Neue Baustelle auf Schloss Burgdorf
31.01.2023 Aktuell, Foto, Burgdorf, Kultur, GesellschaftBei einem Teil der Leserschaft kommt beim Thema «Baustelle auf Schloss Burgdorf» die Frage auf, ob das Schloss nicht bis vor Kurzem über längere Zeit eine grosse Baustelle war. Die Antwort darauf ist: «Ja. Aber hier geht es um die Werterhaltung eines mittelalterlichen Gemäuers.»
An einer Informationsveranstaltung erklärte der Präsident der Stiftung Schloss Burgdorf, Dr. Markus Meyer, dass beim Umbau des Schlosses zum «Schloss für alle» die Innenräume restauriert worden waren. Die Umnutzung des Schlosses als Jugendherberge mit Restaurant, einem innovativ konzipierten Museum und einem Zeremonielokal dürfe als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Die Besuchszahlen der ersten drei Betriebsjahre übertreffen jedenfalls alle Erwartungen. Im Innenhof sowie in den verschiedenen Räumlichkeiten seien stets Besucher/innen anzutreffen. Das Schloss ist ein Magnet für Schulklassen, Familien, Vereine, Reisende und Heiratswillige.
Baudenkmäler von solchem Ausmass seien jedoch nie abschliessend saniert, erklärte Meyer, sondern verlangten laufend Unterhalts- und Konservierungsmassnahmen. Regelmässige Investitionen ermöglichen eine Werterhaltung. Der Grosse Rat hat dafür 1,835 Millionen Franken gesprochen. Die Kosten werden vollumfänglich durch den Lotteriefonds des Kantons Bern beglichen. Baustart ist baldmöglichst, die zu erwartende Bauzeit beträgt ungefähr zwei Jahre.
Spezialisten/-innen informierten über Details
Stiftungsrat, Denkmalpflege und Archäologischer Dienst erachteten eine Untersuchung des mittelalterlichen Schlossgemäuers als notwendig. Mittels Drohnen wurde eine Fernanalyse gemacht und die Daten wurden ausgewertet. Diese Methode, die bereits bei anderen Schlössern erfolgreich angewendet wurde, macht Kostenschätzungen für eine Sanierung möglich. Gemeinsam erarbeiteten die Verantwortlichen ein Konzept und gelangten damit an den Lotteriefonds, der regelmässig Projekte in der Denkmalpflege unterstützt.
Stiftungsratspräsident Dr. Markus Meyer zeigte sich dankbar für die Finanzierung der Renovation des national bedeutenden Baudenkmals durch den Lotteriefonds. Solche Investitionen wären für die Stiftung, welche die Verantwortung für dieses historische Gebäude übernommen habe, alleine nicht zu stemmen.
Die Baupublikation erscheint in den nächsten Wochen
Mike Wüthrich, Atelier G+S, Architektur und Planung, erläuterte den Ablauf der Sanierungsarbeiten, die in drei Etappen durchgeführt werden. Die erste Bauetappe an der über 120 Meter langen Nordfassade umfasst die Mauer vom Kornhaus bis zum ersten Turm. Gerüste werden aufgestellt – eine komplizierte und aufwendige Angelegenheit im steilen Gelände. Die zweite Etappe erstreckt sich bis anfangs Wohntrakt, die dritte bis und mit Torturm. Erst nach dem Gerüstbau ist eine genaue Analyse der Mauern möglich. In den nächsten Wochen soll das Baugesuch eingereicht werden. Nach Vorliegen der Baubewilligung kann hoffentlich im Frühling 2023 die Renovation der Nordfassade gegenüber dem alten Markt in Angriff genommen werden.
Der Baustart erfolgt im Innenhof, wenn möglich Anfang Februar 2023. Während ungefähr zwei Wochen wird der alte Putz abgeschlagen. Danach analysieren Archäologen/-innen jeden Stein, jede Ritze und dokumentieren dies für die Nachwelt. PD Dr. Armand Baeriswyl, Leiter des Ressorts Mittelalterarchäologie beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern, erklärte, dass das Schloss Burgdorf zu den 100 wichtigsten nicht sakralen, mittelalterlichen Bauten Europas gehöre. Das um 1200 errichtete Zähringerschloss sei weitgehend erhalten und solle darum weiterhin gepflegt, geschützt und erforscht werden. Tatiana Lori, kantonale Denkmalpflegerin, begrüsst solche werterhaltenden Sanierungsprojekte.
Das «Schloss für alle» bleibt geöffnet
Alle Sanierungsarbeiten werden bei laufendem Betrieb durchgeführt. Das Gerüst, das im Februar 2023 im Innenhof aufgestellt wird, bleibt nur für einige Wochen stehen. Von den Osterferien bis in den Spätherbst bleibt der Innenhof «gerüstfrei». So sind kaum Einschränkungen für die Gäste zu erwarten.
Helen Käser