Die ersten Asylsuchenden sind eingezogen

  05.11.2014 Aktuell, Gesellschaft, Schafhausen

Mit wenigen Tagen Verspätung – weil die ersten Zimmer wegen der extrem kurzen Vorbereitungszeit noch nicht bezugsbereit waren – sind vergangenen Freitag die ersten Flüchtlinge im Schulhaus Schafhausen eingetroffen. Paul Mori, Geschäftsleiter der Heilsarmee-Flüchtlingshilfe Bern, ist neben dem Zentrum Hindelbank nun auch zuständig für Schafhausen.

In Lehrerwohnungen
«Die Ankunft der ersten Flüchtlinge verlief reibungslos und ohne Opposition gewisser Bevölkerungskreise», sagt Mori. Ein Ehepaar aus Äthiopien und eine junge Mutter mit ihrer 10-jährigen Tochter aus Eritrea waren die Ersten, gefolgt von einer neunköpfigen Grossfamilie (vier Erwachsene, fünf Kinder) aus Syrien. Bis am Abend werden drei weitere Personen erwartet. «Für die Familien und die Mutter mit ihrer Tochter ist es eine Erleichterung, in oberirdischen Zimmern untergebracht zu werden», führt Mori aus. «Die erwarteten Flüchtlinge kommen aus Syrien, Eritrea, Sri Lanka, Äthiopien, Afghanistan und weiteren Ländern. Teilweise können wir Familien aus den Zentren Riggisberg und Hindelbank hierher verlegen.» Das alte Schulhaus mit seinen drei grossen Lehrerwohnungen (vier Zimmer) mit Küche und Bad bietet sich als Domizil für Familien und Grossfamilien an. Die syrische Familie kann in zwei Zimmern mit entsprechend vielen Kajütenbetten untergebracht werden, was doch eine gewisse Rückzugsmöglichkeit und ein Minimum an Intimität garantiert.

Geld verdienen fürs Handy
Mori kommt auf die etwas entspannte Situation bei der Flüchtlingsplatzierung zu sprechen: «Nicht zuletzt dank der unerwarteten Bereitstellung von 150 Schlafplätzen hier in Schafhausen können wir grösseren Gruppen – vor allem mit Kindern – Wohneinheiten ermöglichen, die etwas angenehmer sind als die unterirdischen Zivilschutzanlagen.» Im Schulhaus stehen immer noch Betten für grössere Gruppen bereit. Die meist lokalen Handwerker haben laut Mori in kürzester Zeit riesige Arbeit geleistet: «Die Brandschutzvorgaben sind alle erfüllt, die neun Schulduschen wurden auf Warm-/Kaltwasser umgerüstet, im alten Handfertigkeitsraum wurde eine Grossküche samt Abwaschtrögen inklusive Geschirr, Besteck, Gläsern, Töpfen, Pfannen usw. installiert und je 150 Betten samt Bettinhalt und Spinden wurden oder werden noch platziert.» Der Aufenthaltsraum konnte mit mehreren gespendeten Polstergruppen wohnlich gestaltet werden. Dazu kommt die übliche Technik mit Telefon, TV, Internet, Computer, WLAN usw. für das Büro bzw. eine Zweitausgabe für die Bewohner. Mori weist darauf hin, dass beim Umbau diverse Flüchtlinge aus umliegenden Zentren mitgearbeitet und sich mehrere Tage lang bei einem Stundenlohn von wenigen Franken eine gewisse Summe verdient haben, die sie oftmals für den Kauf des billigsten Handys verwendeten. «Über WLAN können sie dann günstig oder gratis Kontakt mit ihren Familien zu Hause aufnehmen und von der geglückten Flucht in die Schweiz berichten», erzählt Mori.

Gerti Binz

 

Beschwerde hängig

Der Widerstand aus Kreisen der Schafhauser Bevölkerung gegen die für 150 Asylsuchende geplante und noch bis Ende Woche umzubauende Unterkunft geht in die nächste Runde. Wie TV und Printmedien am Wochenende meldeten, haben Anwohner beim Regierungsstatt-halteramt Beschwerde gegen die nicht bewilligte Umnutzung des alten Schulhauses in eine Asylunterkunft eingereicht.

Mittels Rechtsbegehren verlangen diese Kreise, der zwischen der Gemeinde Hasle b.B. und dem Kanton als Betreiber der Asylunterkunft über drei Jahre laufende Mietvertrag sei für das alte Schulhaus aufzuheben, denn «laut Bauverordnung der Gemeinde Hasle darf das Gebäude mit Schulzimmern, Nebenräumen und drei grossen Lehrerwohnungen nur als Schulhaus betrieben werden». Folglich sei eine Asylunterkunft nicht zonenkonform.

Nicht wenige Anwohner stören sich an der grossen Zahl von 150 Asylsuchenden im 300-Seelen Weiler.


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