Motorensound statt Kuhglocken
20.08.2018 Aktuell, Oberburg, Gesellschaft«Playboys fahren Ferrari, Gentlemen sitzen im Maserati», meinte Peter Ustinov, der aber auch wusste: «Man sollte zwei Maserati haben, damit sich immer einer in der Werkstatt erholen kann.»
Im Autoquartettspiel waren sie stets die Abräumer. Modelle wie der Maserati Ghibli oder der Ferrari Daytona sind mit ihren Acht- und Zwölfzylindermotoren und etwa 350 PS die Überflieger ihrer Zeit. Gut 50 Jahre ist das her, doch die Leidenschaft für diese Traumautos altert nicht.
Keine Elektronik, kein ABS sondern Doppelvergaser, die um die Wette schnorcheln. «Klack» – der nächste Gangwechsel durch die Kulisse, aber bitte mit sauber dosiertem Zwischengas – sonst kracht’s fürchterlich im Getriebe und die Zahnräder fliegen einem um die Ohren.
«Falling in Love...» lautete denn auch das Motto des diesjährigen Classic Day. Betörende Formen der berühmtesten Designer Pininfarina und Bertone begeistern noch heute. Vom Ferrari 250 SWB Competizione mit Alu-Karrosserie wurden 1960 weltweit nur 46 Stück hergestellt. Er gewann alles, was es zu gewinnen gab. Sein Hintern zählt zum Aufregendsten, das in Blech erschaffen wurde.
Einzigartig war der Auftritt des Alfa Romeo RL Targa Florio von 1924. Fünf dieser Rennwagen wurden gebaut. Auf einem gewann Enzo Ferrari sein erstes Rennen als Werkspilot bei Alfa. «Von all meinen Rennen während dieser Zeit war mein Sieg 1924 an der Coppa Acerbo im Alfa Romeo RL das absolut Grösste. Ich schlug Mercedes kurz nach deren Sieg an der Targa Florio.»
An einer langen Tafel im Grünen des Golf Emmental genossen die Teilnehmer ein unvergessliches Mittagessen im Restaurant Altes Sumpfhaus – inmitten ihrer automobilen Schätze. Danach hiess es: Zündungsschlüssel gedreht – heiser trompetete es aus dem Doppelrohr. Zurück blieb ein leises Bimmeln der Kuhglocken.
zvg