Platzger-Verbandsfest 2023
05.09.2023 Aktuell, Gesellschaft, Jegenstorf, Vereine, SportErstmals richteten zwei Platzgervereine aus verschiedenen Gemeinden zusammen das Platzgerverbandsfest aus. Auf dem Areal der Chrutmatt in Jegenstorf von Sandra und Hanspeter Pfeiffer konnten die Vereine Jegenstorf und Mattstetten am vergangenen Wochenende an zwei Spieltagen 320 Teilnehmer/innen aus 44 Vereinen begrüssen. Gleichzeitig mit dem Verbandsfest wurde die Schweizermeisterschaft durchgeführt.
Von den 44 teilnehmenden Vereinen stammten 42 aus dem Kanton Bern und je einer aus dem Kanton Solothurn und Freiburg.
«Guet Lätt»
«Platzgen gehört zu den vier ursprünglichen Traditionssportarten der Schweiz», erklärt André Stiehm vom OK nicht ohne Stolz. Er bedauert jedoch, dass das Rekrutieren «begeisterter» Nachwuchs-Platzger sehr schwierig sei.
Der Wurfsport Platzgen existiert schon seit dem Mittelalter und wird heute mit wenigen Ausnahmen nur noch im Kanton Bern «gelebt», liess Thomas Beutler, Mitglied des OKs, wissen. «Guet Lätt» wünschen sich die Sportler jeweils. «Lätt» ist ein mit Lehm gefüllter Stahlring, in dessen Mitte ein eiserner Stock, der «Schwirren», aus dem Lehm ragt.
Aus der Abwurfzone von 2 mal 2 Metern und der Distanz von 17 Metern muss der Schwirren so nahe wie möglich getroffen werden. Je näher an der Stange, umso höher ist die erreichte Punktzahl. Die Platzgen sind unterschiedlich in Material, Form und Gewicht, dürfen allerdings den Höchstdurchmesser von 18 Zentimetern nicht überschreiten. Sie haben ein Gewicht von 1 bis 3,5 Kilogramm.
Hansruedi Grütter, Landmaschinenmechaniker, gilt als der einzige Platzgenhersteller der Schweiz. Versteht sich von selbst, dass jeder Platzger sein eigenes Wurfgerät besitzt, meist sogar mehrere, und dieses hegt und pflegt wie einen Schatz. «Guet ir Hang ligge» müsse es, das sei das Wichtigste, meint einer, dem nur wenige Zentimeter zum Kranz fehlten.
Sportlich und kollegial werden einzelne Würfe diskutiert und analysiert, im Wettkampfmodus, aber nicht verbissen. Die «Tagesform» sei auch hier wie in anderen Sportarten entscheidend, ist zu vernehmen.
Bei der Schweizermeisterschaft am zweiten Spieltag traten die 20 Sportler mit dem besten Punktedurchschnitt aus dem Vorjahr in Leissigen an. Stephan Glauser vom PC Hängelen, dem letztjährigen Schweizermeister, gelang es nicht, den Titel zu verteidigen. Der neue Schweizermeister heisst Stephan Ruchti aus Utzenstorf.
Der Gabentempel, die herzliche Gastfreundschaft und die sportliche Kameradschaft werden neben Punkten und Rängen allen Festbesuchenden in Erinnerung bleiben.
Sylvia Mosimann