Das Burgdorfer Bier schreibt weitere Rekordzahlen
12.05.2015 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf, GesellschaftDer grosse Attraktivitätsfaktor, den man einer Generalversammlung der Burgdorfer Gasthausbrauerei nachsagt (und der in der heurigen Ausgabe am Samstag für das Erscheinen von 1953 prächtig gelaunten Aktionären sorgte), geht bestimmt nicht von einem allfälligen Überraschungseffekt aus: Sowohl die Übungsanlage in der Reithalle Burgdorf und im davor errichteten Festzelt als auch die vorgelegten Informationen sind für die – zahlreichen – Habitués von einer fast schon bösartigen Regelmässigkeit. Selbst die Traktandenliste ist Jahr für Jahr dieselbe und auch die in ihr versteckten Erfolgsmeldungen haben bereits einen offensichtlich in Stein gemeisselten Charakter angenommen.
11 Prozent mehr Bier verkauft
Verwaltungsratspräsident Stefan Aebi konnte denn auch gleich zu Beginn seines Jahresberichts feststellen, dass das Geschäftsjahr 2014 – einmal mehr – das bisher mit Abstand erfolgreichste der Burgdorfer Gasthausbrauerei gewesen ist. Obwohl sie nach wie vor kaum Aufwand für Marketing und Werbung betreibt, stieg der Bierabsatz um fast 700 hl oder 11 Prozent auf 6686 hl.
Dabei haben alle Biersorten zum Wachstum beigetragen, neben einer breiten Palette an Spezialbieren auch das Markenzeichen der Brauerei, das Burgdorfer Helle. Dem Trend der letzten Jahre folgend, stieg auch der Anteil des Flaschenbiers am Gesamtabsatz überproportional, um jetzt zwei Drittel des Absatzes auszumachen. Der Erlös pro Liter Bier hat sich 2014 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert, weil die Gasthausbrauerei erneut keine Preiserhöhungen vorgenommen hat.
Nicht nur in der Produktion, auch in den Kennzahlen hat sich das Geschäftsjahr erfreulich angelassen: Weil sich auch der Absatz der Brauerei-Nebenprodukte (gebrannte Wasser aus der Brau-Maische) und der Merchandising-Artikel gut entwickelte, erreichte der Gesamtertrag 2014 2 324 000 Franken, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dank Disziplin bei den Kosten resultierte daraus ein Jahresgewinn von rund 330 000 Franken.
Sicherheit statt Dividende
Der Frage, warum der Verwaltungsrat vor dem Hintergrund dieses schönen Ergebnisses auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten möchte, widmete Aebi ein besonders grosses Augenmerk (auch weil dazu ein Antrag aus dem Aktionariat eingegangen ist, der allerdings im Vorfeld der GV wieder zurückgenommen wurde). Gegen diese Dividende spreche nämlich, dass der erfreuliche Gewinn nach den Gründerjahren mit Verlusten oder nur kleinen Gewinnen erstmalig war und dass die Reserven immer noch klein sind. Aebi mahnte zu Vorsicht: Weil das Biergeschäft wetterabhängig ist, möchte er bereit sein, finanzielle Durststrecken verkraften zu können und daher Reserven äufnen, um ein solides finanzielles Polster zu haben. Nach diesen umfassenden Ausführungen haben die Aktionäre das Abstimmungstraktandum «Verwendung des Reingewinnes», wie alle übrigen Traktanden, mit dem für die GV üblichen Prädikat «grossmehrheitlich überwiegend» angenommen. Spätestens nach diesen Abstimmungen wurde dann selbst für die erstmalig anwesenden Aktionäre ersichtlich, woher der besagte grosse Attraktivitätsfaktor der Burgdorfer GV herrührt: Sie ist gewissermassen ein Klassentreffen, für das sich «tout Burgdorf» trifft, um in bester geselliger Atmosphäre Geschichten auszutauschen – und durchwegs positive Nachrichten entgegenzunehmen.
Stefan Herrmann