Die SVP holt sich einen Sitz der Mitte

  24.10.2023 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Politik

Im Vorfeld der Utzenstorfer Gemeindewahlen war bereits klar, dass, wenn Beat Singer (SVP) die Wiederwahl in den Gemeinderat schaffen sollte, er auch in stiller Wahl weitere vier Jahre in seinem Amt als Gemeinderatspräsident bestätigt ist. Dies gelang dem SVP-Politiker mit 1430 Stimmen souverän.
Anders gestaltete sich die Ausgangslage für die Besetzung der sieben Ämter im Gemeinderat. Gesamthaft 21 Personen auf fünf Listen stellten sich der Utzenstorfer Stimmbevölkerung zur Wahl. Einzig die 2019 neu gewählte Astrid Strahm (GLP) verzichtete auf eine nochmalige Kandidatur. Im Gemeinderat hat die SVP neu vier Sitze, die SP zwei und die GLP einen Sitz.

GLP verteidigt Sitz, Die Mitte verliert den ihrigen
Den frei gewordenen Sitz von Astrid Strahm konnte die GLP in einem äusserst engen Rennen mit der Listenpartnerin Die Mitte verteidigen. Lediglich neun Stimmen (GLP 1270 Stimmen, Die Mitte 1261 Stimmen) gaben den Ausschlag dafür, dass Susanne Siegenthaler-Quinche (473 Stimmen) neu im Gemeinderat Einsitz nimmt. Die Mitte hingegen verliert somit ihren bisherigen Sitz von René Fischer. Remo Zuberbühler, Präsident Die Mitte Untere Emme, zeigte sich enttäuscht: «Wir gingen davon aus, dass unser bisheriger Gemeinderat René Pfister auch aufgrund seiner tollen Arbeit wiedergewählt wird. Daher ist die Enttäuschung momentan sehr gross.» Verantwortlich dafür sei die Listenverbindung der FDP mit der SVP. «Dies hat letztlich der SVP den zusätzlichen vierten Sitz und damit die Mehrheit im Gemeinderat beschert», so Remo Zuberbühler. Man habe im Vorfeld der Wahlen eine Listenverbindung mit der GLP und der FDP angestrebt. «Leider hat sich die FDP aber für eine Verbindung mit der SVP entschieden.» Ähnlich wie Remo Zuberbühler beurteilt Roger Pfister, Ortsvertreter GLP, das Resultat: «Zwar freuen wir uns, dass wir ohne Bisherigen-Bonus mit Susanne Siegenthaler-Quinche unseren Sitz verteidigen konnten. Sie hat sich das mehr als verdient. Doch die Abwahl von René Fischer und der Sitzverlust der Mitte an die SVP ist für uns eine grosse Enttäuschung.» Auch er macht die Listenverbindung der FDP mit der SVP dafür verantwortlich.

Konstanz bei der SP
Die SP konnte ihre beiden Sitze verteidigen, sowohl Annekäthi Schwab (1138 Stimmen) wie auch Christine Christen (987 Stimmen) schafften die Wiederwahl mühelos. Doch auch bei der SP dominiert das Thema des Sitzgewinns der SVP. Dass die SVP nun über die Mehrheit im Gemeinderat verfügt, bezeichnet Martin Rohrbach, Präsident SP Utzenstorf Wiler Zielebach, als «schade». «Zwar beurteilen wir die Zusammenarbeit mit der SVP als sehr gut, jedoch begünstigt eine solche Mehrheit potenzielle Alleingänge», führt er aus. Im Gemeinderat herrsche nun eine neue Realität, an die man sich gewöhnen müsse. Er hoffe aber weiterhin auf eine tolle Zusammenarbeit, die im Sinne des Dorfes erfolge.

Die FDP positioniert sich im bürgerlichen Lager    
Die von den anderen Parteien für den Sitzgewinn der SVP verantwortlich gemachte FDP zeigt sich über den Sitzverlust der Mitte ebenfalls überrascht: «Wir hätten eher erwartet, dass die GLP einen Sitz verliert», meint Adrian Läng, Präsident FDP Utzenstorf. Zwar verpasste seine Partei den Gewinn eines Sitzes, doch habe man sich als Partei klar positionieren können. «Wir haben nicht mit einem Sitzgewinn gerechnet. Unsere Partei wollte sich mit der Listenverbindung mit der SVP in der Mitte rechts und somit klar auf bürgerlicher Seite positionieren. Aus diesem Grund kam für uns auch eine Listenverbindung mit der GLP nicht infrage», erklärt er. Adrian Läng ist positiv gestimmt, dass seine Partei mittels der Kommissionsarbeit einen wichtigen Beitrag für Utzenstorf leisten kann. Zudem macht er im Vergleich zu den Gemeindewahlen 2019, die er als Tiefpunkt für seine Partei bezeichnet, eine Aufwärtstendenz fest. «Das ist mit Blick auf die Gemeindewahlen in vier Jahren sehr wichtig.»

SVP als grosse Siegerin
Als grosse Siegerin der Utzenstorfer Gemeindewahlen 2023 geht also die SVP hervor. Die Bisherigen Beat Singer (1430 Stimmen), Adrian Rothenbühler (1139 Stimmen) und Marc Streit (parteilos, 1133 Stimmen) sowie der neu gewählte Yannick Buchter (496 Stimmen) schafften den Sprung von der SVP-Liste in den Utzenstorfer Gemeinderat. Das Ziel, die bisherigen drei Sitze zu verteidigen, wurde mit dem Gewinn eines vierten übertroffen. Dementsprechend gross ist die Freude im SVP-Lager: «Wir freuen uns extrem über die Resultate», so Michelle Singer, Präsidentin der SVP Utzenstorf. Sie sieht nebst dem nationalen Trend die Nähe der SVP Utzenstorf zur Dorfbevölkerung als Grundlage des Erfolgs. «Wir sind sehr bürgernah und in Utzenstorf präsent. Ich glaube, wir konnten uns das Vertrauen der hiesigen Bevölkerung sichern», meint sie. Trotz der Mehrheit im Gemeinderat wolle man seitens der SVP weiterhin eine kompromissbereite Politik verfolgen, versichert sie. «Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist sehr gut. Es ist nicht in unserem Sinne, nun unsere Anliegen einfach durchzuboxen. Die Diskussionskultur und eine gewisse Kompromissfähigkeit sind für uns im politischen Geschäft nach wie vor von zentraler Bedeutung», stellt Michelle Singer klar.

Joel Sollberger

 


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