Farbe auf die grauen Wände bringen
10.10.2023 Aktuell, Foto, KulturWer durch die Bahnunterführung im Gyrischachen-Quartier geht, dem ist das Kunstwerk mit Sicherheit aufgefallen. Wo ansonsten lediglich grauer Beton zu sehen wäre, stechen zwei grosse Gesichter heraus. Hinter dem Kunstwerk steckt Salem Jajovski. Der Burgdorfer Street-Art-Künstler bemalte mit ganz viel Farbe die von der Stadt Burgdorf für Graffiti freigegebene Mauer.
Die zwei Gesichter sind diejenigen der Hip-Hop-Musiker French Montana und Rick Ross. Durch die Hip-Hop-Kultur fand Salem Jajovski denn auch den Zugang zur Graffitikunst. «Hip-Hop-Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben. Im Alter von etwa 13 Jahren wurde schliesslich das Thema Graffiti für mich immer zentraler», hält er fest. Fortan zeichnete und skizzierte er in jeder freien Minute. Auf Buchstaben und Schriftzüge folgten später vermehrt Bilder, Zeichnungen und Porträts. «Ich mag es, meine Kreativität auszuleben und meine Ideen auf die Wand zu bringen», so der 26-Jährige.
Die Kunst von Salem Jajovski ist zeitintensiv. Für das Kunstwerk im Gyrischachen benötigte er rund vier Wochen: «Ich kam jeweils nach Feierabend her und malte das Bild Stück für Stück weiter», so der Goldschmied im zweiten Lehrjahr. Als Vorlage dienten Salem Jajovski dabei lediglich Fotos der Künstler, das Zeichnen und Malen beruhte auf Augenmass.
Das Graffiti im Gyrischachen bedeutet ihm viel: «Ich bin in Burgdorf aufgewachsen, wohne noch heute hier und bin eng mit der Stadt verbunden.» Er freue sich, dass er in seiner Heimatstadt seine Kunst zeigen könne. Wobei Burgdorf nicht der einzige Ort ist, an dem Salem Jajovskis Kunstwerke zu sehen sind. Auf einer Reise nach Berlin malte er Porträts der Protagonisten der deutschen Serie «4 Blocks» auf eine Wand in der deutschen Hauptstadt. «Als ich am Malen war, kam eine Frau vorbei und meinte begeistert, dass einer der Schauspieler, Kida Ramadan, gleich um die Ecke wohne, sie ihn kenne und dieser mein Kunstwerk unbedingt sehen müsse. Wenig später kam dieser vorbei. Wir tauschten uns aus und knipsten ein Foto», erzählt der Street-Art-Künslter freudig. Durch das Foto, welches er in die sozialen Medien stellte, gerieten Salem Jajovski und seine Kunst ins Rampenlicht. Seither erhielt er diverse Aufträge, beispielsweise für das Bemalen von Wänden in Berliner Friseursalons. «Durch das Treffen mit Kida Ramadan entstand ein gewisser Hype. Ich finde es toll, wenn ich durch meine Leidenschaft auch anderen Leuten eine Freude bereiten kann.»
Das Graffiti bei der Bahnunterführung im Gyrischachen-Quartier sei bestimmt nicht das letzte gewesen, meint der Künstler auf Nachfrage. Man darf gespannt sein, was Salem Jajovski als Nächstes auf die Wände zaubert.
Joel Sollberger