Gratulation zum 102. Geburtstag

  10.08.2021 Aktuell, Foto, Burgdorf, Gesellschaft

Klara Ruch kam am 12. August 1919 in Bisisthal zur Welt. Diese Siedlung besteht aus verstreuten Berghöfen und gehört zur Gemeinde Muotathal im Kanton Schwyz. Klara Ruch lebte mit ihren drei Schwestern und zwei Brüdern auf einem Bauernhof. Die Familie war bei den Arbeiten auf die Mithilfe ihrer Kinder angewiesen, im Sommer draussen, im Winter im Haus. Während der warmen Jahreszeit sammelten sie unter anderem Silbermäntelikraut, trockneten und verkauften dieses als Tee. Vielleicht liegt darin die Erklärung für das hohe Alter der Jubilarin, denn diese Heilpflanze soll viele Körperfunktionen positiv unterstützen. Klara Ruch meinte zwar, sie hätte nichts Besonderes getan, dass sie so alt sei. Sie habe in einfachen Verhältnissen gelebt, das sei alles.
Wie einfach die Verhältnisse damals waren, ist heute kaum vorstellbar. Da es keine Kleiderläden gab, kauften die Leute Stoff und nähten selbst, oder sie liessen sich von der Störschneiderin ein Kleid anfertigen. Die meisten Muotathaler/innen besassen lediglich ein Paar Schuhe, die man mehrmals flicken liess und wenn möglich an jüngere Geschwister weiterreichte. Im Sommer gingen sie barfuss, um das Schuhwerk zu schonen. In der kalten Jahreszeit wurden Kleider, Küchentücher und Lacken geflickt. Da Socken noch nicht im Handel waren, strickten Frauen und Mädchen an kalten Winterabenden.
Bereits als Kind besuchte Klara Ruch mit ihrer Familie jeden Sonntag den Gottesdienst. Neben der Kirche standen die Post und die Wirtschaft «Schönenboden», wo auch Lebensmittel angeboten wurden. Die meisten Leute kauften nach der Messe mehrere Laibe Brot, die sie sich für den Heimweg unter den Arm klemmten. Telefonanrufe erledigten sie im Postbüro. Viele Muotathaler/innen hätten damals kaum gewusst, wie ein Telefon funktionierte und brauchten darum Unterstützung durch den Posthalter.
Nach der obligatorischen Schulzeit galt es, möglichst bald Geld zu verdienen. Mit einem Monatslohn von 20 Franken sei man mehr als zufrieden gewesen. Klara Ruch fand eine Stelle in Aarburg in einer Metzgerei. Dort lernte sie ihren Ehemann Gottfried Ruch kennen. Später zogen die beiden nach Burgdorf und übernahmen die Haberrütti, einen Landwirtschaftsbetrieb in Burgdorf. Sie bekamen vier Kinder und dreizehn Enkelkinder. Einige verbrachten ihre Kindheit im selben Haus wie Klara Ruch. Sie erinnern sich gerne an die Stunden, die sie beim Grosi weilten. Auch Urenkel hat sie viele: Das 16. Urenkelkind wird in zwei Monaten zur Welt kommen. Längst führt ihr jüngster Sohn den Landwirtschaftsbetrieb. Bis vor einem halben Jahr wohnte Klara Ruch im oberen Stock des Bauernhauses. Als ihr das Füttern der Hühner zu anstrengend wurde, sass sie gerne vor oder hinter dem Haus, einfach dort, wo die Sonne schien. Nach einem Unfall brauchte sie mehr Pflege und Unterstützung und zog darum ins Altersheim Sonnhalde. Obwohl sie einen Rollator als Gehhilfe braucht und auch die Hände etwas «gstabelig» sind, bezeichnet sich Klara Ruch als einigermassen gesund und findet es schön, so alt zu werden. «Ich nehme das Leben ‹vore­wäg›», meinte sie schmunzelnd. Sie mache Spaziergänge oder sitze in ihrem Zimmer. Vor knapp 30 Jahren starb ihr Mann und darum bereite ihr das Alleinsein keine Mühe. Sie höre gerne Radio und schalte abends gelegentlich den Fernseher ein. Kontakte zu den andern Bewohnerinnen und Bewohnern seien bis jetzt wenige entstanden. Die andern Leute seien schon länger da und kennen sich. In dieser Beziehung sei sie eben die Jüngste.
Die 102-jährige Klara Ruch feiert ihren Geburtstag im Altersheim Sonnhalde mit einem Menü nach Wahl. Auch die Familie wird mit ihr feiern. «D’REGION» gratuliert der Jubilarin von Herzen zum Geburtstag.

 

Helen Käser


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