760 Reisebegeisterte in der Markthalle

  05.03.2018 Aktuell, Alchenstorf, Politik, Koppigen, Schwingen, Wirtschaft, Bildung, Region, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

Am 1. März 2018, als das Unteremmental unerwartet mit Schnee überrascht wurde, fand in der Markthalle Burgdorf ein aussergewöhnliches Fest statt. 760 Personen waren der Einladung von Reiseorganisator Andreas Aebi und dessen Frau Thea, Aebi Reisen GmbH, Alchenstorf, trotz der misslichen Strassenverhältnisse in die Emmestadt gefolgt. Dass Landwirt und Nationalrat Andreas Aebi genau diesen Ort für seine Festlichkeiten ausgesucht hatte, hat seine Gründe. In ebendieser Halle hat er vor ungefähr 52 Jahren als Wärter am Schafmarkt Burgdorf sein erstes Geld verdient – «e Föifliber am Tag», liess er schmunzelnd wissen. Auch ist er seit gut zwanzig Jahren im Versteigerungs- und Auktionswesen tätig, unter anderem als Auktionator in der Markthalle Burgdorf.

Danke sagen
«Liebi Lüt! I bi überwäutiget vo euch aune zäme!», so Thea Aebi mit Blick über die Besucherreihen. Es sei ihr und Res eine Herzensangelegenheit, Danke zu sagen – dafür, «dass dir geng sit mitcho uf d Reise und dass mir geng gsung si hei cho. Schön, dass dir da sit!» Die 760 Gäste waren zum Teil von weither angereist – der eine von Kanada eingeflogen. «Dr Res, dä kennt de die Lüt hie aui mit em Name!», verriet ein Gast aus dem Aargau voller Bewunderung. Dass Aebi zu Festbeginn die 21 Helferinnen und Helfer des Abends vorstellte, über jede und jeden eine kurze Geschichte erzählte – immer mit einem Lob verbunden –, beeindruckte. Schwinger, Bankdirektor, Juristen, Landwirte, Bäuerin, Schneiderin, Tierarzt, Besamungstechniker, Nationalrätin, Generalstabs­offizier: alles Freunde, die sich ein grünes Aebi-T-Shirt übergezogen hatten und während fünf Stunden die Gäste bedienten. Dass Letzterer Aebis wegen sogar der Brevetierung durch Regierungsrat Käser fernblieb, zeugt von grosser Freundschaft.

Spuhler als Ehrengast
Mehr als eine blosse Kollegialität verbindet Res Aebi und Unternehmer Peter Spuhler. Der Verwaltungsratspräsident, Hauptaktionär (80 Prozent), vor Kurzem als CEO zurückgetretene Stadler-Rail-Vorzeigemann und ehemalige Nationalratskollege war als Referent geladen. Aebi wollte seinen Gästen nicht bloss mit Speis und Trank für ihre Treue zu seinem Unternehmen danken, er wollte ihnen auch beste Unterhaltung bieten. HSG-Betriebswirtschafter Spuhler konnte im Alter von knapp dreissig Jahren eine kleine Firma mit 18 Mitarbeitenden im Thurgau übernehmen. «Heute zählen wir knapp 8000», so der Geschäftsmann dazu. Stadler Rail erzielt jährlich einen Umsatz von rund 2,3 Milliarden Franken. Bis heute sind mehr als 7000 Züge und Lokomotiven von Stadler Rail gebaut worden und weltweit im Verkehr.

«Bilanz»- und Bundeshaus-­Journalistin
Florence Vuichard hatte von Res Aebi den Auftrag gefasst, Peter Spuhler etwas aus der Reserve zu locken. Unter anderem verriet er, dass er keinesfalls Bundesrat werden wolle. Eventuell Ständerat. «Aber die Wahrscheinlichkeit ist klein.» «Und das Mercosur-Abkommen? Ist das wichtig für Sie?», wollte Vuichard wissen. «Freihandelsabkommen nicht zu jedem Preis! Unsere Landwirte dürfen keinesfalls geopfert werden! Aber wir müssen einen freien Marktzutritt haben.» Seiner Meinung nach reichen die Bilateralen I und II. Zu den Bombardier-Zügen der SBB meinte er: «Der Doppelstockauftrag… Das war die schlimmste Niederlage, die ich je erlebt habe.»

Wenn einer eine Reise tut…
«Vor ungefähr 18 Jahren wollten mich drei Kollegen an eine Auktion nach Leipzig begleiten. Plötzlich waren es zwanzig, dann hundert Personen», so Aebi zu den Anfängen seiner Reisetätig­keit. Das Motto von Aebi Reisen lautet: Natur, Abenteuer und Geselligkeit. Längst sind alle Familienmitglieder als Reisebegleiter unterwegs: die Freundinnen der zwei Söhne, der Freund der Tochter, die drei Kinder Matthias, Ann-Kathrin und Raphael sowieso, Thea, die Lieblingsschwägerin, enge Freunde. Be­reist wird die ganze Welt. – Mit Musikstücken ebenfalls aus der ganzen Welt wartete die Musikgesellschaft Koppigen unter dem jungen Dirigenten und Profi-Posaunisten Rick Peperkamp auf. – Es gäbe noch so viel über das Fest zu erzählen – gemäss den Worten: Wenn einer eine Reise tut, und führt sie bloss nach Burgdorf, dann kann er was erzählen.


Barbara Schwarzwald


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote