«Ich hätte nicht besser klettern können»

  09.10.2017 Jugend, Region, Sport

Die am 22. November 1999 geborene Michelle Hulliger aus Ramsei feierte in Russland ihren bisher grössten Erfolg ihrer bereits 12-jährigen Sportkletter-Karriere: Juniorinnen-Europameis­terin im Lead-Klettern. «Endlich hat es einmal geklappt», meint die Goldgewinnerin. Redaktor Stefan Leuenberger unterhielt sich mit Michelle Hulliger.

Sie wurden in Russland von den Gefühlen übermannt, als EM-Gold feststand.
Ich wusste nach meinem Finaldurchgang, dass ich mindestens Silber gewonnen hatte. Als dann die letzte Konkurrentin sieben Griffe vor meiner erreichten Marke von der Wand musste, kamen die Emotionen hoch. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Seit 2005 stecken Sie viel Herzblut ins Sportklettern, bezeichnen es ständig als «Ihre erste grosse Liebe». Wie gross ist jetzt die Genugtuung?
Die ist mega gross. Ich war an vielen Wettkämpfen ganz nahe dran, habe dann aber jeweils meine Leistung nicht abrufen können oder war mental nicht parat. Endlich hat es einmal geklappt. Diesmal passte auch im Final einfach alles. Ich hätte nicht besser klettern können.

Wie war der Empfang daheim?
Meine beiden Schwestern kamen mir mit dem Zug entgegen, womit es schon in Burgdorf zum herzlichen Wiedersehen kam. Daheim warteten dann Familie und Freunde auf mich. Es war sehr schön.

Welche Gratulation freute Sie am meisten?
Ach, es waren ganz viele. Auch WhatsApp-Gratulationen habe ich enorm viele bekommen. Jede einzelne Beglückwünschung war herzlich und freute mich sehr.

Auch Ihre Arbeitgeberin ist stolz auf Sie. Die Ersparniskasse Affol-tern schaltete ein Gratulationsinserat und ehrt Sie auf der Homepage.
Das ehrt mich. Und es ist keine künstliche Werbeaktion – die freuen sich wirklich für mich. Unser Arbeitsklima ist wirklich toll. Wir sind ein cooles Team.

Wo hängt die Goldmedaille?
Ich werde sie bald daheim über meinem Pult aufhängen.  

Aber dieser grösste Erfolg Ihrer Karriere bedeutet nicht, dass Sie jetzt kürzertreten?
Oh, nein. Im Gegenteil: Sie verleiht mir Motivation, noch mehr Gas zu geben. Dieser EM-Titel ist nur ein Zwischenziel. Ich habe noch lange nicht genug vom Sportklettern. Es ist immer noch meine grosse Liebe.

Sie holten EM-Gold in der Disziplin Lead. Wäre dies auch im Bouldern denkbar?
Nein, im Lead bin ich schon am stärks­ten. Das Bouldern übe ich seltener aus, die Speed-Disziplin praktisch nie.

Als Baumeister des Erfolgs darf Hans Gerber bezeichnet werden.
Auf jeden Fall. Meinem Entdecker und Trainer seit dem ersten Kletterzug habe ich alles zu verdanken. Ein grosser Teil der Goldmedaille gehört ihm. Ich möchte Hans an dieser Stelle für den unglaublichen Support über all die Jahre herzlich Dankeschön sagen.

In Russland wurden nicht nur die EM-Titel vergeben, auch die Siegerinnen und Sieger des Gesamtklassements des Europacups wurden erkoren. Sie holten Bronze in der Europacup-Serie. Zufrieden?
Diese Serie war für mich nicht so wichtig. Es hat sich so ergeben. Natürlich freue ich mich aber über den Podest­platz.

Wie sehen die nächsten Ziele aus?
Ich werde am 28. Oktober 2017 erstmals bei der Elite an einer SM teilnehmen. Und zwar an der Lead-SM in Uster. Anschliessend steht noch ein Weltcupeinsatz bei der Elite in Slowenien auf dem Programm. Mein nächster Schwerpunkt wird die Elite-WM 2018 in Innsbruck sein.
Interview: Stefan Leuenberger


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