Kostenlos verteilte Zeitungen wie «D’REGION» werden durch das Medienpaket benachteiligt

  25.01.2022 Aktuell, Burgdorf, Region, Politik

Gemeinsame Stellungnahme
Bei der Volksabstimmung über das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» am 13. Februar 2022 geht es um viel. Die privaten Schweizer Medien sollen gemäss der Vorlage mit über 170 Millionen Franken pro Jahr subventioniert werden. Nicht abonnierte Zeitungen erhalten jedoch keinen Rappen. Allein im Kanton Bern werden bei einem Ja zum Gesetz Zeitungen mit über 700 000 Leserinnen und Lesern diskriminiert.
Wir Verleger der Zeitungen ­«D’REGION», «Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch», «Bärnerbär» sowie «Biel / Bienne» finden dies unfair, wettbewerbsverzerrend und schädlich für unsere Demokratie. Aus folgenden sechs Gründen lehnen wir das Mediengesetz in der vorliegenden Form ab:

1. Wir werden gelesen
Allein unsere vier Gratiszeitungen «D’REGION», «Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch», «Bärnerbär» sowie «Biel / Bienne» erreichen mit einer Auflage von über 300 000 Exemplaren gemeinsam über eine halbe Million Leserinnen und Leser. Rechnet man die zahlreichen weiteren Gratistitel im Kanton hinzu, die ebenfalls keine Subventionen erhalten, erhöht sich die Leserschaft auf fast 700 000 Bernerinnen und Berner. Trotzdem werden wir vom Mediengesetz diskriminiert.

2. Was macht eine Zeitung aus?
Die Anzahl Leserinnen und Leser, die Auflage, der erzielte Werbeumsatz und vor allem die inhaltliche Qualität einer Zeitung sind unseres Erachtens ebenso aussagekräftig wie die Anzahl der Abonnentinnen und Abonnenten. Im Mediengesetz entscheidet aber einzig die abonnierte Auflage über die ­staatliche Förderung – alle anderen Faktoren sind nicht relevant.


3. Wir stehen für eine lokale und regionale Berichterstattung ein
Unsere Redaktorinnen und Redak-toren recherchieren, vermitteln und kommentieren das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische ­Geschehen auf lokaler und regionaler Ebene. Sie sind stets dort, wo die Algorithmen der Suchmaschinen nicht hinkommen und grosse Medien­konzerne oft nicht mehr hinschauen. Unsere Zeitungen spielen deshalb beim Meinungsbildungsprozess der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Rolle und leisten einen Beitrag für die direkte Demokratie.

4. Klein und fein
«Die kleinen und mittleren Verlage sollen erhalten werden.» Dieser Wunsch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga entspricht auch unserem Anliegen. Da wir Bestandteil der von ihr gewünschten Medienvielfalt sind, setzen wir uns aber auch für eine faire Medienförderung in der Schweiz und im Kanton Bern ein. Leider werden wir vom Bundesamt für Kommunikation und dem Verlegerverband ausgegrenzt. Vergessen wir nicht: Je mehr unabhängige Zeitungen ohne Konzern­anschluss existieren, desto höher ist die Medienvielfalt.

5. Achtung: Zweiklassengesellschaft!
Weniger begüterte Menschen, die sich kein Abonnement leisten können, sind als Informationsquelle auf Gratismedien wie kostenlos verteilte Zeitungen angewiesen. Das Medien­gesetz allerdings trägt diesem Umstand keine Rechnung und fördert innerhalb der Bevölkerung die Entstehung einer Zweiklassengesellschaft.

6. Wir fordern gleich lange Spiesse
Die Verleger von abonnierten und von kostenlos verteilten Zeitungen sollen die gleichen Rahmenbedingungen erhalten. Alles andere ist wettbewerbsver­zerrend und gefährdet damit das Fortbestehen unserer Gratiszeitungen  auf lange Sicht.
Aus diesen sechs genannten Gründen sagen wir am 13. Februar 2022 Nein zum «Massnahmenpaket zugunsten der Medien».
Wir danken Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihre Unterstützung an der Urne sowie für Ihr Vertrauen in ­unsere Zeitungen!

Markus Hofer, Verleger «D’REGION»
Erwin Gross, Verleger «Bärnerbär» und «BümplizWoche»
Mario Cortesi, Verleger «Biel / Bienne»
Tom Herrmann, Verleger «Wochen-Zeitung»


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