«Heldentaufe» – ein neuartiges Brettspiel für Familien mit Kindern
17.05.2015 Aktuell, Bildung, Burgdorf, Jugend, GesellschaftCrowdfunding. Bei diesem Wort sind die Fragezeichen geradezu vorprogrammiert. Was um Himmelswillen ist denn das, werden sich viele fragen. Der Burgdorfer Simon Junker kennt es, und er hofft auf dieses eher neuartige Finanzierungsinstrument. Im Internet können Interessierte einer Idee, eines Projekts oder eines Anlasses Geld spenden. Einkassiert wird aber nur, wenn bis zu einer bestimmten Frist eine vorgegebene Grenze erreicht wird. Bei Junker ist es die stolze Summe von 50 000 Franken, die bis Mitte Juni hereinkommen muss. Das Geld braucht er, um ein neuartiges Brettspiel umsetzen zu können, das er und seine Kollegen Kaspar Wyss und Bastian Kälin entworfen haben. Sechs Jahre haben sie dafür gebraucht, um von der Idee zum ausführungsreifen Prototyp zu gelangen.
Doch gehen wir an den Anfang zurück. Der angehende Sekundarlehrer wählt für seine Masterarbeit an der Pädagogischen Hochschule Bern das Thema Spielen als Grundlage für die Verbesserung der Sozialkompetenz. Es geht darum, Situationen zu kreieren, die das soziale Lernen fördern. Dabei entwickelt er eine Idee, die mit dem Ende der Arbeit nicht begraben, sondern immer lebendiger wird: ein eigenes Spiel. Heute liegt das Spiel vor und Junker verspricht ein spannendes Spiel mit vielen Rollenwechseln auf zwei Ebenen, der Ober- und der Unterwelt. Helden gibt es und Monster. Das Glück spielt eine wesentliche Rolle, aber ebenso die Taktik. Abwechslungsreich ist es auch, verspricht er. Hauptzielgruppe sind Familien mit Kindern ab 12 Jahren, aber ebenso können es Jugendliche oder Erwachsene spielen. Zwei bis vier Spieler sind ideal, die Spielzeit ist 60 bis 90 Minuten. Es sei sehr interaktiv, die Wartezeiten für einen Spieler vergleichsweise gering. Kosten wird es zwischen 40 und 50 Franken.
Das sind die Eckdaten, aber wirklich erfassen wird man als Aussenstehender das Game wohl erst, wenn man es spielt. Es gibt eine Demoversion im Internet, aber mit seinem Brettspiel vergleichen könne man sie nur bedingt. «Ja, es vermittelt vielleicht sogar einen falschen Eindruck», meint der Burgdorfer. Aber die Internetversion sei wichtig, um die Beachtung in der grossen, weiten Gamerwelt zu erlangen. Diese eigene Welt hat Junker auch kennengelernt. Er tummelte sich auf den internationalen Foren, um auf sein Spiel aufmerksam zu machen. Aus dieser Ecke kommt ein grosser Teil der bisher etwa hundert Vorbestellungen für die «Heldentaufe», wie das Spiel offiziell heisst. Hundert aber genügen noch bei Weitem nicht, damit Junker in die Produktion gehen kann. «Die Mindestproduktmenge liegt bei tausend Stück», weiss er. Er braucht 850 bestellte Exemplare oder eben jene 50 000 Franken, um die Kosten wieder hereinzubringen. Auch sonst hat er auf seinem Weg zum Spiel verschiedene Hürden überwinden müssen und seine «Lehrblätze» gemacht. Es gab viele Entscheidungen. Dabei war die Frage, ob das Spielfeld einmal oder zweimal gefaltet wird, noch eine der leichteren. Ein entscheidender Punkt und gleichzeitig auch ein Meilenstein war die Gestaltung. Das Team wählte einen renommierten französischen Zeichner in Bordeaux und reiste zu ihm. Das Produkt vermag Junker sehr zu überzeugen, auch wenn der Weg vom Entwurf bis zum Endergebnis für alle Seiten nicht einfach gewesen sei, wie Junker erklärt.
Für den Weg bekam das Team Unterstützung. Die Burgergemeinde, die Migros und die Pädagogische Hochschule unterstützten das Projekt auch finanziell. Wenn das Crowdfunding misslingt, hat Junker noch weitere Pfeile im Köcher: «Ich kann das Spiel einem Verlag verkaufen.» Gemacht hat er dies bisher nicht, weil er seine Unabhängigkeit bewahren und keine Kompromisse eingehen wollte. Überzeugt ist er von seinem Spiel. Diese Erkenntnis stammt von unzähligen Testrunden. Auch Schüler seiner Klasse in Walkringen waren in diesem Prozess dabei. Damit das Crowdfunding gelingt, scheut er keine Mühen. Die Familie muss bis Mitte Juni auf ihn oft verzichten. Digitale Hilfsmittel wie eine Homepage oder Facebook (alles unter «Heldentaufe») sind dabei wichtig. Und dann heisst es hoffen…
bwz