Die Geschichte einer Wynigerin im 19. Jahrhundert
18.09.2017 Aktuell, Wynigen, Kultur, GesellschaftSichtlich erfreut über das grosse Interesse der Wynigerinnen und Wyniger an seinem neuen Buch zeigte sich Werner Adams an der Vernissage im Gasthof Linde in Wynigen. Roland Scherrer und Bernhard Brändli vertraten die «Reiti-Musig» und umrahmten die Feier mit passenden Melodien.
Was passsierte vor 170 Jahren in Wynigen zu jener Zeit, als viele Familien in grosser Armut lebten, Kinder keine Kindheit erleben durften, nirgends Unterstützung fanden und Chorrichter über Sein oder Nichtsein entschieden?
Der Roman «Das verlorene Leben der Anna Maria Flückiger» schildert das Leben der Familie Flückiger vom Wynigen-Kaltacher. Der Autor hat sich durch Hunderte von handgeschriebenen Dokumenten akribisch durchgearbeitet und das tragische Schicksal einer jungen Frau zu Papier gebracht. Anna Maria erhält keine Liebe von ihrer Mutter. Streng, böse und unnachgiebig ist sie in allen Dingen, tagtäglich als Wäscherin unterwegs, der Vater ein Korber und Trinker, der seine Kinder schlägt und sich an seiner Tochter vergreift. Zur Familie gehören noch drei Söhne, von denen der eine im Gefängnis sitzt, der andere in Aarwangen verheiratet ist, was ihm die volle Achtung der Mutter bringt, und der taubstumme Johannes, dem Anna Maria in grosser Liebe zugetan ist. Wegen Diebstahls im Gefängnis, gesteht Anna Maria Abtreibung, Brandstiftung und versuchte Vergiftung der Mutter einem angeblichen Geistlichen, der sich Professor nennt und ihr verspricht, dass Gott ihr ihre Sünden vergeben und ihrer Seele Frieden geben würde. Als sie erneut unter Anklage wegen all ihrer Vergehen steht, widerruft sie ihre Geständnisse. Der Widerruf wird nicht in die Akten aufgenommen und Anna Maria versteht die Welt nicht mehr. Gott muss doch über dem Amtsgericht in Burgdorf stehen. Eine im Gefängnis erneut gestandene Tat bringt Anna Maria Flückiger das Todesurteil, die Enthauptung im April 1847 in Bern.
Werner Adams, aufgewachsen in Zürich mit bernischen Wurzeln, beschäftigt sich seit Jahren mit Familiengeschichtsforschung und leitet auch die Genealogisch-Heraldische Gesellschaft Zürich. Seine Informationen stammen aus Originaldokumenten in öffentlichen Archiven, die, wie er bemerkt, eine Fundgrube sind mit vielen spannenden, skurrilen und oft auch traurigen Geschichten aus dem Alltag unserer Vorfahren.
Weitere Titel von ihm sind «Archivgeflüster, Bärner Gschichte us alter Zyt», «In einem kalten Land», «Die Münger Morde», «Abgezogene Hasen» und «Ich war nie, wie ich hätte sein sollen».
Rosmarie Stalder
Erhältlich sind die Bücher unter der Anschrift: Werner Adams, Stutzstrasse 5, 3114 Wichtrach, info@werneradams.ch oder 079 485 31 71. Weitere Infos zum Autor sind zu finden unter www.werneradams.ch.