«Schneller unterwegs, als der Wind weht»
10.01.2023 Aktuell, Foto, Region, GesellschaftHört man das Wort «Segeln», denken die meisten Leuten wohl an Wasser, Seen und Meere. Mit einem Segelschiff über Gewässer zu gleiten ist die eine Möglichkeit. Die andere Option ist, dasselbe an Land zu tun. Genau das ist Strand- oder Landsegeln – das Hobby des Kirchbergers Stefan Jutzi. Diese Sportart funktioniert genau gleich wie der «berühmtere» Bruder, das Segeln auf dem Wasser, nur dass sie auf festem Untergrund betrieben wird. «Das Strand- oder Landsegeln ist eine Randsportart», so Stefan Jutzi. Rund 20 Mitglieder hat der Verein Sailcart Pfäffikon, dem auch Jutzi angehört. Dem Spass am Sport tut dies allerdings keinen Abbruch.
Beim Strandsegeln können immense Geschwindigkeiten erreicht werden. Im Dezember 2022 wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt: Der neuseeländische Pilot Glenn Ashby und sein Team erreichten am America’s Cup, – ein weiteres Pendant zum Segeln auf dem Wasser – eine Geschwindigkeit von unglaublichen 222,4 Kilometern pro Stunde. «So schnell bin ich nicht unterwegs, meine Maximalgeschwindigkeit liegt bei etwa 60 Kilometern pro Stunde», lacht Stefan Jutzi. Zum einen verfügt er nicht über einen solchen Hightech-Segler wie das neuseeländische Team, zum anderen ist die Geschwindigkeit alleine nicht massgebend für den Sport. «Man fährt beim Landsegeln ein normales Rennen mit einer vorgegebenen Runde, die natürlich auch Wendungen und Kurven beinhaltet. Da ist der Umgang mit dem Wind von Bedeutung. Es braucht durchaus auch Kraft in den Armen», so der Landsegler. Die Faszination Wind verbunden mit den Geschwindigkeiten machen Stefan Jutzis Meinung nach den Sport denn auch aus: «Es ist faszinierend zu sehen, welche Geschwindigkeiten mit teils wenig Wind erreicht werden können. Und schliesslich ist man beim Landsegeln allgemein schneller unterwegs, als der Wind weht.»
Dank Freund zum Hobby gefunden
Doch wie kommt man in einem Land wie der Schweiz, welche, über keine grossen und breiten Strände verfügt, zum Strandsegeln? Im Fall von Stefan Jutzi war es ein windaffiner Freund, welcher ihn seinem Hobby näherbrachte. Vor etwa 20 Jahren gingen sie für ein verlängertes Wochenende nach Norddeutschland, um landzusegeln. Per Zufall war auch der einzige Schweizer, der zur damaligen Zeit Rennen fuhr, vor Ort. «Der Wind war eher schwach, doch ich war sofort fasziniert», erinnert sich Jutzi. Vor etwa zwölf Jahren kaufte er sich, der selbst noch nie auf dem Wasser gesegelt hatte, einen eigenen Landsegler. Seither geht er drei- bis viermal pro Jahr für ein verlängertes Wochenende land- oder strandsegeln. In der Schweiz bietet sich ein Flugplatz im Kanton Wallis an, auf dem der Sport ausgeübt werden kann. Ansonsten führt das Hobby Stefan Jutzi ins Ausland, nach Norddeutschland, Dänemark oder Frankreich.
Teilnahme an grossen Wettkämpfen
«Mich freut, dass ich eine Sportart gefunden habe, bei welcher ich bei drei- bis viermaliger Ausführung im Jahr an einer Europameisterschaft teilnehmen kann», schmunzelt Jutzi mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich nahm er an der EM 2022 in Frankreich teil. Das Teilnehmerfeld war dabei betreffend Alter breitgefächert. Jutzi klassierte sich bei rund 35 Teilnehmenden im hinteren Teil der Rangliste. «Der Spass steht für mich wie für die meisten anderen Teilnehmenden ganz klar im Vordergrund.» Letztlich fehle ihm als Schweizer, beispielsweise im Vergleich mit den französischen Teilnehmenden, die Routine am Meer und mit sandiger Unterlage. «Der Wind am Strand bringt eine unberechenbare Komponente ins Spiel. Vor allem ein Aufkreuzen gegen den Wind ist schwierig und auf dem Sand kann der Segler schnell einmal kippen.» Der Sport sei nicht ungefährlich, meint Jutzi. Gerade bei Wendungen könne es zu Kollisionen kommen. Schlimmer verletzt hat er sich glücklicherweise aber noch nie.
Geeignet für alle, die Wind und Adrenalin mögen
Stefan Jutzi kann seinen geliebten Sport allen weiterempfehlen, die den Wind mögen. «Und das Adrenalin wird natürlich zweifelsfrei auch ausgeschüttet», verspricht er. Mit der Zeit erhalte man ein gewisses Gefühl für den Wind. Für Interessierte biete sich das kommende Osterwochenende an, an dem der Verein Sailcart Pfäffikon im Wallis ein Plausch-Segeln veranstalte. «Interessierte sind jederzeit willkommen», versichert Stefan Jutzi.
Joel Sollberger
Mehr Infos unter www.sailcart.ch.