In jeder Hinsicht er-Goetz-licher Theaterabend
27.02.2024 Aktuell, Foto, Fraubrunnen, Kultur, Gesellschaft, Region, VereineUnmögliche Situationen, die uns teilweise doch irgendwie allzu bekannt vorkommen, skurrile, aber doch irgendwie liebenswerte Figuren, ein feiner Humor, der zum Lachen anregt, der durchaus auch mal beissend sein kann – das vereint die drei Stücke, die am vergangenen Wochenende an der Premiere im Schlosskeller Fraubrunnen zur Aufführung kamen. Die Geschichten selbst allerdings könnten kaum verschiedener sein: Da ist Rechtsanwalt von Alten, der von einer schrulligen Mandantengattin davor gewarnt wird, dass ein Ex-Sträfling ihm nach dem Leben trachte – und sein ehemaliger Referendar, der den Tod seiner Geliebten, von Altens Ehefrau, rächen will.
Da ist das Dienstmädchen Minna, das ständig in Ohnmacht fällt, seit Franz, der Bursche des Nachbarn, ihr neulich «komisch vorbeikam» – und Herr und Frau Professor, die völlig entsetzt sind über das Geständnis und nun den sehr traditionell denkenden, etwas tumben Vater über den Zustand seiner Tochter informieren müssen.
Und da ist zuletzt auch noch Eva, die schöne Frau des Professors, die laut eigenen Angaben einen Mann für die Seele und einen für den Körper braucht – und ein Hund, der einen tollwütigen Biss hat, wenn es um seine Herrin geht.
Gutes Gespür für Stück, Spielende und Verantwortliche neben der Bühne
Mit den komödiantischen Einaktern hat sich Regisseur Peter E. Wüthrich vor seiner Pensionierung einen Wunsch erfüllt und gleich in mehrerer Hinsicht einen guten Griff getan: sowohl mit der Wahl der Kurzstücke und mit der Übersetzung wie auch mit der Besetzung der Rollen und mit dem Engagement der Verantwortlichen für Kostüme, Bühnenbau, Licht- und Tontechnik.
Die drei Stücke, die Peter E. Wüthrich alle in die 1920er-Jahre verlegt, sprühen nur so von pointierten Dialogen, witzigen Sprachspielereien und komischen Momenten, die das Publikum immer wieder zum Lachen bringen.
Christine Heiniger Frauchiger hat eine Übersetzung geschaffen, die einerseits werktreu und andererseits sprachlich perfekt auf die Personen im Stück angepasst ist. Ausserdem hat sie den Text so gut ins Bernbiet transferiert, dass in den Zuschauenden unweigerlich Bilder von echten Personen aufsteigen.
Dass diese echt geniale Übersetzung auch richtig in Szene gesetzt wurde, dafür sorgten Marianne Hiltbrunner, Valentina Schweizer, Alain Thélin, Tim Segessemann und Roland Hungerbühler mit grosser Präzision bis ins Detail, mit starker Bühnenpräsenz und einem unglaublichen Gespür für das Komödiantische. Alle gaben ihren Rollen das gewisse Etwas, das die Figuren in der Geschichte urkomisch und in der jeweiligen Situation doch völlig glaubwürdig erscheinen liess. Jede einzelne Figur hat ihre eigenen Charakterzüge, Haltungen, Ticks, die sie deutlich von den anderen unterscheiden, und jede Figur ist trotz individueller Ecken und Kanten liebevoll gezeichnet – eine darstellerische Leistung der Superlative. Da lässt sich nur eines sagen: Chapeau! Wer einen in jeder Hinsicht «er-Goetz-lichen» Theaterabend geniessen will, dem sei das Theater Schlosskeller Fraubrunnen von Herzen empfohlen!
Andrea Flückiger
Informationen zu den Aufführungsdaten sowie Reservationen unter www.schlosskellerfraubrunnen.ch.