Hochwasserschutz und Revitalisierung der Emme
23.04.2018 Aktuell, Bätterkinden, Utzenstorf, GesellschaftAn der öffentlichen Orientierung vom vergangenen Mittwoch in der Saal Anlage Bätterkinden wurden zwei Projekte vorgestellt. Das Projekt «Ämmeschache-Urtenesumpf» ist ein reines Revitalisierungs- und das «Objekt 05» ein Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt. Beide können einzeln realisiert werden, machen aber deutlich mehr Sinn, wenn sie gemeinsam umgesetzt werden, da sie in Bezug auf die Wasserspiegellagen bei einem hundertjährlichen Ereignis aufeinander Einfluss haben.
Bauherr ist der Schwellenverband Emme I. Sektion. Der Kanton übt die Oberaufsicht über alle Arbeiten im und am Gewässer aus und kümmert sich um die Auszahlung von Subventionsgeldern, die bei beiden Projekten voraussichtlich 82 bis 95 Prozent betragen könnten.
Das Bauprojekt «Ämmeschache-Urtenesumpf» ist in der Planung weiter fortgeschritten als das «Objekt 05». Beim ersten können bei der Gemeinde schriftliche Einsprachen eingereicht werden, beim zweiten läuft das Mitwirkungsverfahren, bei beiden Projekten jeweils noch bis am 14. Mai 2018.
Die Emme verursachte schon im 16. Jahrhundert regelmässig Überschwemmungen
Aus diesem Grund begann man um 1800 mit ersten Verbauungen. Durch Begradigungen und Eindämmung wurde das Ziel verfolgt, den Hochwasserschutz zu verbessern. Ungefähr achtzig Jahre später erfolgten die eigentlichen Korrektionsarbeiten, die das Ziel hatten, den Fluss auf ungefähr 36 Meter Breite einzudämmen. Damit frass sich die Sohle in den Untergrund, wodurch Hochwasser seltener wurden. Die Sohlenerosion war nicht mehr aufzuhalten und zeigte auch deutlich negative Folgen. Ökologische Defizite, sinkender Grundwasserspiegel, unterspülte Brückenfundamente und Ufersicherungen sind einige der Folgeschäden.
Bei der Revitalisierung «Ämmeschache-Urtenesumpf» steht die Ökologie im Vordergrund
Da diese Etappe der Emme in einem Naturschutzgebiet sowie im nationalen Aueniventar liegt, erfüllt sie die nötigen Voraussetzungen, beidseits revitalisiert werden zu können. Man will dem durchschnittlich 30 Meter breiten Fluss mehr Platz verschaffen, damit sich natürliche Auen mit Überflutungsflächen auf einer Breite bis zu 140 Metern entwickeln können. Diese sollten sich möglichst eigendynamisch umformen, damit sie ökologisch wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna schaffen können. Die grösste bauliche Massnahme ist das Verschieben des Hochwasserdammes, der zum grössten Teil aus dem Aushub für den Uferschutz vor Ort wiederverwendet wird und eine Länge von rund 1,3 Kilometern misst. Danach werden Breschen in den alten Damm geschlagen und die Schwellen einseitig abgesenkt, um die Eigendynamik zu initialisieren. All diese Massnahmen fördern die auentypische Vegetation, schaffen strukturreichere Ufer, ermöglichen die Fischwanderung, verbessern den Hochwasserschutz und erhöhen die Attraktivität des Flussraumes. Weiter werden Stillgewässer, Weiher und Tümpel angelegt, um neue Lebensräume für Amphibien, Reptilien (Ringelnatter) und Libellen zu schaffen.
Die voraussichtliche Bauzeit beträgt zwei bis drei Jahre, immer während den Wintermonaten. Die Gesamtkosten für das Revitalisierungsprojekt belaufen sich auf sechs Millionen Franken.
Das Kombiprojekt «Objekt 05» beinhaltet Hochwasserschutz und Revitalisierung
Dem Hochwasserschutz wurde stets grosse Bedeutung beigemessen. Doch einem Jahrhundert-Hochwasser wäre die Emme mit den Ausuferungen und fehlendem Freibord (Berücksichtigung von Wellenbildung, Energie des Wassers) bei Dämmen und bei der Strassenbrücke nicht gewachsen. Mit dem Kombiprojekt «Objekt 05» – es ist die Fortsetzung des ersten Projektes – wird auf einer Länge von rund 1,9 Kilometern die Hochwassersicherheit verbessert. Bauliche Massnahmen umfassen die Verbreiterung der Flusssohle auf 45 bis 60 Meter, was zu einer höheren Abflusskapazität führt. Die militärische Übersetzstelle soll verschoben und eine Schwelle rückgebaut werden und zudem wird das Ufer strukturreicherer gestaltet.
Neben dem Hochwasserschutz, der in diesem Bereich erste Priorität hat, ist das Wiederherstellen eines ökologischen Gleichgewichtes wichtig. Kostenschätzungen für dieses Projekt belaufen sich auf 4,7 Millionen Franken. Im Saal der Anlage Bätterkinden trafen sich Bürgerinnen und Bürger aus den angrenzenden Gemeinden und zeigten grosses Interesse an den beiden Projekten. Besorgte Hausbesitzer äusserten ihre Ängste und Bedenken. Weitere Themen waren das Abholzen der Bäume zum Bau des neuen Dammes, Restwassermengen zur Erhaltung des Fischbestandes, die Nutzung der Emme als Naherholungsgebiet oder Problemstellen bei Brücken oder Wehren. Neben den Referenten beantworteten Fachpersonen wie Petra Graf, Amt für Landwirtschaft und Natur, Abteilung Naturförderung, und Hans- Peter Oberhänsli, Vizepräsident des Schwellenverbandes, die Fragen und überzeugten mit ihrer Fachkompetenz.
Helen Käser