Abschlussfest als überzeugender Schlusspunkt fürs Schwingfest

  15.01.2014 Aktuell, Schwingen, Sport, Region, Vereine, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

Auch der letzte Akt des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes in der Burgdorfer Markthalle ist minutiös durchorganisiert. Rund 80 Prozent der Eingeladenen können kommen. Für alle Angemeldeten liegen Namenskarten zum Umhängen bereit, sodass auch nach längerem Apéro auf den Galerien (gut 90 Minuten) immer noch nachzulesen ist, mit wem man eigentlich diskutiert und trinkt. Die Stimmung ist gelöst, unzählige Anekdoten werden herumgeboten.

Der Herrgott ist ein Schwinger
Andreas Aebi, Präsident des ESAF-Organisationskomitees, geht in seinem Rückblick auf die Ereignisse der vielen Jahre ein, die sich von der ersten Idee eines Schwingfestes in Burgdorf bis zu dem für die Emmentaler erfreulichen Abstimmungsergebnis von 118:83 für Burgdorf und gegen Thun als Austragungsort ereignet haben. Die Arena hat Platz geboten für 52 013 Personen, «so viele wie noch nie an einem Eidgenössischen. Alles hat geklappt, der Festumzug war gewaltig. Von ganz kleinen Pannen abgesehen, ist alles reibungslos abgelaufen, die Publikumsströme erreichten den Festplatz wie vorgesehen.»

Aebi kommt noch auf die lange vor dem Schwingfest offene Gabenbeiz zu sprechen, die von Tag zu Tag mehr Besucher angezogen hat. «Aus dem ganzen Emmental kamen Männer und Frauen, während Wochen war diese Beiz das meistfrequentierte Restaurant im Emmental. Wie Vögel, die sich für den gemeinsamen Weg sammeln, so zog es Tag für Tag Besucherströme hierher.»

Lange Messer und Flaschen
«Insgesamt 244 Personen sassen in unzähligen Funktionen im erweiterten OK», führt er aus. Er selber habe primär Respekt vor Wetter und Budget gehabt. «Gutes Wetter ist für so ein Grossereignis unbezahlbar. Das Budget hingegen muss unbedingt eingehalten werden. Das ist dank Sparrunden und Fachleuten aus der Privatwirtschaft gelungen, die ihr grosses Wissen haben einfliessen lassen.» Aebi spricht allen Anwesenden und deren jeweiligen Mitarbeitern seinen grossen Dank aus und erinnert dank dem finanziell guten Abschneiden an den um 50 Prozent höheren Stundenlohn für die über 4000 Helferinnen und Helfer, die für ihre Vereine oder persönlich statt acht neu zwölf Franken pro Stunde erhalten.

Und schwärmt weiter von der «einmaligen Atmosphäre in der Arena, wo sich alles duzt, sich über Gott und die Welt austauscht und später problemlos mit dem langen Messer aus dem Rucksack Wurst und Brot schneidet und Bier und Wein aus Flaschen beziehungsweise Gläsern trinkt: «An welcher anderen Sportveranstaltung ist so etwas noch möglich? An keiner!» Ihm hat das Schwingfest persönliche Sternstunden bereitet, hat ihn bewegt und überrascht. Er hofft, anderen sei es gleich gegangen. Beeindruckend sei auch die nachträgliche, feierliche Kranzübergabe Ende Dezember 2013 an die vier nachprämierten Schwinger gewesen (dies infolge eines gedopten Schwingerkollegen).

David schlägt Goliath
ESAF-Geschäftsführer Patrick Sommer nennt in seinem Rückblick Pfingsten 2005 als Datum, an dem erstmals von einem Burgdorfer Schwingfest die Rede gewesen ist. Er zählt diverse Hindernisse und Einwände auf, die es zu überwinden gegolten hat, bis die OK-Mitglieder am 7. November 2007 von der Machbarkeits- in die Kandidaturphase übergehen konnten: «Wir waren alles andere als der Favorit in der Kampfkandidatur gegen das übermächtige Thun», hält Sommer fest.

Die Anwesenden, die nach dem Apéro an langen Tischen in der Markthalle Platz genommen haben, können sich zurücklehnen und «den wirklich überzeugenden Kandidaturfilm, das Herzstück aus der 30-minütigen Burgdorfer Präsentation», geniessen. Offensichtlich hat der Film auch die Delegierten aus der ganzen Schweiz überzeugt, denn Burgdorf erhält am 8. März 2009 den Zuschlag für das ESAF-Fest 2013. «Die Freude war riesig, es sind so viele Tränen geflossen, dass man die Emme hätte fluten können», so Sommer.

Wechsel beim Muni, nicht im OK
Am 1. September 2011 findet auf der Lueg im Beisein von 400 Gästen die Muni-Taufe von «Fors vo dr Lueg» statt. «Während der Sieger-Muni in­folge gesundheitlicher Probleme ausgetauscht werden musste, gab es im Gesamt-OK fast keinen Wechsel. Manche Mitglieder bringen es auf über 1000 Arbeitsstunden, die Helfer-Vereine auf 60 000 Stunden. Darauf sind wir extrem stolz, vielen Dank den Anwesenden.»

Am 1. September 2012 sorgt Petrus für flatternde Nerven beim OK. «Wenn wir dieses Wetter am Fest-Sonntag gehabt hätten, wäre das ESAF-Ergebnis massiv schlechter ausgefallen. Die Helfer-Entschädigung hätte nie zwölf Franken pro Person betragen.» Sommer spricht von einem «wunderbaren Fest, einer absolut friedlichen Menschenmasse und einem würdigen Sieger». Und wieder geniessen die Anwesenden einen der vielen Kurzfilme mit Impressionen vom Schwingfest.

«Überstrahlt worden ist das Fest von einem tollen Sieg durch einen würdigen Sieger: Sempach Matthias», führt Sommer aus. Sempach betritt die Bühne und informiert über die Zukunft seines Siegermunis, «der wieder zurück ins Emmental nach Ranflüh kommt. Er zieht in den Stall von Hertig, einem Verwandten von mir.» Gewohnt wortkarg wünscht der Schwingerkönig 2013 allen noch ein schönes Fest und kehrt an seinen Platz zurück. Zwei Stunden später erleben seine Tischnachbarn einen bestgelaunten und lachenden Topathleten, der mit ihnen Spielchen um Schnupftabak spielt. Alle amüsieren sich königlich.

Sehr viele haben sehr viel geleistet
Mario John, Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes, spricht von «einem in allen Belangen wunderbaren, richtigen Volksfest, an dem Brauchtum und Tradition gelebt worden sind. Das grösste Schwingfest aller Zeiten. Noch nie ist das Interesse am Schwingen so gross gewesen.» Auch er zollt den unzähligen Helfern grossen Dank: «Sehr viele Leute haben sehr viel geleistet und so zum guten Gelingen beigetragen.» Die sportliche Entscheidung im Schlussgang hätten fast eine Million Menschen an den Bildschirmen mitverfolgt.

Abschliessend werden alle Mitglieder des Kern-OKs einzeln auf der Bühne gewürdigt und erhalten ein Geschenk. In 244 mit Namen angeschriebenen Geschenktüten wartet auf alle OK-Mitglieder ein Präsent. In der Würdigung für OK-Präsident Andreas Aebi lobt Martin Wiedmer dessen Redegewandtheit und seine Beziehungen, die ihn zur Idealbesetzung für diesen Posten gemacht haben: «Er hat dem Fest nach aussen ein Gesicht gegeben.» Aebi darf eine Treichel in Empfang nehmen.

Gerti Binz


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