Eine grosse Herausforderung für die Oberstufenschülerinnen und -schüler der Besonderen Klassen Kirchberg waren die Projekttage der vergangenen Woche. Der Plan war, die eintönig graue Wand der Turnhalle – auf die der Blick aus dem Klassenzimmer fällt – zu verschönern. Sabina Bellwald, Initiatorin dieses Abenteuers, verstand es schnell, die Schulklasse und einige Skeptiker von dieser Aktion für die Projekttage zu überzeugen. Am Anfang der Geschichte stand ein Museumsbesuch in Basel, bei welchem sich die Schüler/innen von Werken des international bekannten Street-Art- Künstlers «Banksy» fasziniert zeigten. «Das wär doch was für die kahle Wand der Turnhalle», waren sich alle einig. Sprayen, legal, ohne Angst vor dem Erwischt-Werden und erst noch mit (hoffentlich) öffentlicher Anerkennung. Sabina Bellwald, Lehrerin für bildnerisches Gestalten an der Oberstufe, nutzte ihre familiäre Verbindung zu Graffiti-Künstler Thomas Sarbach, dem die künstlerische Regie dieses Projektes oblag.
Bei der Themensuche gewann schluss­endlich das «Dschungelbuch». Nun wurden Schablonen und ein Dossier zur Geschichte angefertigt: Es enthielt Wissenswertes und Interessantes über die Regenwälder der Erde, tropische Tiere und knifflige Denksportaufgaben. Alle gestalteten darin ihre Dschungelbuchgeschichte, denn unter Thomas Sarbachs Anleitung waren meist nur zwei oder drei junge Sprayer/innen auf dem Gerüst am Arbeiten. Auf der 13 x 3 Meter grossen Fläche war dann aber schnell mal zu sehen, was dargestellt werden sollte. Mit den ersten Spray-Erfolgen wuchs die Begeisterung für das Gemeinschaftswerk. Talent, Können und Fantasie vermischten sich mit Ehrgeiz zu einem respektablen Kunstwerk. Spass hatten ausnahmslos alle Beteiligten. Auf die spätere Berufswahl hätte diese Sprayer-Aktion jedoch keinen Einfluss, meinte Dejan, eine beeindruckende Papageien-Schablone präsentierend. «Ich habe schon mal gesprayt», verrät ein Schüler. «Und‚ erwischt worden?» «Zum Glück nicht, aber das hier ist schon mega», brachte er seine Begeisterung zum Ausdruck. Jamie, Zulfagar und Jeamy arbeiteten am Dschungelbuch-Dossier, schrieben Texte, malten und lösten Rätsel.

Finale
Der letzte Arbeitstag war ein besonderer Tag: Zum Zmittag gab’s Pizza. Alle zwölf Kunstschaffenden kreierten in der Schulküche ihre Lieblingspizzen. Die Tage zuvor gab’s Smoothies und Muffins. Eine fröhliche, plaudernde Schülergruppe stellte sich für ein Erinnerungsfoto vor dem monumentalen Wandbild auf. Bis aufs Signieren und auf kleine Feinarbeiten ist das Werk vollendet. Ein gemeinsames Glace-Essen war Honorar und Anerkennung sowohl für die engagierten Schulklassen als auch für die Lehrpersonen Sabina Bellwald, Janine Meier, Ariane Kirchhofer und Andrea Meschenmoser.

Künstler
«Banksy» ist das Pseudonym eines britischen Street-Art-Künstlers, der durch seine Schablonengraffiti berühmt wurde. Seine wahre Identität und seinen Namen hält der Künstler geheim. Thomas Sarbach, international ausgezeichneter, erster legal anerkannter Walliser Graffiti-Künstler, ist ein fester Begriff in der Schweizer Kunstszene, einer, der sich in keine Schublade stecken lässt und keine Klischees bedient. Das Wandbild an der Turnhalle am Reinhardweg verdient Beachtung und freut sich auf viele Bewunderer.

Sylvia Mosimann