern der neuen Halle zu prüfen und unterstützt sie bei der Klärung von Fragen. Stefan Berger bekräftigte, dass die Stadt weder planen noch installieren könne. Sie habe lediglich eine beratende Funktion. Für einen Ausbau der Produktion von zusätzlichem Solarstrom hat die armasuisse mit Planungsarbeiten begonnen und wird diese nach der militärischen Plangenehmigung des Ausbauprojektes des ehemaligen Armeemotorfahrzeugparks (AMP) Burgdorf weiter vorantreiben. Der erzeugte Strom wird ausschliesslich vom VBS im Eigenbedarf genutzt werden.
Roger Aebi (Die Mitte) sieht es nicht als Problem, wenn die armasuisse den Strom selber nutzt. Hauptsache, er wird umweltfreundlich produziert. Klar sei jedoch, dass die Verantwortlichen der Stadt im Jahr 2021 bei der Abwägung zwischen Landschaftsbild, Klimaschutz und Biodiversität falsche Prioritäten gesetzt hätten. Ein Dach könne multifunktional genutzt werden, also für Energieproduktion, Biodiversität und für Regenwasserspeicherung.
Jürg Kämpf (FDP) verwies auf die heftigen Debatten, die der SR vor zweieinhalb Jahren geführt hatte. Lobende Worte der Presse zu einer begrünten Dachfläche konnte er nicht verstehen und auch mehrere Fraktionen reagierten kons­terniert oder zumindest überrascht darauf. «Und nun soll der SR den Auftrag abschreiben, ohne die genauen Pläne des VBS zu kennen?», entrüstete sich Kämpf.
Der Auftrag wurde mit 19 Nein und 16 Ja aufrechterhalten.  

Die direkte Bahnverbindung zwischen Burgdorf und Zürich soll bleiben
Der «Berner Zeitung» vom 15. Januar 2024 hat die FDP-Fraktion entnommen, dass ab dem Jahr 2035 die direkten Interregio-Zugverbindungen zwischen Burgdorf und Zürich gestrichen werden sollen. Die Stadt Burgdorf ist ein regionales Zentrum mit zahlreichen Pendlern/-innen. Die Burgdorfer Bevölkerung wächst, international tätige Firmen sind hier angesiedelt und die Stadt geniesst hohe Attraktivität. Darum gelangte die FDP mit einer dringlichen Interpellation an den GR.
Laut GR stiegen die Passagierfrequenzen am Bahnhof Burgdorf SBB in den vergangenen Jahren stetig an. Sie liegen bei über 20 000 Passagieren täglich. Während den nächsten Jahrzehnten ist ein Ausbau des Bahnhofs mit Anbindung an das nationale Netz geplant. Dabei sei die direkte Verbindung in den Wirtschaftsraum Zürich ein zentraler Standortfaktor. Für die Angebotsplanung des Fernverkehrs sei jedoch das Bundesamt für Verkehr BAV zuständig. Die Verbindung gehört also nicht zum regionalen Angebotskonzept, bei dem die Gemeinden ein Mitspracherecht hätten.
Doch die Betroffenen bleiben nicht untätig. Als Beisitzerin in der Regionalkonferenz Emmental hat sich die Stadt für ein gemeindeübergreifendes Vorgehen und gegen den Abbau eingesetzt. Stadtpräsident Stefan Berger hat zusammen mit allen Emmentaler Grossrätinnen und Grossräten in  der Frühlingssession des Grossen Rates eine Motion eingereicht, um das Bahnangebot im Emmental zu stärken und die Fernverkehrsverbindungen beizubehalten.
Claudia Fankhauser (FDP) zeigte sich mit dieser Antwort befriedigt. Sie ist zuversichtlich, dass der Standort Burgdorf als wichtig erachtet wird.

Kriterien der Stadt Burgdorf für die Ausbildung Lernender
Die Arbeitsmarktsituation ist alles andere als befriedigend. Auch die Stadt Burgdorf leidet unter dem Fachkräftemangel. Umso wichtiger ist es, in der Grundbildung aktiv zu sein, um den Nachwuchs zu fördern. Die GLP wollte zu diesem Thema detailliertere Angaben.
Auch für den GR ist die Ausbildung von Jugendlichen ein wichtiges Anliegen. Das Lehrstellenangebot werde laufend überprüft und den Entwicklungen in technischen und gesellschaftlichen Belangen angepasst. Die Stadt verfügt über das Handbuch «Berufsbildung in der Stadtverwaltung Burgdorf». Weitere Grundlagen bestehen für alle Lehrberufe. 2024 soll eine generelle Evaluation des Lehrlingswesens durchgeführt werden.
Die Stadtverwaltung bildet 19 Lernende in drei Berufen aus. Die Lehrlingsbeauftragte übernimmt die Hauptverantwortung. Berufsbildner/innen übernehmen die fachliche Betreuung und Begleitung. Für den Informationsfluss zwischen Lehrgeschäft, gesetzlichen Vertretenden, Berufsschule und kantonalen Stellen übernimmt der/die Lehrlingsbeauftragte die Verantwortung. Grundlagen zur Ausbildung von Lernenden sind im Handbuch Berufsbildung festgehalten.
Ulrich von Känel (GLP) bedankte sich für die befriedigenden Antworten der Stadt. Er regte an, die Lernenden in mehr als drei Abteilungen der städtischen Verwaltung ihre Praxiserfahrungen machen zu lassen.

Personelles
In der März-Sitzung war Miriam Hosner-Abbühl (SVP) zum ersten Mal dabei. Die EVP verabschiedete Josef Timoteo Jenni nach dreieinhalb Jahren im Stadtrat. Seinen Sitz übernimmt die EVP-Politikerin Beryll Veraguth, die bereits als Mitglied der Sozialkommission für die Stadt Burgdorf tätig ist. Sabrina Rohrbach (SVP) tritt ebenfalls von ihrem Amt zurück. Neu wird Marc Bracher im SR Einsitz nehmen.

Informationen aus dem Gemeinderat
Stadtpräsident Stefan Berger erklärte die «Vision Burgdorf 2050». Der Gemeinderat (GR) möchte das alte Leitbild von 2012 aktualisieren. Es soll eine langfris­tig orientierte Grundlage für die Arbeit von Politik und Verwaltung schaffen. Die Bewohnerinnen und Bewohner stehen bei der Entwicklung dieser Vision im Fokus und werden als Zielgruppe vom neuen Leitbild profitieren. Für die Entwicklung einer breit abgestimmten Vision lädt die Stadt die Bevölkerung von Burgdorf zu einem «Burgdorf Speed Dating» am Donnerstag, 4. April 2024, um 18.00 Uhr in die Aula Gsteighof ein. Familien und Singles, Studierende und Lernende, Grossverdienende und Pensionierte, Moderne und Konservative, alle sollen mitreden, gemeinsam Ideen entwickeln und somit Teil der Zukunft von Burgdorf werden.
GR Christoph Grimm zeigte sich erfreut über die gute Luftqualität und die adäquaten Temperaturen im Lindenfeldschulhaus. Zahlreiche Sanierungen und Anpassungen hätten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt.
GR Theophil Bucher wies auf einen aufschlussreichen Artikel im «Burgdorfer Stadtmagazin» hin. Er erläutert die Klimastrategie, zu welcher der GR  ein umfassendes Dossier verabschiedet hat. In einem Bericht wird die Stadt schriftlich festhalten, was während den vergangenen fünf Jahren für die Verbesserung des Klimas getan wurde.  
GR Francesco Rappa sprach über die eingereichte Petition betreffend Schlittelweg an der Technikumstrasse. Die Behörden klären ab, ob sich eventuell ein anderer Standort besser eignen würde, um im Winter das Schlitteln in der Stadt Burgdorf zu ermöglichen.
Weiter informierte Rappa über eine massive Kreditüberschreitung, die aber noch nicht definitiv ist. Im Dezember 2022 wurde für die Sanierung «Polieregasse-Gysnauweg» ein Kredit von 600 000 Franken gesprochen. Nun scheinen die Kosten auf über eine Million Franken anzusteigen. Bauverzögerungen, der Ausbau der Fernwärme und weitere Faktoren hätten diesen Anstieg verursacht.

Helen Käser


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