Die Kühe finden bereits beste Weiden vor
05.11.2013 Aktuell, Schwingen, Kirchberg, BurgdorfGanz wenig drückt die Sonne durch die Wolken und verbreitet eine ruhige, entspannte Atmosphäre, als sich einige Mitglieder des ESAF-OKs, vier beteiligte Landwirte der Familien Aeberhardt und Aeberhard sowie die Medien zur offiziellen Landrückgabe auf dem früheren Gelände des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes treffen. Sie stehen genau dort in einem noch grasfreien Kreis, auf dem am 1. September Matthias Sempach den Schlussgang gewonnen hat. An vielen Orten spriesst bereits zartes Grün, wo Wege und Plätze sowie Standorte von Zelten und Ständen die Weiden sichtbar beeinträchtigt haben.
Termingerechte Rückgabe
OK-Päsident Aebi ist rundherum zufrieden: «Wir sind absolut im Zeitplan; zwei Monate nach dem ESAF erhalten die Landwirte offiziell ihr Terrain in der Eymatt zurück. Das Gelände konnte nach und nach den Landwirten wieder zur Verfügung gestellt werden. Heute ist fast alles hergerichtet, es kann wieder angepflanzt werden bzw. die Kühe können schon seit Längerem wieder weiden.»
Er zeigt sich zufrieden, dass der ESAF-Grossanlass ohne Zwischenfälle und besondere Vorkommnisse, dafür mit einer überwältigenden Zuschauerschar, die das Fest offensichtlich genossen hat, über die Bühne respektive die Weiden gegangen ist. Er betont: «Ich und das gesamte OK sind den Landwirten, ohne deren Land wir den
Anlass gar nicht hätten durchführen können, sehr zu Dank verpflichtet. Wir haben das auch immer wieder erwähnt.»
Die vier anwesenden Landwirte Fritz, Christian und Michael Aeberhardt sowie Hans Aeberhard blicken alle mit guten Erinnerungen ans ESAF zurück. Laut Aebi haben sie und der nicht anwesende Fritz Kunz die vielen Dutzend Hektaren Land zur Verfügung gestellt, den Zeltplatz errichtet und bewirtschaftet und noch einen Verpflegungsstand unterhalten. Das war natürlich nicht die einzige Entschädigung für die knapp 100 Hektaren zur Verfügung gestelltes Land; dieses wurde nach den entsprechenden Richtlinien entschädigt.
Milchshake-Pulver für die Vierbeiner
Übereinstimmend halten die vier fest: «Selbstverständlich sind wir über die drei Festtage nicht in die Ferien gefahren, sondern haben mitgefeiert. Ein solches Jahrhundertereignis kann man sich doch nicht entgehen lassen.» Teilweise waren sie sogar als Helfer tätig. Sie sind mit dem Zustand des zurückgegebenen Landes zufrieden, alles entspricht den Abmachungen. Teilweise ist bereits Weizen angesät worden, und Dutzende offensichtlich gesunder und zufriedener Kühe grasen auf den Weiden. Beim Apéro fallen die grossen weissen Kübel mit Milchshake-Pulver auf. «Die sind nicht für die Bauern, sondern für die Kühe», hält Aebi fest.
Auch Hans-Rudolf Stettler, ESAF-Infrastrukturchef, zeigt sich rundum zufrieden vom Rückbau auf dem Festgelände. Die entlang der Eystrasse deponierten Baumaschinen dienen bereits einem künftigen Bauvorhaben der Gemeinde Kirchberg und sind keine Restbestände des ESAF: «Nur der Bagger an der Gemeindegrenze von Burgdorf führt noch Abschlussarbeiten aus. Eine kleine Strasse, deren Zustand alles andere als gut war, wird durch einen Kiesweg ersetzt. Alle anderen Kiesbeläge sind entfernt worden.»
Keine Unfälle, nur Wespenstiche
Patrick Sommer, seit fünf Jahren hauptberuflich als ESAF-Geschäftsführer angestellt, ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem Ablauf dieses für Burgdorf «als Jahrhundertanlass» bezeichneten Festes mit rund 300 000 Besuchern an drei Festtagen. Dazu kommen noch viele Tausend Personen, die in den Wochen vor dem eigentlichen Schwingfest auf das Gelände geströmt sind und hier gemütliche Abende bei Speis und Trank verbracht haben. Sommer hat seine Arbeit während der Vorbereitungen für die ESAF-2013-Bewerbung aufgenommen und wird noch bis Ende März 2014 tätig sein. «Kürzlich musste ich einen dreiwöchigen Urlaub einschalten, um mich endlich zu erholen. Ich habe trotz Karibik und Traumstränden eigentlich nur geschlafen», schmunzelt er.
Sommer blickt zurück: «Wir hatten keine gravierenden Unfälle, nur unzählige Wespenstiche, Sonnenstiche wegen des schönen Wetters, Personen mit zu hohem Alkoholspiegel, kleine Verstauchungen usw. Es ist bestens gelaufen.»
Kaum Versicherungsfälle
Bei 300 000 Personen ein überaus erfreuliches Resultat: «Auch die Mobiliar Versicherung, bei der wir alle ESAF-Versicherungen abgeschlossen haben, kommt viel besser als erwartet davon. Es sind nur sehr wenige Schadensfälle angemeldet worden», gibt Sommer bekannt.
Er bestätigt, dass für alle Helfer eine Entschädigung von acht Franken pro Stunde vorgesehen ist: «In gut einem Monat liegen die endgültigen Abschlusszahlen des Festes vor. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir voraussichtlich diese Entschädigung an unsere vielen Hundert ‹Chrampfer› zahlen können. Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder, die in irgendeiner Form am ESAF im Einsatz gestanden sind, haben ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift ‹Chrampfer› erhalten und sind derart ‹ausgezeichnet› unermüdlich im Einsatz gestanden. OK-Präsident Aebi erklärt einem verblüfften Journalisten, dass der Ansatz von acht Franken ebenfalls für ihn gelte.
«Ghüdere und fötzele»
Aber nicht nur sie sind von früh bis spät im Einsatz gestanden, laut Sommer haben sich am Samstag nach dem Schwingfest (September 2013) rund 120 Personen inkl. OK-Mitglieder zum «Ghüdere» auf dem Festgelände eingefunden. Nebeneinander gehend haben sie das gesamte Gelände von einer Seite zur anderen durchkämmt und alles, was von den Besuchern liegen gelassen worden ist, in grosse Säcke gesammelt. «Da ist wirklich sehr viel zusammengekommen», erinnert er sich. Zwei Wochen später ist nochmals eine Gruppe von 80 Personen zur Feinsäuberung, das heisst zum «Fötzele» angetreten. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Installationen wie die Arena, die Festzelte usw. bereits abgebaut. «Daher konnten wir wirklich das ganze Festgelände einer gründlichen Schlusssäuberung unterziehen.»
Kirchbergs Gemeindeschreiber Hans-peter Keller zeigt sich auf Anfrage zufrieden mit dem Tempo und der Gründlichkeit, wie das Kirchberger Gelände an die Eigentümer zurückgegeben worden ist: «Alles hat termingerecht geklappt. Die Wiesen und Felder sind fachgerecht renaturiert worden. Alle sind zufrieden.»
Gerti Binz