Seit mehr als zehn Jahren bietet das Zentrum Mösli jeweils von Mitte Juni bis Mitte August jeden Freitag für die Bewohnenden des Zentrums ein «Kneippen für Senioren» an. Das Verwöhnprogramm mit Fussbad, Kneipp-Parcours und Fussmassage ist so beliebt, dass das Aktivierungsteam immer alle Hände voll zu tun hat.
Am Freitag, 21. Juli 2023, war es wieder so weit: Das wöchentliche Kneippen stand auf dem Plan. Und da das Wetter zwar warm, aber eher regnerisch war, verlegten die Verantwortlichen den Kneipp-Parcours kurzerhand in den überdachten Bereich des Zentrums und legten selbst gehäkelte Wolldecken bereit, falls es nach der hochsommerlichen Hitze der vergangenen Tage doch ein bisschen kühl werden würde.
Bereits vor 9.30 Uhr setzten sich die ersten Seniorinnen und Senioren auf die Wartestühle und kamen sogleich in den Genuss eines warmen Fussbads. «Ich habe noch nie gekneippt – also, ich weiss nicht, ob ich das überhaupt kann…» – «Oh, du wirst sehen, das ist kein Problem, du wirst schön geführt – und die Fussmassage am Schluss mit Apéro ist ein Traum!» – «Ich war das erste Mal auch skeptisch, aber seither melde ich mich immer gleich wieder an, weil es so gut tut!» – «Das tönt doch schon vielversprechend!»

Beliebter Kneipp-Morgen
Das Kneipp-Angebot hat im Zentrum Mösli Tradition. «Ich habe damals in einer Broschüre einen Artikel über Kneippen mit Senioren entdeckt – und dachte, das könnten wir doch bei uns auch machen», berichtet Jürg Kruger, Leiter des Zentrums Mösli. Er erzählte der Pflegedienstleitung von seiner Idee – und rannte dort offene Türen ein. Auch der Hauswart war sofort begeistert von der Idee und schuf aus Schaltafeln einen fünf Meter langen Parcours, der mit sechs verschiedenen Untergründen befüllt werden kann. Den Abschluss des Parcours macht ein Becken, das mit Wasser und Eiswürfeln befüllt wird. «Zu Beginn waren die Senioren noch zurückhaltend: Nur zwei, drei ganz Mutige meldeten sich, um den Parcours auszuprobieren», erinnert sich Jürg Kruger lachend. «Diese schwärmten aber nach dem Parcours so, dass der Kneipp-Morgen seit zehn Jahren immer schon im Voraus ausgebucht ist.»

Befüllung des Kneipp-Parcours hat sich mit den Jahren verändert
Die Befüllung der sechs Abteile würden immer wieder den Bedürfnissen angepasst, erzählt der Heimleiter: «So haben wir etwa die kleinen Föhrenzapfen entfernt, weil diese zum Teil unangenehm gepikst haben, und auf Anraten unserer jetzigen Aktivierungstherapeutin haben wir ein Abteil mit Korkzapfen befüllt.»
Das Resultat ist auf alle Fälle überzeugend: Die kneippenden Senioren waren auch an diesem Freitag wieder überrascht, wie ungewohnt, aber doch angenehm die verschiedenen Untergründe sind. Und wer sich vom Gleichgewicht her nicht ganz sicher fühlte, konnte auf die volle Unterstützung durch die beiden Frauen des Aktivierungsteams zählen, die den Seniorinnen und Senioren unbeschwert links und rechts einhakten und das Mitmachen des Kneipp-Parcours offensichtlich ebenso genossen wie die Mösli-Bewohnenden.

Viele Gründe sprechen fürs Kneippen
Die Gründe, warum die Seniorinnen und Senioren so gerne kneippten, waren ganz verschieden: Die einen genossen das gesellige Beisammensein – auch ohne zu kneippen –, andere fanden es schön, «wie früher» barfuss über Emmensteine und Tannzapfen zu gehen und den Untergrund bewusst über die Füsse wahrzunehmen, wieder andere genossen ganz besonders die Fussmassage mit Apéro. Die meisten schätzten es auch einfach, so richtig verwöhnt zu werden. Und genau das bot das Aktivierungsteam auch ganz bewusst an: «Uns ist es ein grosses Anliegen, dass unsere Bewohnenden, wenn auch für relativ kurze Zeit, im Mittelpunkt stehen und wir ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit schenken können.»

«Ich melde mich gleich wieder an!»
Dass dieses offensichtlich von Herzen kommende Kneipp-Angebot gut ankam, zeigten die Rückmeldungen am Ende des Verwöhnprogramms: «Ich hätte nicht gedacht, dass das so guttut. Ich melde mich gleich wieder an …» – «Das ist fast wie in den Ferien. Ich werde hier wirklich verwöhnt, danke!» – «Das ist so entspannend, ich könnte direkt im Liegestuhl einschlafen …» – «Wenn ich euch so zusehe, ich glaube, ich melde mich fürs nächs­te Mal auch an!»

Andrea Flückiger