Goldfieber in Aefligen
03.06.2021 Aefligen, Foto, Kultur, RegionReto Schrag aus Aefligen sammelt seit seiner Kindheit Münzen und Medaillen. Früher durchsuchte er die Portemonnaies seiner Eltern nach Münzen mit sogenannten Fehlprägungen, seit einigen Jahren beschäftigt er sich nun mit der Herstellung von Münzen und Medaillen.
In Aefligen betreibt er ein Ladengeschäft (www.celtic-coins.ch), in welchem er viele Münzen und Medaillen ausstellt, verkauft und natürlich auch kauft. Die Geschichte der Medaillen, aber auch der Münzen ist dort erlebbar. Auch kann man sogenannte Fehlprägungen anschauen und in die Faszination des Münzwesens eintauchen.
Reto Schrag ist im Besitz vieler Medaillen, Münzen und Prägeapparate. Was ihm fehlt, sind weitere sogenannte Prägestempel, die Probeprägung/Probeabschläge und die dazugehörigen Medaillen. Wenn also jemand im Besitz eines Prägestempels, einer Probeprägung und/oder Medaille/Münze ist, darf er / sie sich gerne bei Reto Schrag melden. In seinem Laden können die bereits vorhandenen Utensilien besichtigt werden.
Bereits die Kelten hatten Formen und Werkzeuge, um Edelmetalle zu schmelzen und zu prägen. Dies mit einer Präzision, welche fast heutigen Standards entspricht. Medaillen haben sich im Laufe der Zeit aus den Münzen ergeben, wobei eine Medaille keine Zahlungsmittelfunktion hat, sondern als Sammlerobjekt zu einem Anlass oder einem Ereignis dient. Seit dem 16. Jahrhundert kennt man Medaillen als Kunstobjekte. Sicher allen sind die teilweise hochdekorierten Könige, Generäle usw. bekannt. In der Schweiz wurden Medaillen vor allem durch die Schützenvereine bekannt, wurde doch seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis ca. 1960 für praktisch jedes Schützenfest eine Medaille angefertigt. Wahrscheinlich sind in vielen Stuben noch Medaillenkästen vorhanden. Die wenigsten von uns kennen jedoch die Arbeit und die Geschichte dahinter.
Reto Schrag fragt seit Jahren bei Privatleuten, Vereinen und Museen nach, ob solche Stücke noch erhalten sind, um geschichtsträchtige Gegenstände (vor allem Medaillen, Münzen, ab und zu auch Pokale) vor dem Wegwerfen oder Einschmelzen zu retten. Meist erhält er jedoch keine Antwort oder lediglich den Hinweis, dass die Suche nicht rentiert, weil die finanziellen Mittel fehlen. Dies findet er schade, da diese Gegenstände viele Geschichten erzählen und unbedingt für die Nachwelt erhalten bleiben sollten. Im Moment arbeitet Schrag an der Ausarbeitung eines Berichts für die Münzenzeitschrift, in welchem er die Wichtigkeit dieser Utensilien hervorhebt und ebenfalls Museen und Privatanbieter dafür sensibilisieren kann. Zusätzlich hat er in seinem Laden in Aefligen ein informatives Goldwaschmuseum eingerichtet, in welchem er die Geschichte der Waschgold-Verwendung von der Antike bis heute zeigt. Wenn möglich immer mit Bezug zur passenden Medaille oder Münze. In diesem kleinen «Kosmos» wird die Geschichte wirklich fassbar und man versteht, welche Wichtigkeit die Stempel, Medaillen und Münzen und vor allem die Probe- und Fehlprägungen haben.
Vor einigen Jahren übernahm Reto Schrag mit seinem Team die «Goldwaschtouren» von Toni Obertüfer, einem leider verstorbenen Goldwasch-Pionier aus der Zentralschweiz. Auf Voranmeldung kann nun im Emmental nach Gold gesucht werden
(www.goldwasch-touren.ch).
Vom Goldsuchen über die Geschichte, vom Werkzeug bis zum Endprodukt; dies alles erlebt man in
Aefligen.
Alexandra Weber