Auffallend steht er da. Wer auf der Hauptstrasse von Lyssach her nach Kernenried fährt, kann ihn nicht übersehen: den Gasthof Löwen. Seine Fassade wurde vor zwei Jahren renoviert. Damals stand das ehrwürdige Gasthaus seit exakt 200 Jahren am selben Ort. Das hätte bejubelt werden müssen, doch Corona hat das verhindert. Am vergangenen Samstag war es dann endlich so weit; das 202-jährige Bestehen des Gasthofes wurde bei strahlend schönem Wetter gefeiert. Die Familie Schranz lud Gäste, Lieferanten, Geschäftspartner, Nachbarn und Freunde in den Garten des «Löwen» ein. Für musikalische Unterhaltung sorgten Alphornbläser Fredi Niederberger, die Band «Los Calvados» und das Jodlerchörli Zauggenried-Kernenried. Neben Altregierungsrätin Beatrice Simon hielten auch der Gemeinderatspräsident von Kernenried, Adrian Zemp, der ehemalige Bobfahrer Hausi Leutenegger und Schwingerkönig Matthias Sempach eine Rede.

Eng mit dem Schwingsport verbunden
Mit dem Schwingsport ist der «Löwen» in Kernenried eng verbunden; von 2007 bis 2017 trainierten die Berner Schwinger jeden Dienstagabend auf dem eigens dafür errichteten Übungsschwingplatz beim «Löwen». Vielleicht kein Zufall, dass seither alle Schwingerkönige Berner waren…?! Matthias Sempach ist Namensgeber der «Sempachstube» im Gasthof Löwen und hat mit zahlreichen TV-Beiträgen, welche dort aufgezeichnet wurden, erheblich zum Bekanntheitsgrad des Gasthofes in Kernenried beigetragen.
Bekannt ist der «Löwen» in Kernenried aber auch durch seine hervorragende Küche. Gerichte, die Namen tragen wie «Mont Blanc», «Königs-Cordonbleu», «Kernenrieder Parfait» und «Tatar». Der Gasthof ist ein beliebter Ort für Vereinsanlässe, Familien- und Firmenessen, Metzgeten und Jassturniere.

Alle müssen am «selben Karren ziehen»
Zur Jubiläumsfeier des Gasthofes am vergangenen Samstag erschien der Feldschlösschen-Sechsspänner mit den imposanten Brauereipferden. Während einer Stunde wurde Gratis-Bier ausgeschenkt. Die stämmigen Pferde – belgische Kaltblüter – wiegen je rund 900 Kilogramm und wurden von grossen und kleinen Festbesuchern bestaunt und gestreichelt. «Etwas Symbolisches hatte der Besuch des Sechsspänners auch», verrät Stefan Schranz, Sohn des Wirte-Ehepaars. «Denn das erfolgreiche Führen eines Gasthofes über so viele Jahre braucht enorm viel Einsatz und ist nur möglich, wenn alle ‹am selben Karren ziehen›.»

Das «Bushäuschen» in Kernenried
Zurzeit drehen sich viele Dorfgespräche in Kernenried um das ominöse Bushäuschen vor dem Gasthof Löwen. Erstellt wurde es im Auftrag der Familie Schranz durch den Künstler Jürg Dutly. Es soll auf ein nun schon seit Jahren andauerndes Politikum aufmerksam machen. Denn vor dem «Löwen» in Kernenried sollte schon längst ein Bushäuschen die Bushaltestelle zieren und den Wartenden Schutz vor dem Regen bieten. Doch Uneinigkeiten zwischen Kanton, Denkmalschutz und Gemeinde haben das Projekt immer wieder verunmöglicht. Das von Jürg Dutly erstellte Bushäuschen aus Holz darf vorderhand während drei Monaten stehen bleiben.

Petra Schmid

www.gasthof-loewen.ch