Geplante Asylunterkunft stösst auf Widerstand
07.10.2014 Aktuell, Gesellschaft, Politik, SchafhausenWie Ende der letzten Woche bekannt wurde, kann der Kanton Bern Ende Oktober im leer stehenden Schulhaus in Schafhausen eine oberirdische Asylunterkunft anbieten. Die Kollektivunterkunft mit rund 150 Plätzen wird zurzeit von den zuständigen Behörden in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Migrationsdienst (MIDI) und der Heilsarmee Flüchtlingshilfe auf die Ankunft der ersten Asylsuchenden vorbereitet. Der Gemeinderat von Hasle bei Burgdorf informierte die Gemeindebevölkerung mit einem Flugblatt und die direkten Anwohner mit einem persönlichen Schreiben über die Umnutzungspläne für das alte Schulhaus. Zudem ist für Fragen aus der Bevölkerung eine telefonische Hotline unter der Nummer 079 427 76 53 in Betrieb.
Asylunterkunft stösst auf Widerstand
Gegen den Beschluss des Gemeinderats regte sich im beschaulichen Emmentaler Dorf sofort Widerstand. Bereits am Freitag, 3. Oktober 2014, fand vor dem alten Schulhaus eine Kundgebung statt, an der rund 170 Personen teilnahmen. Organisiert wurde sie von Marcel Eggimann und Urs Grossenbacher, welche die Anwesenden auf dem Schulhausplatz begrüssten. Eggimann zeigte sich erfreut über die vielen Teilnehmer und war überzeugt davon, dass die Kundgebung Wirkung zeigen werde. «Wir müssen ein Denkmal setzen, und das wird uns auch gelingen.» Da erst am 14. Oktober 2014 eine Informationsveranstaltung durch die Gemeindebehörden stattfinden wird, konnten die beiden Organisatoren nichts Neues bekannt geben. Das wollten sie aber auch nicht, vielmehr ging es ihnen darum, ein Zeichen gegen den Plan und auch das Verhalten der Behörden zu setzen. Durch die Versammlung von 150 Personen auf dem Rasen neben dem Schulhaus sollte veranschaulicht werden, wie gross die Gruppe der Asylsuchenden sein würde, die im kleinen Dorf untergebracht werden soll.
Ihren Abschluss fand die Kundgebung nach einem Spaziergang zum Bahnhof, wo die Anwesenden engagiert weiter diskutierten und Unterschriften gegen die Asylunterkunft sammelten.
Vorgehen der Behörde sorgt für Kritik
Für Gesprächsstoff unter den Anwesenden sorgte vor allem die grosse Zahl von Flüchtlingen, die im alten Schulhaus untergebracht werden soll. Für viele war es geradezu ein Schock, dass 150 Menschen in ihrem Dorf, das nur 293 Einwohner zählt, einquartiert werden. Dieser Entschluss sei unverantwortlich, ja geradezu absurd. Viele fragen sich zudem, was die Neuankömmlinge dort den ganzen Tag lang tun sollen, einzelne befürchteten auch einen Anstieg der Kriminalität.
Für viel Kritik sorgte auch das Vorgehen der Gemeindebehörde, welche die Einwohner vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Die meisten Anwesenden hätten sich gewünscht, dass sie der Gemeinderat in die Entscheidungsfindung mit einbezogen hätte oder zumindest schon im Voraus über den Plan informiert hätte.
Protest via Facebook
An der Kundgebung vom Freitagabend nahmen auch etliche Einwohner/innen der umliegenden Dörfer teil, die negative Auswirkungen auf ihr eigenes Dorf befürchten. Sie vermuten, dass die Asylsuchenden beispielsweise am Bahnhof oder vor dem Coop in Hasle Unruhe stiften werden.
Trotz der geäusserten Kritik und Befürchtungen zeigten sich an der Kundgebung vom Freitagabend viele vor allem über die grosse Zahl von Asylsuchenden beunruhigt, weniger über die Asylunterkunft an sich. Immer wieder wurde auch festgehalten, dass man mit 30 bis 50 Ankömmlingen gut leben könnte.
Von Verständnis für die Flüchtlinge ist auf der Facebookseite «Gegen das Asylzentrum Schafhausen i.E.» hingegen wenig zu vernehmen. Die Seite, die am Freitag aufgeschaltet wurde und bereits fast 2500 Anhänger hat, dient vielen als Katalysator für ihre Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Asylpolitik. So weist sie denn viele Kommentare auf, die von starker Ablehnung von Flüchtlingen im Allgemeinen zeugen. Es liegt nun am Gemeinderat, am 14. Oktober an der Informationsveranstaltung die Karten offenzulegen und die Lage zu beruhigen.
Jasmin Welte