Traditionelles «Wybermahl»

  04.06.2018 Aktuell, Kultur, Hettiswil, Gesellschaft

Lange Vorbereitungen gingen dem traditionellen «Wybermahl» in Hettiswil voraus. Sie liessen dies zu einem überaus gelungenen Fest für etwa hundert Hettiswiler Frauen jeglichen Alters werden.
Das sogenannte «Wybermahl» geht auf den Guglerkrieg anno 1375 zurück. Damals verteidigten die Hettiswiler Frauen ihr Dorf und das Gluniazenserkloster erfolgreich gegen plünderndes Kriegsvolk. Der Prior des Klosters erlaubte daraufhin, als Anerkennung und Belohnung, jeweils am Jahrestag des Gefechtes (der 26. Dezember) nach Bedarf Holz zu fällen. Infolge Übernutzung des Waldes wurde dieses Recht später aufgehoben und die Frauen erhielten eine Wiese, die «Wyber­matte», deren Ertrag sie während Jahrhunderten zu einem gemeinsamen Mahl nutzten.


Festen und feiern
Bis heute, nach einem Unterbruch von etwa 120 Jahren, wird diese in Brauchtum und Kultur eingegangene Historie der Hettiswiler Frauen alle zwei Jahre gefeiert. Unterbrochen wurde das Fest, weil es bei diesem «Wybermahl» allzu übermütig zu- und herging und – so heisst’s – Männer mit im Spiel waren. Wage sich heute ein Mann in die illustre Frauenrunde, so drohe ihm ein Bad in Kobels Brunnen, lachen die Frauen. Auch Neuzuzügerinnen freuen sich jeweils aufs Fest, was in der vom Komitee gewünschten Festkleidung reflektiert: Historische Kleider, Trachten, Dirndl oder schräge Kostüme geben ein buntes Bild, das durch die tolle Stimmung besonders geprägt wird. Knapp hundert Frauen essen gemeinsam die traditionelle «Wedelebocksuppe», geniessen «brönnti Creme» und allerlei «Bachnigs», singen, tanzen, «prichten». Suppenteller, Löffel und Kaffeetasse mussten mitgebracht werden.
«D Ofehüsi-Froue» und jene vom «Wybermahl»-komitee sind bereits Tage vor dem Fest im Einsatz. Es wird gebacken, Gemüse für die Suppe gerüs­tet, «Kobels Schopf» auf dieses Fest vorbereitet. Längst reicht der Ertrag der «Wybermatte» nicht mehr zur Ausrichtung eines so grossen Festes. Den kleinen Obolus für die Unkosten entrichten die Frauen aber gerne. Wie immer zeigen die Hettiswiler Frauen auch in diesem Erinnerungsfest Zusammenhalt, auch wenn einige den Grund dieses Festes kaum mehr kennen und in zwei Jahren bereits wieder ein Jubiläum  – das Dreissigjährige – gefeiert wird. Unbeschwerte Heiterkeit ist die Grundstimmung im dichten Gedränge im Schopf. Musik oder Örgeler brauche es nicht, so können sich die Frauen in normaler Lautstärke miteinander unterhalten. Laut wurde es dennoch beim «Nidleschwinge». Sechs Frauen zeigten Geschick und Ausdauer, um in einer Schüssel Rahm steif zu schlagen. Sie wurden angefeuert wie auf einem Sportplatz.

Sylvia Mosimann

 


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