Die Jugend setzt ein Zeichen
09.12.2016 Aktuell, Bätterkinden, Politik, Bildung, Region, Jugend, GesellschaftEs ist Mittwochabend, 18.00 Uhr, kalt und neblig. Trotzdem haben sich zahlreiche Jugendliche, Kinder und ihre Eltern bei der «Landi» Bätterkinden eingefunden, um ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen gegen das geplante RBS-Depot bei der Leimgrube. Mit Wünschen für eine gesunde Dorfentwicklung, in welcher die zentrumsnahe Parzelle nicht durch ein RBS-Depot mit Schienen und Fahrleitungen verbaut wird, werden Himmelslaternen entzündet und losgeschickt. «Wir wollen keine Lärm- und Lichtemissionen, welche unsere Lebensqualität in den angrenzenden Wohngebieten massiv verschlechtern», lautet die einhellige Meinung.
Begleitgruppe gefordert
Laut RBS soll das Depot mit Platz für 16 Züge am Standort Leimgrube in Bätterkinden ab 2021 gebaut und bis Ende 2023 in Betrieb genommen werden. Insgesamt 24 Standorte entlang der Strecke Solothurn – Bern hat das unabhängige Planungsbüro IC Infraconsult vorgängig anhand von fünf Hauptkriterien (Betrieb, Finanzen, Raumplanung, Umwelt und Landschaft) sowie 28 Unterkriterien bewertet. In die Standortsuche war die Gemeinde Bätterkinden mit einbezogen worden. Reto Vogel, Bewohner des an die Leimgrube angrenzenden Quartiers, war selber in einem Depot wie dem geplanten tätig. Er weiss, was ihn erwartet. Dadurch, dass der Viertelstundentakt geplant sei, bleibe dem RBS wahrscheinlich nur die Nacht, um den Fahrleitungsdienst auszuführen, was Lärm rund um die Uhr bedeute, meint er. Das Ehepaar Vogel gehört – wie weitere 650 Personen – zur «IG Bätterkinden», einer Interessengemeinschaft von Einwohnern aus Bätterkinden und Kräiligen, die bei der Platzierung des Depots mitreden und mitgestalten wollen. «Wir verlangen die Einführung einer paritätisch zusammengesetzten Begleitgruppe mit Vertretern des RBS, Grossräten aus unserer Region, der IG Bätterkinden, der Fachverbände und allfälligen weiteren Personen», so ihre Forderung.
Die nächste Generation
«I findes sehr guet, dass ou d Jugend mitmacht, di nächschti Generation, wos am meischte wird beträffe», lässt der 16-jährige Gymnasiast Jan Ziehli auf dem «Landi»-Parkplatz verlauten. Leider kann er keine Himmelslaterne steigen lassen, weil er ins Unihockeytraining muss. «Zuvorderst beim Bahnübergang» – so seine Worte – wohnt Sandro Knuchel, ein 18-jähriger Geomatiker-Lernender. Er und die Kolleginnen Julia Schär sowie Vera Ziehli marschieren mit der Gruppe der Teilnehmenden zum «Abflugort» der Himmelslaternen mit. Das Entfachen ist nicht ganz einfach. Zu zweit wird eine Laterne gehalten, eine dritte Person zündet sie an. Gemeinsam wird gewartet, bis sich der Ballon aufgebläht hat und von selbst zu steigen beginnt. Begeisterte Jubelrufe, wenn die Himmelslaterne genau über dem für das RBS-Depot vorgesehenen Landstück Fahrt aufnimmt und Richtung Himmel fliegt.
Kapazität ausgeschöpft
In den Zügen des RBS ist der Platz knapp, in den Hauptverkehrszeiten die Kapazität ausgeschöpft. Um die stetig wachsende Zahl der Fahrgäste auch in Zukunft transportieren zu können, plant der RBS, zwischen Solothurn und Bern längere Züge (180 m) einzusetzen. Zudem wird der Bahnhof Bern neu gebaut und die Bahnhöfe zwischen Solothurn und Jegenstorf werden ausgebaut. Insgesamt könne das Sitzplatzangebot damit um 50 Prozent erhöht werden, ist zu vernehmen. Für diese Angebotserweiterung werden zusätzliche Züge benötigt, die instand gehalten und abgestellt werden müssen. Die heutigen Depotanlagen in Solothurn und Worblaufen sind dazu zu klein. – «I ha natürlich nid Fröid! I wohne grad näbedran. I ha chli Müeh mit em Vorgehe vom RBS. Lut dr Studie isch anschinend d Umwäut weniger Wärt, Houptsach, es isch günschtig», äussert sich Roger Pfister, Bubenbergstrasse, zum geplanten Depot bei der Leimgrube. Es gebe beim Bahnhof Bätterkinden sicher bessere Lösungen, als einen Parkplatz für Züge zu erstellen, fügt er an. Mittels öffentlichem Mitwirkungsverfahren, das noch bis März 2017 dauert, wird sich die IG einbringen. Die andere Möglichkeit sei via Grossen Rat, wo bereits eine Motion hängig sei, damit der RBS nicht selbstherrlich sagen könne, «Leimgrube» sei der beste Standort, schliesst er.
Barbara Schwarzwald