20 Jahre Stiftung intact
07.05.2017 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf, GesellschaftDer Stadtpräsident Stefan Berger begrüsste am vergangenen Freitag die Gäste in der Markthalle und gratulierte zum Jubiläum einer Organisation, die ein wichtiger Bestandteil der Stadt Burgdorf geworden sei. Danach hielt die Gross- und Stadträtin Andrea Lüthi eine Laudatio. Sie betonte die Wichtigkeit der Nischenarbeitsplätze, die intact schaffe, denn viele Langzeitarbeitslose hätten keine oder lediglich eine kurze Ausbildung hinter sich oder leben sonst unter erschwerten Bedingungen. Intact schaffe eine Win-win-Situation. Gewinner seien die Erwerbslosen, denen neue Perspektiven gegeben werden, die Sozialdienste, welche Unterstützung erhalten und die Bevölkerung, die von den Hauslieferdiensten, der Velowerkstatt und andern Betriebszweigen direkt profitiere.
Eine gute Idee stand ganz am Anfang
Martin Wälti gilt als Pionier der Stiftung, die vor 20 Jahren gemeinsam mit der IG Velo ein Beschäftigungs- und Dienstleistungsprojekt auf die Beine gestellt hatte. Dieses startete in Burgdorf mit einer Velostation am Bahnhof und einem schweizweit einmaligen Velo-Hauslieferdienst. Aktuell bringen Fahrerinnen und Fahrer im Emmental jährlich fast 100 000 Taschen von den Geschäften in die Haushalte.
1999 kam Theophil Bucher dazu. Bucher und Wälti sind Geschäftsleiter und Teil eines 46-köpfigen Leitungsteams. Frauen und Männer führen die verschiedenen Geschäftsbereiche wie den Hauslieferdienst, den Velokurierdienst, die Velostation, die Velowerkstatt und den intact-Laden. Einige sind zuständig für Abklärung und Bildung, den Reinigungsdienst Propr, das Nähatelier, die Keramikwerkstatt und das Recycling. Andere leiten die Landschaftspflege oder das Restaurant Bahnhof Steinhof mit Catering, Verkauf von hausgemachten Produkten und einem Bügelservice. Die Beschäftigungsangebote wurden mit Standorten wie Langnau, Hasle-Rüegsau und Kirchberg erweitert. An Projektideen fehlt es dem Team nicht. Ein Mehrweggeschirrservice für Grossanlässe oder ein Plastikrecycling gehören zu den Plänen, an denen aktuell gearbeitet wird.
Die Stiftung intact zeichnet sich durch innovative Ideen aus. Ihr Ziel ist es, den Programm-Teilnehmenden Chancen zur sozialen und beruflichen Integration zu bieten. Langzeiterwerbslose und seit knapp vier Jahren auch Asylsuchende finden so eine Struktur und Stabilität. Neben einer geringen Integrationszulage erfahren sie bei ihrer Tätigkeit Wertschätzung und Anerkennung.
Verschiedene Gäste aus unterschiedlichen Sparten brachten als Geburtstagsgeschenk eigene Thesen mit
In seinem Inputreferat sprach Stephan Sigrist, Gründer von W.I.R.E. (europaweit führender Think Tank zu Themen der Zukunft), über Zukunftsprognosen mit Schwerpunkt «Digitalisierung». Er bestritt nicht, dass Maschinen uns vor allem repetitive Arbeiten wegnähmen, doch menschliche Nähe könne nicht digitalisiert werden. Jeder müsse seine Zukunft selber erfinden. Sigrists Schlusswort lautete darum: «Computer aus, Hirn ein.»
Tom Kleiber, Microsoft Schweiz, betonte, unsere Arbeitskulturen würden die digitale Zukunft verhindern. «Die Zukunft des Arbeitsmarkts ist zentrales Thema im Parlament», beteuerte Nationalrätin Christa Markwalder und Martin L. Ryser, Gründer und langjähriger CEO der GEWA, ereiferte sich darüber, dass die Wirtschaft zu wenig innovativ im Schaffen von Nischenarbeitsplätzen sei. Louis Schelbert, Nationalrat und Präsident des Verbands «Arbeitsintegration Schweiz», betonte, dass verschiedene, durch die Digitalisierung entstandene Beschäftigungsformen gegen geltendes Recht verstossen und die Arbeitnehmer geschützt werden müssten.
Ueli Schmezer vom Fernsehen SRF zeigte Geschick und hohe Flexibilität bei der Moderation der Podiumsdiskussion und führte mit Charme durch den Abend. Für viele Lacher sorgte der Schweizermeister im Poetry-Slam 2016, Remo Zumstein, mit seiner überzeugenden Sprach-Jonglierkunst und seinen originellen Zukunftsvisionen für die Stiftung intact.
Helen Käser
www.stiftung-intact.ch