Bäriswil ist 1150 Jahre alt

  21.07.2011 Aktuell, Bäriswil, Politik, Kultur, Gesellschaft

12. Juli 2011: Bäriswil feiert mit der Bevölkerung den 1150. Geburtstag. Es ist exakt so alt wie Langenthal. Beide Orte sind im gleichen Dokument aus dem Jahr 861 erstmals urkundlich erwähnt. Bäriswil hiess Perolteswilare und zählt heute 1000 Einwohner, Langenthal hiess Langatun und zählt aktuell 15 200 Einwohner.
Zu diesem runden Geburtstag hat sich Bäriswil schön herausgeputzt. Vielerorts flattern drei Fahnen – die Schweizer, die Berner und natürlich die Bäriswiler. Das währschafte Bauernhaus am Hinteren Hubel 2 von 1768 und der einen Steinwurf entfernte alte Speicher gegenüber von 1742 beeindrucken auch mit ihrer Blumenpracht. In Bäriswil gibt es viele imposante Bauernhäuser. So auch jenes von Werner Ulrich in der Hausmatt. Die Einheimischen sind stolz auf ihren von der Statur her kleinen Bürger mit dem grossen Herzen für Pferde, denn dieser hat im Fahrsport bei den Zwei- und bei den Vierspännern schon Weltmeis­terschafts-Gold nach Bäriswil geholt. Unweit des Bauerngutes des Weltmeis­ters scheinen sich beim Schützenhaus der Feldschützen Bäriswil auch Wespen über den 1150. Geburtstag des Ortes zu freuen. Obwohl niemand ins Wespennest getreten ist – wer würde dies schon tun am Festtag Bäriswils? – surren die angriffig scheinenden Insekten wild umher und führen eine Art Jubiläumstanz auf.
Petrus meint es gut mit Bäriswil. Die Gewitterwolken ziehen ab und machen der Sonne Platz. Kurz nach 18 Uhr sind aus allen Richtungen Leute zum Festplatz beim Schulhaus unterwegs. Vom Gässli, vom vorderen Hubel, vom Unteren und Oberen Galgen oder anderswo strömen sie herbei. So auch Eduard Kistler, der einen Teller bei sich trägt, den er seit genau 50 Jahren in Ehren hält. Es ist der damalige Jubiläumsteller. «1100 Jahre Bäriswil, 861 – 1961» steht darauf, und in der Mitte ist gross das Wappen Bäriswils zu sehen.
Viele der 90 Festbesucher, die auf dem Weg zur Jubiläumsfeier sind, bewundern den prächtigen Garten des herrschaftlichen Hauses, in dem sich die Gemeindeverwaltung befindet. Dass diese hier untergebracht ist, verrät ein diskretes Schildchen an der Eingangstüre. Weit grösser ist das Schild mit dem Hinweis, dass hier auch die Spielgruppe Bärlinäscht beheimatet ist. Fest-OK-Chef Peter Theilkäs und seine Frau, Gemeindepräsidentin Elisabeth Allemann Theilkäs, begrüssen die gut gelaunte Festgemeinde. Der Bär als Wahrzeichen Bäriswil ganz in der Nähe – kein echter, sondern ein Geschenk von BDP-Parteipräsident Hans Grun-
der – scheint den Festbetrieb genüsslich zu verfolgen.
Im Stehen stösst die Festgemeinde mit Cüpli auf 1150 Jahre Bäriswil an – und auf eine hoffentlich rosige Zukunft. Nachdem Grillmeister Markus Hegetschweiler unüberhörbar verkündet hat, die Bratwürste seien «noche», füllen sich allmählich die Festbänke. Die Tische sind mit Sonnenblumen geschmückt. Hier wird eifrig diskutiert – über Gott, die Welt, Bäriswil und das rechtzeitig zum 1150-Jahr-Jubiläum erschienene Buch «Bäriswiler Geschichten», das Andreas Kistler und Elisabeth Zulauf im Auftrag der Gemeinde erarbeitet und verfasst haben. Das 232-seitige Werk entpuppt sich als Juwel. Die reich bebilderte, umfassende Dorfchronik bietet viel Wissenswertes und ist unterteilt in «Alte Geschichten», «Gemeindegeschichten», «Burgergeschichten», «Schulgeschichten», «Entwicklungsgeschichten», «Naturgeschichten», «Gewerbegeschichten», «Vereinsgeschichten» und «Merkwürdigkeiten».
Auf der Zeitreise erfährt der Buchleser auch Einzelheiten zum grossen Dorfbrand vom 29. April 1908 und wie das damals neunjährige Mädchen Ida Blatter diesen erlebte. Schuld am Dorfbrand war der heftige Nordwind, die Aarebise. Sie blies die glühenden Schindeln von Dach zu Dach und schuf so eine erschreckende Brandschneise. Brandausbruch war bei der Krämerei Johann Kräuchi – an der heutigen Dorfstrasse 5. Der Schaden war enorm, aber ernsthaft verletzt wurde niemand. Dem Brand zum Opfer fielen vier Schweine, ein Pferd und eine Ziege. In Bäriswil schrieben die drei Hafnerfamilien Kräuchi (primär) sowie Witschi und Kläy Geschichte. Neben Langnau und Heimberg war Bäriswil einst der bedeutendste Hafnerort im Kanton Bern. Archäologische Ausgrabungen, historische Forschungen und die Auswertung aller 333 erhaltenen Gefässe zeichnen ein überraschend neues und erstaunlich vielfältiges Bild der Produktion, die 1758 begann. Aus Anlass des Bäriswiler Ortsjubiläums verfassten Andreas Heege, Andreas Kistler und Walter Thut das Buch «Keramik aus Bäriswil». Auf über 300 Druckseiten und über 500 Farbabbildungen finden hier alle Interessierten die umfassende Geschichte der Hafnerei in Bäriswil. Das Kleingewerbe nimmt in Bäriswil bis heute eine wichtige Stellung ein.
Sympathisch: Zum 1150-Jahr-Jubiläum lancierte man in Bäriswil, das 273 Hektaren gross ist und über zwei Restaurants verfügt – den «Bären» und den «Brunnen» –, das Projekt Bäri-Baum. Um dem Dorfbild ein Stück Natur zurückzugeben, wurden entlang der Dorfstrassen einheimische Bäume gepflanzt. Wie gross werden diese in 50 Jahren sein – und wie gross Bäriswil bei der 1200-Jahr-Feier? Hans Mathys\n

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